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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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hatte ich auch noch keinen Sänger gesehen. Was zeigt, Neues muss nicht gerade unbedingt interessant sein.«
    In seiner Aufregung ignorierte Alagotis die Beleidigung, die ihn normalerweise sehr aufgeregt hätte.
    »Aber Ehrwürdiger, es ist unverzeihlich, über ein solches Wunder nichts zu wissen. Es gibt ein sehr berühmtes Lied über diesen Krater, das Noamontou. Es erzählt seine legendäre Entstehungsgeschichte.«
    »Wie kommt es nur, dass ich das geahnt habe?«
    »Ihr möchtet es sicher hören.«
    »Willst du meine Antwort darauf wirklich wissen?«
    Der Reiter vom Vortag erschien wieder neben ihnen. »Lass ihn doch singen, wenn er unbedingt will. Ich hätte gern ein wenig mehr über dieses Ding da gewusst. Wenn ich wüsste, wie man so große Löcher in den Boden macht, könnte ich ohne große Mühe einen zweiten Vorratskeller anlegen.«
    Wanknieknie hob in einer Geste der Resignation die Hände. »Also gut. Ein Lied, nicht mehr und nicht weniger!«
    Alagotis strahlte.
    Er holte tief Luft
    » Er, der Weltentrümmerer ,
    allerschrecklichstes Wesen ,
    hob seine Faust, ja furchtbarer ,
    ist nie eine gewesen .
    Und siehe, es donnerte wie von tausend Beben
    und es ward ein gar tief Abgrund ,
    wo es eben noch frisch Grün gegeben
    gähnte nun ein Schlund ,
    wüst, für ewig kahl und leer
    liegt der Hrmslak dort seither .«
    Gedämpft durch das Holz hörte Mjir die Stimme des Sängers, die ein Licht in der Dunkelheit um ihn zu entzünden schien, ihm endlich die ewigen Stunden verkürzte.
    In seiner Fantasie woben die Worte ein Bild des gähnenden Abgrunds. Oh, er wollte so gern mehr über all die Dinge erfahren, die es auf der Welt gab! Die Wunder, die sie überall zu erfüllen schienen, mit Ausnahme von Felswind. Woher sie kamen, wo sie waren, wohin sie gingen … egal, ob von der Natur oder von Menschenhand geschaffen, er wollte sie alle sehen. Alles lernen, was es zu lernen gab.
    Alles.
    Stille herrschte, als der Sänger geendet hatte.
    »Du meinst, er hat ausgeholt und es machte ordentlich Bumm?«, fragte Willurd Wanknieknie vorsichtig.
    Alagotis Gesicht, eben noch verklärt von poetischer Ekstase, verzerrte sich schmerzvoll. »So könnte man es auch ausdrücken, ja«, seufzte er.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Wo wohnt dieser Kerl denn?« fragte der Reiter interessiert. »Scheint ein begabter Bursche zu sein. Vielleicht wäre er bereit mir ein Loch für meinen Keller zu machen. Es müsste ja nicht mal ganz so groß sein wie das hier.«
    »Er liegt angekettet am Grund des Meeres, bis er wieder entfesselt wird, am Tag, an dem die Welt zerstört wird und alles in Schutt und Asche zerfällt.«
    »Aha.« Der Reiter nickte weise. »Den Typ kenne ich gut. Man kann sich nicht einmal eine Spitzhacke von ihnen ausleihen ohne sie zu fragen, und schon drehen die total durch.«
    Willurd Wanknieknie tippte dem Poeten auf die Schulter. »Und wo sind seine Fußstapfen?«
    »Wie bitte?«
    »Konnte dieser Weltentrümmerer fliegen?«
    »Fliegen? Nein, ich glaube nicht. In den Liedern wird nirgendwo etwas von Flügeln erwähnt. Außerdem war er, glaube ich, außergewöhnlich schwer. Wieso?«
    »Wenn er nicht geflogen ist, muss er doch hierher und wieder weg gelaufen sein. Wo sind seine Fußstapfen? Die müssten doch auch zu sehen sein, oder?«
    Alagotis starrte auf den Krater und den ihn umgebenden, vollkommen unberührten Boden. Jetzt, wo er darüber nachdachte, kam es ihm auch seltsam vor. Aber … er hatte den Mythos vom Weltentrümmerer in einem sehr, sehr, sehr alten Buch gelesen, und seine ehrwürdigen Lehrmeister hatten ihn gelehrt. Er musste einfach wahr sein. Immerhin würden sonst sicher nicht so viele Leute daran glauben.
    »Vielleicht hat er große Sprünge gemacht«, schlug er vor.
    »Aber auch dann wären zumindest zwei Fußstapfen zu sehen.«
    Der Poet schüttelte sich. Was für Barbaren! Wenn man anfing mit Logik an Mythen heranzugehen, machte man alles kaputt!
    »Und was sollte sonst die Erklärung für die Existenz des Hrmslak sein?« fragte er, seltenen Sarkasmus in seiner Stimme. »Etwa ein großer Stein, der vom Himmel gefallen ist?«
    »Warum nicht? Bei uns daheim passiert so etwas andauernd.«
    Das war der Punkt, an dem Alagotis aufgab.
    Endgültig.
    Um seines Seelenfriedens willen.
    Die Karren zogen an dem gewaltigen Hrmslak-Krater vorbei, den die Windfelser spontan Großer Bumm getauft hatten. Hrimgot Wollzung hatte vorgeschlagen den Namen um ein s zu verlängern, aber dagegen hatte der Jarl

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