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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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unseren
Köpfen in Position. Auf der Theke befinden sich unzählige Monitore und Rechner,
während neben der Eingangstür eine treppensteigende Roboterkamera auf ihren
Einsatz wartet. Dort erwartet auch Captain Alan Barnes seine Leute. Ein Dutzend
Männer in getarnten Druckanzügen sitzen in kleinen Gruppen zusammen oder lehnen
an der Wand; die Hälfte von ihnen hat Sauerstoffrucksäcke und Helme mit vollem
Visier dabei, aber kaum einer scheint eine Waffe zu tragen.
    Sie reden nur wenig miteinander. Die Stimmung im Raum
ist ziemlich düster, und Alan verliert keine Zeit mit langen Vorreden. »Also,
Leute, uns erwartet ein geöffnetes Tor der Kategorie vier mit unbekannten, uns
feindlich gesinnten Parteien auf der anderen Seite. Sie haben eine
Wissenschaftlerin von uns entführt. Sekundäres Ziel der Mission ist es, sie
lebendig da rauszuholen. Primäres Ziel aber ist die Identifikation der
Verantwortlichen. Wenn es sich tatsächlich um diejenigen handelt, die wir
dahinter vermuten, ist ihre Neutralisierung und ein anschließender Rückzug samt
Schließung des Tors geplant. Aber wir sind uns nicht hundertprozentig sicher,
mit wem wir es hier zu tun haben. Identifikation und Einschätzung der Bedrohung
sind also von größter Wichtigkeit. Leider können wir nicht einfach rein und
wieder raus, wie wir das gerne hätten. Ich möchte also, dass ihr euch die
kommenden Abläufe kurz durch den Kopf gehen lasst. Aber zuerst ein Lagebericht.
Derek, bitte.«
    Derek, unser guter alter Buchhalter aus der Wäscherei,
steht auf und liefert einen klaren, knappen Lagebericht – ganz so, als hätte er
nie etwas anderes gemacht. »Es geht um eine Ahnenerbe-Werwolf-Kolonie, ein Rest
von Himmlers letzten Widerstandsversuchen.« Gemurmel. »Mukhabarat.« Hüsteln.
»Truppen.« Mehr Gemurmel. »Entführter Wissenschaftler.« Noch mehr Gemurmel. Ich
blicke mich um und suche nach Angleton, der jedoch gerade leise den Raum verlässt.
Derek ist fertig. »Nun sind Sie dran, Captain.«
    »Unsere Mission besteht darin, herauszufinden, was
sich hinter dem Hügel verbirgt«, fährt Alan fort. »Die Rettung der entführten
Wissenschaftlerin und die Neutralisierung der Feinde sind taktische Ziele, aber
unsere strategische Priorität ist es, die tatsächliche Bedrohung einzuschätzen
und unsere Leute darüber zu informieren. Als Erstes sollten wir also den
Spähroboter durch das Tor schicken, um sicherzugehen, dass wir auf der anderen
Seite nicht bereits erwartet werden. Sobald wir grünes Licht haben, gehen wir
rein. Als Zweites«, er macht eine kurze Pause, »sichern wir die andere Seite,
bringen die Sprengsätze an, falls etwas schiefgehen sollte, und improvisieren
dann je nach Lage.«
    Er erlaubt sich ein kurzes Grinsen. »Ich liebe Überraschungen.
Ihr nicht auch?«
    In gewisser Weise schon, denn sonst hätte ich mich
nicht für den aktiven Außendienst gemeldet. So finde ich mich eine halbe Stunde
später auf der violett gestrichenen Treppe des Hotels wieder, atme durch meine
Sauerstoffmaske und warte darauf, dem ungelenken kleinen Roboter, einem halben
Zug einer Spezialeinheit und einer Wasserstoffbombe durch einen Riss im
Raum-Zeit-Kontinuum zu folgen.
     
    Schatten huschen über den Bildsucher – graue und
schwarze Strukturen wie zerrissener Samt, ausgebreitet über vulkanischer Asche.
Auf dem Boden vor meinen Füßen wird ein Kabel abgespult, das sich in die
Dunkelheit hinauswindet. Mary Hutter, unsere technische Ingenieurin, beugt sich
über die Kontrollapparaturen des Roboters und hantiert mit dem Joystick.
Neugierig schaue ich über Alans Schulter.
    »Ein Meter vorwärts; jetzt nach links schwenken.«
    Das Bild auf dem Monitor verzerrt sich. Ein Luftzug
pfeift durch den Türrahmen herein, während das Kabel zu meinen Füßen weiter
abgespult wird. Dann ist die Sicht auf dem Monitor wieder klar. Zuerst sehen
wir nur unscharfen, grauen Schotter, dann in die Ferne. Dort liegt ein dunkler
See. Die Auflösung ist nicht gut genug, um bereits Schlüsse ziehen zu können.
Es ist eine Nachtsichtkamera, die sich erst an die Lichtverhältnisse der
fremden Welt gewöhnen muss. Die Kamera schwingt weiter. Kein Anzeichen von
Leben.
    »Irgendwelche Anzeichen für Hitzequellen, Mary?«,
fragt Alan.
    »Negativ«, berichtet die Ingenieurin.
    »Okay. Richtung Null-Sechs-Null. Zehn Fuß nach vorn
oder bis Sie etwas sehen.«
    Sie folgt den Anweisungen und der kleine Roboter
tastet sich unstet in die grau-schwarze Landschaft vor. »Luftdruck zehn

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