Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
Sie es
also nicht auf Menschen und schalten Sie es bloß nicht ein.  Aber vor allem
drücken Sie nicht auf den BEOBACHTEN-Knopf es sei denn, ich sage es Ihnen. Und
das werde ich garantiert nicht tun.«
    »Verstanden.« Ich schalte den Bildsucher aus und fahre
die Kameras herunter, ehe ich die Waffe vorsichtig beiseitelege. »Gibt es einen
triftigen Grund für diese ganzen Vorsichtsmaßnahmen?«
    Pike sieht mich aufmerksam an. »Nein. Es ist nur meine
Aufgabe, dass Sie gesund wieder zurückkommen.«
    »Sie haben das Sagen«, erwidere ich. »Sie sind hier
der Experte.«
    »Ich?« Er blickt ein wenig skeptisch drein. »Sie sind
doch der Okkultismus-Spezialist. Sagen Sie mir, was uns da draußen erwartet.«
Er bückt sich, nimmt ein Kreislaufatemgerät und fängt an, es sich anzulegen.
»Ich meine das ernst. Was haben wir zu erwarten?«
    »Sie sind schon mal durch ein Tor gegangen, oder?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Dann fällt mir
auf, dass er das Kreislaufatemgerät einrichtet, ohne es auch nur anzuschauen.
Das sind anscheinend Handgriffe, die er im Schlaf beherrscht. Plötzlich sehe
ich glasklar, worauf ich mich da einlasse: Ich werde von diesen Leuten
vollkommen abhängig sein. War ich also doch nur eine Last? Doch jetzt ist es zu
spät, um noch auszusteigen.
    Ich befeuchte meine Lippen. »Mit etwas Glück finden
wir nicht mehr als einige steinalte Nazis, die eine unserer
Wissenschaftlerinnen entführt haben. Das Problem ist, dass sie jemanden oder
etwas nach Kalifornien, London und wahrscheinlich auch Rotterdam geschickt
haben, das nicht zu alt war, um ein paar Köpfe rollen zu lassen. Ich würde also
sagen: Erwarten wir das Schlimmste und hoffen, dass wir enttäuscht werden.«
    »Wohl wahr.« Trocken fügt Pike hinzu: »Ich hasse diese
verdammten Aufklärungsjobs. Ich hasse sie.«
     
    Man zwingt mich zu zwei oder drei Stunden Schlaf,
indem man mir eine Dosis Phenobarbital in meinen linken Arm spritzt. Ich soll
von zehn an rückwärts zählen und schaffe es nicht weiter als bis fünf. Als
Nächstes spüre ich einen Schmerz in meinem anderen Arm, und Pike rüttelt mich
an der Schulter. »Aufwachen! Besprechung in fünf Minuten, und in einer halben
Stunde geht es los.«
    Ich gähne, und er drückt mir eine Tasse in die Hand,
deren Inhalt man mit viel Optimismus als Kaffee bezeichnen könnte. Ich richte
mich auf, während er die Spritze mit dem Gegenmittel in den Abfall wirft. Vage
erinnere ich mich an meine Träume –Augen mit glühenden Würmern und Augen, die
mich wie der leibhaftige Tod über eine elektrodynamische Beschwörungsfalle hinweg
anstarren. Ich zucke nervös zusammen, als sich ein Mann mit dem Gesicht einer
Ratte mir gegenüber hinsetzt und den Reißverschluss einer großen, sehr teuer
wirkenden Golftasche aufzieht.
    Pike stellt uns vor. »Bob, darf ich Ihnen Lance-Corporal
Blevins vorstellen. Roland, das ist Bob Howard – ein Geisterbeschwörer der
Wäscherei.«
    Rattengesicht grinst mich freundlich an und entblößt
dabei einige überdimensionale gelbe Beißerchen. »Angenehm«, sagt er und holt
einen Eisenschläger aus der Tasche, der ein Zielfernrohr und eine dicke
Isolationsschicht aufweist. Vakuumgeeignet! Diese Typen kennen sich also
tatsächlich mit Toren aus.
    »Bleiben Sie immer in meiner oder Rolands Nähe. Er
sichert das Geschwader. Das bedeutet, er ist entweder hinter der Einheit oder
kümmert sich darum, dass wir schnell rein- und wieder rauskommen. Er setzt Sie
irgendwo an einer sicheren Stelle ab und passt auf Sie auf, falls ich keine
Zeit zum Babysitten habe.«
    »Der Alte hat’s echt drauf, Kumpel«, sagt Blevin und
zwinkert mir zu, ehe er einen Schraubenzieher herausholt und sich damit an
seiner Waffe zu schaffen macht, um die Zieleinrichtung zu justieren.
    Ich denke währenddessen darüber nach, dass Pike mit
seiner herablassenden Bemerkung vollkommen recht hat. Ich bin kein Soldat und
habe keine Ahnung, was ich tun und was ich lassen muss. Ich bin eine Bürde für
diese Männer – von meinem Spezialwissen einmal abgesehen. Das ist kein schöner
Gedanke, auch wenn die beiden es mir nicht ständig unter die Nase reiben.
    »Welche Munition soll ich nehmen, was meinen Sie?«,
will Roland von mir wissen. »Ich habe Silberkugeln, aber in diesen
Unterdruck-Welten schlingern die eher –«
    »Besprechung«, unterbricht uns Pike. »Gehen wir.«
    Die Hotelbar ist kaum wiederzuerkennen. Gerüste und
Hebeböcke halten in jeder Ecke des Raums eine Sicherheitsdecke über

Weitere Kostenlose Bücher