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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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sondern ein schwerer
Gegenstand, der ausschließlich an Außendienstler der Schwarzen Kammer
ausgegeben wird und die Kriterien des US-Militärstandards 534-5801 erfüllt.
    »Das können wir also als gesicherten Kenntnisstand
annehmen«, meint der lebende Tote. »Fahren Sie bitte fort.«
    Ich seufze. »Ich bin in einem Krankenhauszimmer mit
einer Nadel im Arm aufgewacht. Irgendeine Marionette ihres Geheimdienstes
passte auf mich auf. Nach einer Stunde kam jemand, der behauptete, Karohemds
Boss zu sein, und begann, mir unangenehme Fragen zu stellen. Es hatte ganz den
Anschein, als ob seine Behörde die Vorkommnisse und das Haus bereits im Auge
gehabt hatte, und nachdem ich ihm die Vorfälle im Motel zum dritten Mal erklärt
hatte, glaubte er mir, dass nicht ich, sondern ein anderer seinen
Intelligenzallergiker ins Jenseits befördert hat. Nun wollte er wissen, warum
ich mich in der Nähe des Hauses aufgehalten hatte. Ich erklärte ihm, dass Mo
mich angerufen und höflich um Hilfe gebeten hatte. Nach dem sechsten Mal
glaubte er mir schließlich und ging. Am nächsten Morgen brachte man mich zum
Flughafen und setzte mich ins nächste Flugzeug.«
    Das Schlachtross aus der Buchhaltung, das neben Derek
sitzt, starrt mich an. »Business-Klasse«, zischt die Frau. »Ich vermute, Sie
wollten sich auf dem Rückflug noch etwas Gutes tun?«
    Wie bitte? »Das
hatte nichts mit mir zu tun«, protestiere ich. »Hat man die Rechnung etwa –«
    »Ja.« Andy spielt gedankenverloren mit seinem Stift,
während eine Fliege gegen die Energiesparlampe über unseren Köpfen knallt.
    »Oh.« Nicht genehmigte Ausgaben ziehen zwar nicht
gleich die Todesstrafe nach sich, sind aber neben Gehorsamsverweigerung und
Meuterei so ziemlich der sicherste Weg zur Frühpensionierung. Während der
Thatcher-Jahre soll es sogar Büroklammer-Revisionen gegeben haben, bis jemand
auf die Folgen für die Arbeitsmoral hinwies. »Nicht schuldig«, platzt es aus
mir heraus, ehe ich mich bremsen kann. »Ich habe nicht darum gebeten. Es
passierte, nachdem alles schiefgelaufen war und außerdem war ich noch
bewusstlos.«
    »Niemand beschuldigt dich des Diebstahls der Kronjuwelen,
zumindest nicht in größerem Umfang, als du die Befugnis dazu hattest«, beruhigt
mich Andy und wirft Derek einen niederschmetternden Blick zu. Dann fragt er:
»Was mich allerdings interessieren würde, ist die Frage, warum du sie
aufgespürt hast. Die Standardanweisung für solche Situationen heißt doch, so
schnell wie möglich zu verschwinden, sobald deine Tarnung aufgeflogen ist.
Warum bist du dort geblieben?«
    »Ich –« Meine Lippen sind trocken, denn auf diese
Frage habe ich schon gewartet. »Ich wollte eigentlich weg. Ich saß schon im
Auto und befand mich auf dem Weg zum Flughafen, direkt nach dem Zwischenfall im
Motel. Und ich hätte es auch geschafft, wenn da nicht Mos Anruf gewesen wäre.«
    Nervös fahre ich mir mit der Zunge über die Lippen. »Mein
Auftrag lautete, zu eruieren, ob eine Ausreise möglich ist. Folglich nahm ich
an, dass Mo es wert sein muss, ihre Ausreise auch zu ermöglichen. Es tut mir
aufrichtig leid, wenn dies nicht der Fall sein sollte, aber was sie am Telefon
sagte, klang verdächtig nach Entführung. Das zusammen mit Karohemds Tod hätte
meiner Meinung nach ein noch schlimmeres Ergebnis bedeutet als ein Abbruch. Also
improvisierte ich und lokalisierte sie.
    Ich habe mir die ganze Sache seitdem immer wieder
durch den Kopf gehen lassen. Was hätte ich tun sollen? Ich hätte natürlich
herausfinden können, wo sie festgehalten wurde und zum Motel zurückkehren, um
in Erfahrung zu bringen, wer diesen Spion geschickt hat. Oder ich hätte direkt
zum Flughafen fahren und vom Flugsteig aus anrufen können. Ich kann nur sagen,
dass ich zu involviert war. Irgendein Scheißkerl hatte gerade versucht, mich
über den Jordan zu schicken; zudem spionierten die Amerikaner Mo aus. Als ich
sie anrief, fingen sie den Anruf ab, weshalb ich ihnen auch mitteilen konnte,
wo sie Mo finden. Aber sie wussten es mit aller Wahrscheinlichkeit sowieso
schon. Die Alarmglocken müssen bei ihnen schon geläutet haben, als Mo mich
anrief.«
    Ich nehme das Glas Wasser, das vor mir auf dem Tisch
steht, trinke es in einem Zug leer und stelle es wieder hin.
    »Irgendein amerikanischer Geheimdienst – weiß der
Geier, hinter welchem Akronym er sich versteckt – beschattete Mo und nahm mich
ins Visier, als wir das erste Mal Kontakt aufnahmen. Es war ein abgekartetes
Spiel. Wer auch immer

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