Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
glaubte er dieses Wort schon einmal irgendwo gehört zu haben. Nun, es war jetzt dunkel und der Ring steckte in seiner Tasche. Er würde morgen weitermachen. Jetzt hieß es erst einmal sich aufs Ohr legen und versuchen zu ignorieren, was das Ohr dabei berührte.
Die Windfelser standen vor einem echten Problem. Wie weckt man einen Bewusstlosen auf? Nie zuvor waren sie diesem Phänomen begegnet. Wer auf Windfels einen Stein auf den Schädel bekam, blieb entweder wacker stehen oder stand nie wieder auf. Doch selbst wenn sie es gekannt hätten – sie wären dem Phänomen der Ohnmacht trotzdem, nun, eben ohnmächtig gegenüber gestanden. Kann sich jemand vorstellen, warum jemand aus diesem speziellen Völkchen sich die Mühe machen sollte, wegen so etwas lieblich Duftendem wie Riechsalz aufzuwachen?
»Interessant.« Willurd Wanknieknie beugte sich über den am Boden liegenden Bänkelsänger und bohrte ihm versuchsweise einen Finger in die Seite. »Meint ihr, wir sollten ihm eins über den Schädel hauen?«
»Lieber nicht. Bei solch dürren Kerlchen weiß man nie … manche von ihnen sind ziemlich zerbrechlich.«
Sie hatten ihr Lager im Schatten der Weißen Hügel von Elliatollana aufgeschlagen. Oder neben dem Buckelbart, das überlasse ich ganz dem persönlichen Geschmack des Lesers. Die Sterne funkelten am Himmel, wie sie es meistens tun, seit irgend so ein Trottel sie dorthin genagelt hat, und das Gras wiegte sich im sanften Wind.
»Vielleicht ist er einfach nur müde?«
»Sollen wir ihm einen Met eingießen? Für einen gut gefüllten Krug Met würde ich immer aufwachen.«
»Wir könnten ihn mit den Füßen nach oben aufhängen.«
»Was soll das denn bringen?«
»Ach, nur so zum Spaß.«
»Ruhe! Ruhe!«
Willurd Wanknieknie hob die Hände.
»Ihr plappert wie Bälger! Man muss logisch an solche Dinge herangehen, das Problem analsylieren und die passende Lösung finden! Holt mir einen Krug Bier, eine Keule und ein Seil!«
18. Kapitel
Bumm
Irustar Alagotis öffnete langsam die Augen und erblickte eine riesenhafte dunkle Gestalt über sich, die eine Keule hob. Sein Überlebensinstinkt war schon bei weitem wacher als sein Bewusstsein, riss die Kontrolle über den Körper an sich und wälzte sich zur Seite.
Und siehe, es machte Bumm und es formte sich eine tiefe Delle im Boden.
»Na, seht ihr«, meinte Willurd Wanknieknie und deutete auf den zitternd zurückweichenden Poeten. »Meine Idee hat doch funktioniert. Er ist wach.«
Einige Stunden später.
Ein leises Quietschen durchbrach die Stille der Nacht. Mjir setzte sich auf. Frische Luft strömte ihm zu, und über ihm funkelten die Sterne. Was war dies doch für ein Paradies, in das er hier gekommen war.
Etwas zwickte ihn in den Arm und er zuckte zusammen. Nun ja, vielleicht abgesehen von den Mücken. Das schienen die einzigen Kreaturen zu sein, die von dem Geruch, der das Lager der Windfelser umgab, angelockt wurden.
Mjir kletterte aus der Kiste und begab sich, einem uralten Instinkt folgend, der Argumente wie ‚es ist doch aber sowieso stockdunkel und alle schlafen’ nicht verstand, hinter einen Busch, um ein natürliches Bedürfnis zu erledigen. Auf dem Schiff war das ein Problem gewesen. Er hatte auf die hohe Reling klettern müssen, und wäre ein paar Mal fast ins Wasser gefallen, anstatt dasselbe zu lassen.
Das waren eben die unvermeidlichen Gefahren einer Entdeckungsreise.
Alagotis hatte am nächsten Morgen gewisse Bedenken sich neben den Mann zu setzen, der ihm am Abend zuvor fast den Schädel eingeschlagen hatte, entschied sich aber aus einem ganz einfachen Grund dann doch dafür. Willurd Wanknieknies Wagen fuhr ganz vorne im Konvoi und die Planen, unter denen die Fracht auf den Wagen vertäut war, waren nach hinten geöffnet.
Das Gras, über das die Wagen der Windfelser auf ihrer Reise durch das grüne Land Iakainor rollten, war mit einem Mal nicht mehr grün, sondern braun, und Tiere mieden den Weg der Karren. Hätte ein Vogel aus der Luft es gewagt, direkt über ihnen zu schweben, so hätte er gesehen wie sich diese braune Spur in nicht wirklich gerader Linie nördlich auf den Buckelbart – Verzeihung, die Weißen Hügel von Ichhabsvergessen – zubewegte und sodann nach Westen wandte.
Schweigend rollte der Karrenzug dahin.
Wie der Jarl gestern gesagt hatte, sie kamen wirklich gut voran, dachte Alagotis, während die Hügel langsam an ihm vorbeizogen. Nun, das war auch kaum verwunderlich. Vermutlich rochen die Pferde, was ihnen im
Weitere Kostenlose Bücher