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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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bedeckter
Kiesboden anfühlt. In meinem Schutzanzug schalten sich diverse Funktionen ein.
Ich höre das Surren des Wärmetauschers in meinem Helm. Meine Haut kribbelt und
fühlt sich schlagartig angespannt an, während sich mein Anzug um mich herum
zusammenzuziehen scheint. Externer Luftdruck: Null. Temperatur: Niedrig genug,
um Sauerstoff zu gefrieren. Mein Gott, tatsächlich wie Frühling auf dem Pluto!
    Pike lenkt das Gerät noch etwa fünf Meter weiter. Dann
entrollt er ein Kabel, das obenauf liegt. »Hier, Bob, halten Sie das mal.« Er
reicht mir eine Art Joystick mit einem Abzugshahn, der am Ende des Kabels
befestigt ist.
    »Was ist das?«
    »Ein Totmann. Um unsere Ladung zu sprengen, benutzen
wir zwei von ihnen. Die Bombe geht erst hoch, wenn beide Totmanneinrichtungen
für zehn Sekunden nicht mehr gedrückt worden sind.«
    »Aha, danke für die Erklärung.«
    Ich sehe mich um. Das Tor ist von Symbolen umgeben.
Unsere Fußspuren haben zwar eine geometrische Karte verwischt, die vor ihm
eingezeichnet ist, aber die anderen Muster an der Mauer sind mehr  oder weniger
unversehrt (ebenso die zwei Männer, die geopfert wurden, um es zu öffnen). Uns
umgibt eine Anhöhe, die in einer Art Kamm endet, während die Landschaft vor uns
in ein Tal abfällt. Die Sterne am Himmel starren wie kalte dimensionslose Punkte
auf uns herab. Sie sehen aus wie dämonische, rötliche Augen, die nur darauf
warten, meine Seele zu zerstören.
    Die Teams Alpha und Bravo erkunden die Gegend rund um
das Tor. Ein Brocken, der etwa fünf Meter vor mir aus dem Boden ragt, erregt
meine Aufmerksamkeit, und ich trotte mühsam hinüber, um ihn zu inspizieren. Es
ist ein gefrorener Baumstumpf. Ich strecke meine Hand danach aus, um ihn zu
berühren, und Nebel entweicht dem Holz. Rasch ziehe ich die Hand zurück, ehe
das entweichende Gas mich mit Frostbeulen übersät.
    Hinter dem Tor entdecke ich Fußspuren, die nicht wie
unsere aussehen.
    »Howard, kommen Sie zum Tor zurück. Und verheddern Sie
sich nicht in dem Kabel, das Sie tragen.«
    »Verstanden.« Ich laufe also mühsam zurück und ziehe
die Leitung mit der Totmanneinrichtung vorsichtig hinter mir her.
    »Geben Sie mir das.« Eine große Gestalt streckt mir
eine Hand entgegen. Über dem Visier sehe ich den Namen BLEVINS. Ich reiche
Roland den Totmann, den er mit einem Klettverschluss an seiner Brust befestigt,
ehe er sich zum Hügelkamm hinter dem Tor aufmacht.
    »Howard, hier Barnes. Ich befinde mich auf dem Hügel
hinter Ihnen, knapp zwanzig Meter bergauf. Kommen Sie bitte her. Ich möchte
Ihre Meinung hören.«
    Kurz darauf stehe ich hinter ihm auf dem Hügelrücken.
Einer der Soldaten hockt weiter vorn und hält so etwas wie eine Panzerfaust in
den Händen. »Schauen Sie sich das an«, sagt Alan und winkt mich näher heran. Er
klingt fast belustigt. »Den Kopf unten halten und keine plötzlichen Bewegungen.
So, das reicht, Bob.«
    Ich kann gerade mal über einen Hügel sehen, der vor
mir abrupt abfällt. Abgestorbene Baumstümpfe, so weit das Auge reicht. Der
Boden unter meinen Füßen, das Knirschen – erst jetzt wird mir klar, dass es
sich um Gras handelt, das von einer Schicht gefrorenem Kohlendioxid bedeckt
ist. In der Ferne sind weitere Hügel zu erkennen, die in Berge übergehen. Und
dann –
    »Disneyland?«, frage ich ungläubig.
    Alan kann sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
»Nicht ganz Disneyland, Bob. Ich würde eher sagen, es sieht wie das letzte
Bauvorhaben von König Ludwig IL von Bayern aus, mit dem er den Architekten
Buckminster Fuller beauftragt hat. Oder so ähnlich.« Zinnen wie Sahnehäubchen,
Wehrgänge mit Pecherkern, ein Burggraben samt Zugbrücke und Geschütztürmen. Die
Türme haben spitze Dächer wie die Polizeistationen in Belfast, damit feindliche
Mörser nicht so viel Schaden anrichten können. Außerdem gibt es Schießscharten,
die mit dickem Spiegelglas gefüllt sind. Antennenkuppeln und Masten stehen im
Innenhof der Festung, wo man eigentlich eher Ritter in glänzender Rüstung
erwartet hätte.
    »Die Böschung vor dem Burggraben sieht eigentlich
recht interessant aus«, meint Alan. »Die Wände sind wahrscheinlich mit
aufgeschütteter Erde befestigt, aber sie erwarten wohl kein direktes Artilleriefeuer.
Vielleicht Angreifer zu Fuß oder Raketen, weiß der Geier was – aber sicher
keine Panzer oder direkten Beschuss.«
    »Das ist keine Festung, sondern eine Polizeistation«,
meint der Soldat, der neben uns kauert. Licht bricht sich in dem

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