Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
Landes. Lasset uns dankbar dafür sein.«
Und auf seinen Wink hin öffnete sich das große Portal.
Die Prozession der hünenhaften Gestalten marschierte mit donnernden Schritten in die Stille des Adels um sie herum, der versuchte so wenig wie möglich zu atmen. Ganz vorneweg schritt Willurd Wanknieknie, ein gewaltiges, hölzernes Fass auf jeder Schulter.
Er blieb vor dem Thron des Königs stehen, beugte sich vor, und das Knallen der Fässer, die auf dem Boden aufschlugen, hallte zwischen den Säulen wider.
Der Herold neben dem König räusperte sich.
»Willkommen, Abgesandte von dem fernen Eiland Fesinghorma«, begann er. »Kniehet nieder vor dem hohen König Arun Löwenmut dem Ewigen, Sohn des Anun, Sohn des Arun, Sohn des Ajun, Sohn des …«
Wanknieknie nickte dem König zu, ohne der Litanei des Herolds die geringste Beachtung zu schenken.
»Tag, König. Wir haben dir ein paar nette Sachen mitgebracht.«
»… Sohn des Afun, Sohn des Agun, der große Eroberer der Nordmark, Bezwinger des Bösen, weisester unter den Ivenfreunden, erhabener Herrscher der Menschen.«
»Sehr … freundlich von Euch«, erwiderte der König. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er mühsam versuchte nicht zu lachen.
»Ja, wirklich sehr freundlich.« Der Kämmerer, der zur linken des Königsthrones stand, trat eilig vor und legte seine Hände auf die Verschlüsse der Fässer. »Und der große König ist dem Fürsten von Fesinghorma sehr dankbar für seine großzügigen Geschenke. Solche … Schätze bringt uns sonst niemand, das kann ich Euch versichern. Aber«, fuhr der Kämmerer hoffnungsvoll fort, »es ist sicher nicht nötig, die Fässer und Kisten hier zu öffnen. Das … das kann immer noch zu einem späteren Zeitpunkt geschehen.«
Die Worte möglichst in einem drei Meilen tiefen stillgelegten Bergwerkstunnel weit entfernt von uns hingen unausgesprochen in der Luft.
»Bah, nein«, erwiderte Willurd Wanknieknie und entfernte sanft aber fest die Hände des Kämmerers von den Fässern. »Der König muss schließlich sehen, was wir ihm alles schönes gebracht haben. Das ist Tradition .«
»Aber ich bin sicher, es würde nichts ausmachen, in dieser Hinsicht eine Änderung …«
»Routgrat«, meinte der König, »Ich werde den Tribut des Volkes von Fesinghorma in Augenschein nehmen. Danke für deine Worte.«
»Aber mein König-«
» Danke für deine Worte, Kämmerer . Jetzt tritt beiseite.«
Der Kämmerer zog sich zurück. Sein Gesichtsausdruck war ganz und gar nicht glücklich.
»Man öffne die erste Truhe, Fürst Willuridir«, befahl der König.
Über der Spitze des Elvenbeinturmes flog ein Adler vorbei. Gerade als er über den großen, zum Thronsaal führenden Kamin der Königshalle flog, sackte er aus irgendeinem Grund ab, vollführte einige höchst artistische, wenn auch unbeabsichtigte Pirouetten, und fing sich erst hundert Fuß tiefer wieder, gerade noch rechtzeitig, um seinen Flug wieder nach oben zu steuern und eine nähere Bekanntschaft mit einem Turm der Stadtmauer zu vermeiden.
Mjir wunderte sich.
Was mochte gerade geschehen?
Er fühlte deutlich, wie sich die Truhe immer wieder ein Stück vorwärts bewegte, um dann wieder einige Minuten zu verharren – und das Ganze begann von vorn. Nun, vielleicht befand er sich auf einem Karren mit einem altersschwachen Maulesel davor.
Die versammelten Herren von blauem Blut sahen ihrer Gesichtsfarbe nach zu urteilen im Moment eher danach aus als sei ihr Blut grün. Einige stützten sich gegen die Säulen oder klammerten sich aneinander, die wenigen Glücklichen, die an der Außenwand standen, hatten die Fenster aufgerissen (wobei es nicht unbedingt eine Rolle spielte, dass die farbigen Glasfenster überhaupt nicht zum Öffnen gedacht waren) und lehnten sich so weit sie konnten hinaus.
Der vorletzte Windfelser präsentierte dem König den Inhalt seiner Kiste, schloss sie wieder und trat beiseite.
»In Ordnung.« Wanknieknie nickte. »Du bist an der Reihe, Brausesturm!«
»Und hier«, verkündete Brausesturm Blaubart mit stolzgeschwellter Brust, »kommt unser allerwichtigstes Geschenk für Euch, oh König.«
»Ah ja.« Der König stützte das Kinn auf die Hand und versuchte dabei so unauffällig wie möglich sich die Nase zuzuhalten. »Ich glaube, ich weiß was es ist.«
In einem plötzlichen Anfall nasaler Panik ahmte der gesamte Hofstaat die leicht variierte philosophische Geste nach.
Brausesturm marschierte bis vor den Thron des Königs, setzte
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