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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Ziel ist die Informationsbeschaffung –«,
erwidere ich, aber er hat schon wieder auf einen anderen Kanal geschaltet; ich
weiß also nicht, ob er mich noch hört. Er stupst mich jedenfalls an und
gestikuliert in Richtung Vorraum. Dort hat das Bravo-Team inzwischen eine der
Türen geknackt und macht sich gerade an einer dahinter befindlichen Luftschleuse
zu schaffen.
    »Bravo, Mike hier. Wir haben Atmosphäre – ein halbes
Kilopascal und nur Zwanzig unter Null. Druck steigt: Sicherheitsvorrichtung der
Schleuse entschlüsselt. Scheint alles zu funktionieren, ist aber verdammt
staubig. Sobald Sie es sagen, gehen wir weiter.«
    Ich folge Alan und dem Alpha-Team in den Vorraum.
Scary Spice ist damit beschäftigt, Sprengstoff um die Luftschleusen anzubringen, während ein anderer Soldat sie mit
einem stark isolierten Maschinengewehr ins Visier nimmt. Ich schalte wieder auf
den Hauptkanal um und höre Geknister. Etwas scheint mit meinem Funk nicht zu
stimmen, denn ich höre auf einmal viele undeutliche Geräusche. Geräusche –
    »Hier Howard. Hört einer von euch auch dieses
Knistern?«
    »Hier Hutter. Wer war das? Bitte wiederholen. Ich
empfange Sie zwar, aber das Signal wird schwächer.«
    »Hutter, Bob, etwas weniger Geplänkel, wenn ich bitten
darf. Benutzt die Rauschunterdrückung. Wir haben hier etwas zu tun.« Alan hört
sich ziemlich beschäftigt an. Ich entscheide mich also gegen weitere
Unterbrechungen und konzentriere mich stattdessen auf mein Kommunikationsgerät,
um zu sehen, ob es einen Schaden davongetragen hat. Aber es scheint nichts
kaputt zu sein. Es handelt sich um einen hübschen kleinen UKW-Empfänger, der
imstande ist, die gesamte Bandbreite in Sekundenbruchteilen zu durchlaufen.
Analog, nicht digital, aber der neueste Stand der Technik. Wenn es also ein
Rauschen empfängt, dann gibt es dieses Rauschen auch.
    Ich gehe
zurück zum Eingang und blicke zum Himmel hoch. Die Sterne wirken hier sehr nah.
Der rötliche Strudel der Galaxie starrt wie ein bösartiges Auge auf mich herab.
Ich suche den Mond, der aber von hier aus nicht sichtbar ist. Sein Licht
zeichnet messerscharfe schwarze Schatten in die bläuliche Schneelandschaft. Ich
blinzle und wünschte, ich könnte mir die Augen reiben. Blau? Bilde ich
mir das ein? Oder verwirren mich die optischen Filter in meinem Visier?
    Ich wende mich wieder dem Innenhof zu. Jemand winkt
mich heran. Die Tür vor der Luftschleuse steht weit offen. »Howard, Hutter,
Scary – ihr seid an der Reihe.« Ich bewege mich vorsichtig vorwärts. Der
Betonboden ist voller Risse, und überall sind alte Ölflecken zu erkennen. Ich
drehe mich noch einmal um und bemerke, dass sich Pike mit der Wasserstoffbombe
auf Rädern in unsere Richtung bewegt. »Ich komme nach euch durch die Schleuse,
samt Sprengsatz«, höre ich Alan sagen. Ich betrete die Luftschleuse und
betrachte verwundert die zahlreichen Rohre an den Wänden, die mich an ein
U-Boot aus einem alten Kriegsfilm erinnern. Hutter schließt die Tür hinter uns
und dreht an einer Kurbel. Die Luftschleuse ist schmal und dunkel und wird nur
von unseren Helmlampen erleuchtet. Mir wird ganz anders. Was würde passieren,
wenn die Tür nun nicht mehr aufginge? Neben mir steht Scary Spice, der sich an
der gegenüberliegenden Tür zu schaffen macht. Zischend dringt weißer Nebel
durch einen Spalt in den Raum ein, und eine Messnadel an meinem Schutzanzug
fängt an zu zittern. Luftdruck. Nach ein paar Sekunden spüre ich, wie der Anzug
an Spannung verliert und sich nass und klamm um mich legt. Dann ertönt ein
Scheppern, und das Zischen hört schlagartig auf.
    »Wir gehen rein«, sagt Scary Spice, während er die
innere Tür aufstößt.
    Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich eigentlich
erwartet habe, aber ganz bestimmt nicht einen Zwinger voll tiefgefrorener
Rottweiler. Jemand hat das Licht angeschaltet – eine nackte Glühbirne, die an
der Decke hin und her schwingt und wilde Schatten auf das Dutzend ausgehungerte
Hundekörper wirft. Direkt vor uns befindet sich eine offene hölzerne Tür, die
in einen Korridor führt. Das Licht der einsamen Glühbirne reicht nicht aus, um
mehr zu sehen.
    Hutter tippt mich auf den Rücken.
    »Sie können Ihren Sender jetzt ausschalten«, erklärt
sie. »Wir haben Luft.« Sie schaltet an ihren Instrumenten herum. »Kann man
vielleicht sogar atmen, aber ich würde es nicht darauf ankommen lassen.«
    »Ruhe.« Scary Spice sieht sich um. »Mike?«
    »Mike hier.« Mein Funkgerät rauscht nicht mehr

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