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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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Nacken saß.
    Das Schweigen dauerte an.
    Der Poet räusperte sich.
    Er kam nicht lange ohne Konversation aus. Er war in einer Umgebung aufgewachsen, in der einem das Reden und Singen als Beruf beigebracht wurde. So etwas prägt und schafft ein gewisses Bedürfnis seiner Berufung nachzukommen. Wenn auch nur um eine entnervende Stille zu füllen.
    »Sagt, ähm, ehrwürdiger Herr«, begann er an den Jarl gewandt. »Es ist ein wenig … still hier, nicht wahr? Soll ich ein Lied singen, um die Gesellschaft aufzuheitern?«
    »Nein.«
    »Dann … vielleicht ein Gedicht, Herr?«
    »Nein.«
    Der Bänkelsänger überlegte eine Weile, was er als nächstes sagen sollte. Ihm fiel nichts ein. Ihm, Irustar Alagotis, dem vielgerühmten Dichter, dem Herzensschmelzer und Tränenrührer, dem Epenweber und Gesangswirker fiel nicht ein, was er sagen sollte. Schließlich griff er auf die Themennotration aller Menschen zurück, die ein Poet sonst aus reinem Selbstwertgefühl prinzipiell nicht antastet.
    »Schönes … Wetter heute, nicht wahr?«
    »Geht so. Bisschen flau für meinen Geschmack. Und zu sonnig.«
    »Die Vögel singen aber wunderschön, nicht wahr?«
    »Sie gehen mir auf die Nerven. Könnten einen ordentlichen Schottersturm vertragen.«
    Mjir lag auf dem Rücken und starrte an die Unterseite des dunklen Truhendeckels.
    Nun wurden die Tage länger. Sehr viel länger.
    Er hatte das Rätsel des Ringes gelöst und doch nicht gelöst. Er kannte jetzt die Worte der ersten zwei Zeilen bis auf eine Ausnahme – aber ihren Sinn verstand er noch lange nicht.
    Was mochten sie nur bedeuten?
    »Seht nur! Ein Hirsch! Ein prächtiger, stolzer Hirsch. Welch wunderbares Geschöpf von Mutter Natur. Solch ein Anblick erfrischt Herz und Seele.«
    »Hrrrm.«
    »Ich kenne da ein Lied über einen Hirsch, der …«
    »Bursche?«
    »Ja, Herr?«
    »Halt die Klappe.«
    Mit verschränkten Armen saß der Bänkelsänger da und starrte vor sich hin. Man wollte seine Dichtkunst nicht hören! Ha, er würde diesen Barbaren schon noch Kultur und Schöngeist beibringen, ob es ihnen nun passte oder nicht. Darauf, ihnen Manieren beibringen zu können, hoffte er gar nicht erst. Wozu sollte man auch jemandem beibringen mit der Gabel statt mit den Fingern zu essen, wenn das was gegessen wurde einen viel größeren Verstoß gegen die Sitten darstellte als wie genau es gegessen wurde.
    Er würde ihnen Kultur und Schöngeist einbläuen, diesen baumlangen, besoffenen Dickköpfen.
    Und er wusste auch schon genau wie. Er würde sie beeindrucken, dass ihnen Hören und Sehen vergehen würde!
    Er hob die Hand und deutete nach links auf eine kleine Gruppe Bäume, etwa eine halbe Meile südwestlich von ihnen.
    »Seht Ihr den kleinen Wald dort?«
    Wanknieknie blickte ihn zweifelnd an. »Es gibt doch nicht etwa ein Gedicht darüber, oder?«
    »Nein, nein. Wenn ihr dort ein wenig nach links abbiegt, kommen wir auf einen Feldweg. Das ist eine Abkürzung.«
    Der Jarl sah erleichtert aus und klopfte ihm auf die Schulter. »Du bist vielleicht doch noch zu was zu gebrauchen, Bursche. Endlich fängst du an normal zu reden!«
    Der Schotterweg wand sich um die Flanke eines Hügels und über die Kuppe eines anderen. Die Pferde arbeiteten sich langsam die Steigung hinauf.
    Jetzt kommt es , dachte Alagotis. Gleich werden sie die Augen aufreißen vor den Urkräften der Natur. Und ich, ich werde endlich ein Lied singen .
    Die Pferde erreichten die Hügelkuppe und trabten weiter.
    Keine Schreie des Erstaunens. Kein ehrfürchtiges Seufzen. Einfach gar nichts. Die Pferde trabten weiter, die Windfelser dösten weiter.
    Schließlich fasste sich Alagotis ein Herz und zupfte Wanknieknie am Ärmel.
    »Hmm?«
    »Ähm … habt Ihr zufällig den Hrmslak bemerkt? Dort unten?«
    »Fängst du schon wieder an Unsinn zu quatschen, Robbenspieß?«
    »Ich meine das verflixt große Loch im Boden da direkt vor uns!«
    »Oh, das …« Wanknieknie ließ seine Augen über den Krater schweifen.
    Der Krater. Gewaltig war seine gähnende Tiefe. Im Grün der Ebene vor ihnen öffnete er sich wie ein Riss in der Welt, geschaffen vor dem Erscheinen des Lebens, uralt, erhaben und atemberaubend. Hrmslak wurde er genannt, viele Mythen wurden über ihn erzählt.
    Und sie waren alle vollkommener Blödsinn.
    »Er ist recht groß, ja.«
    »Er … er … beeindruckt er Euch gar nicht, Ehrwürdiger?«
    »Schon ein wenig, und?«
    »Ein wenig ? Habt Ihr etwa schon einmal einen solch gewaltigen Krater gesehen?«
    »Nein. Aber vor dir

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