Dämonentor
fahre nach Hause und freue mich schon auf
ein heißes Bad und mindestens achtzehn Stunden Bettruhe.
Zu Hause sieht es immer noch so aus wie vor sieben
Tagen. Ein Haufen Rechnungen vergilbt unter einem Küchentischbein – zumindest
wackelt er nicht mehr. Der Mülleimer quillt über, eine Eigenschaft, die er mit
der Spüle teilt, und Pinky hat die Brotbackmaschine nicht sauber gemacht, seit
der sie das letzte Mal benutzt hat. Ich öffne den Kühlschrank, nur um einen
gebrauchten Teebeutel und ein wenig Milch zu finden, die vielleicht noch ein
oder zwei Tage gut ist, ehe ein Vertrauensvotum beantragt werden muss. Ich
mache mir also einen Tee und spiele Tetris auf meinem Palmtop. Farbige Bausteine
rieseln wie Schnee vor meinen Augen herab, und ich versuche abzuschalten. Aber
leider kommt mir immer wieder die Realität in die Quere: In meinem Koffer
wartet Schmutzwäsche, in meinem Zimmer ebenfalls und während Pinky und Brain
bei der Arbeit sind, habe ich zumindest die Maschinen für mich.
Ich verdränge die Rechnungen erfolgreich und schleppe
den Koffer die Treppe hoch. Mein Zimmer sieht so aus, wie ich es in Erinnerung
habe – und plötzlich wird mir bewusst, wie sehr ich es hasse, so zu leben. Ich
hasse die abgewetzten Möbel, die unser geschmacksscheuer Vermieter ausgesucht
hat. Ich hasse es, meine Privatsphäre mit zwei schlampigen Intelligenzbestien
zu teilen, die obendrein noch nie von Knigge gehört, geschweige denn ihn
gelesen haben und explosiven Hobbys frönen. Ich hasse es, meine Persönlichkeit
durch meinen Eid, stets arm zu bleiben, derart einzuschränken – damit meine ich
meine Unterschrift auf der Wäscherei-ID-Karte. Mühsam ziehe ich den Koffer ins
Zimmer, während sich vor mir eine gewaltige Wand aus Erschöpfung und
Verzweiflung auftürmt. Dann beginne ich, die schmutzigen Klamotten in Haufen zu
sortieren.
Hinter mir ertönt ein Schniefen.
Ich drehe mich blitzschnell um und taste dabei nach
dem Affenhändchen, das sich nicht mehr in meiner Tasche befindet. Erst dann
dämmert es mir, und ich hole tief Luft. »Du hast mich vielleicht erschreckt!
Was machst du hier?«
Nur die obere Hälfte ihres Kopfes schaut unter der
Decke hervor. Sie blinzelt mich müde an. »Was glaubst du denn?«
Ich wäge die nächsten Worte vorsichtig ab: »Du
schläfst in meinem Bett?«
Sie räkelt und streckt sich. »Ein Vögelchen hat mir
gezwitschert, dass du heute zurückkommst und da habe ich krankgemacht – ich
wollte dich sehen.«
Ich setze mich auf die Bettkante. Mhari hat braune
Haare mit blonden Highlights, die sie alle paar Wochen auffrischen lässt. Es
ist so geschnitten, dass sich die kurzen Locken um meine Finger wickeln, wenn
ich ihr über den Kopf fahre. »Wirklich?«
»Ja, wirklich.« Ein nackter Arm erscheint aus den
Tiefen der Bettdecke, schiebt sich um meine Hüfte und zieht mich zu ihr herab.
»Ich habe dich vermisst. Komm her.«
Meine Wäsche muss wohl erst einmal warten. Stattdessen
schaffe ich es gerade noch, mich auszuziehen, ehe sich Mhari auf mich stürzt.
Unter der Decke ist sie völlig nackt und scheint sehr darauf erpicht zu sein,
mich herzlich willkommen zu heißen – mit allem, was dazu gehört. »Was soll
das?«, versuche ich noch zu fragen, aber da packt sie schon meinen Kopf und
presst meinen Mund gegen eine ihrer steil aufgerichteten Brustwarzen. Nachricht
angekommen. Mhari will es, und das ist im Grunde die einzige Situation, in der
man unsere Beziehung als »gut« bezeichnen könnte. Außerdem bin ich über eine
Woche weg gewesen und ein Überfall dieser Art ist das Beste, was mir in letzter
Zeit passiert ist.
Ungefähr eine Stunde später liegen wir ineinander
verschlungen auf dem Bett. Mhari gibt Töne von sich, die an das Schnurren einer
Katze erinnern. »Was hat dich denn da gepackt?«, will ich wissen.
»Ich habe dich gebraucht«, erwidert sie mit einem
naiven Egoismus, auf den jede Katze stolz gewesen wäre. Sie umfasst meine
Schultern. »Hatte eine schlechte Woche.«
»Eine schlechte Woche?« Ich übe mich weiterhin im
Zuhören. Normalerweise läuft zwischen uns alles gut, bis ich den Mund aufmache.
»Es fing damit an, dass es im Büro drunter und drüber
ging. Eric war krank, und ich durfte seinen Fall übernehmen, der sich als
totales Chaos herausstellte. Dann war da noch Judys Party. Sie füllte mich
erfolgreich ab und stellte mich einem ihrer Freunde vor. Ein richtiges
Arschloch, aber das habe ich erst hinterher gemerkt –«
Ich wende mich ab. »Ich wünschte,
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