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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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des Palastes hatten ihre Lektion gelernt, nachdem ein verschrecktes Karrenpferd vor drei Jahren mitsamt Karren und Kutscher über die Brüstung gesprungen war. Die Pferdetrainer der Rittgardisten versuchten bis heute diesen Trick auf weniger dramatische Art und Weise zu wiederholen, bisher jedoch vergeblich.
    Der Fahrweg war inzwischen nur noch vierzehn Fuß breit. Sie kamen an den leeren Gemächern der hohen Adligen – auf ihren Gütern, die Pflicht hatte ganz plötzlich gerufen – und an den leeren Gemächern der königlichen Verwandtschaft – auf der Jagd, die Hirsche hatten ganz plötzlich gerufen – vorbei. Dann umrundeten sie die letzte Kurve und standen vor der Halle des Königs.
    Wechseln wir das Thema. Reden wir über Gebäude, nicht mehr über Architektur. Es gibt da einen gewaltigen Unterschied. Das Wort Architektur ist um vier Buchstaben länger und wird nur von Leuten mit beeindruckenden Titeln oder von Angebern verwendet. Der Autor schweigt sich diskret darüber aus, wo genau der Unterschied zwischen diesen beiden liegt. Ein weiterer Unterschied zwischen Architektur und Gebäuden besteht darin, dass Architektur ein wichtiger Teil der Kultur sind, während Gebäude lediglich, falls entsprechend groß, von den meisten Menschen als wichtig wahrgenommen werden. Was schert sich der Durchschnittsmensch um die Uhr irgendeines komischen Kults?
    Was also die Gebäude angeht – der Palast des Königs war groß. Größer. Der Größte. Der Größereste. Und schön, so schön, dass man es sich nicht vorstellen kann. Ein Turm aus weißem Elvenbein, groß wie eine Stadt, höher als ein Berg, gewaltig – ach nein, die Beschreibung hatten wir ja schon.
    Noch einmal kurz gefasst kann man sagen, dass er sehr beeindruckend wirkte für die meisten Besucher, die die große, breite, weiße Straße hinaufkamen. Nun, zumindest für die Besucher, die nicht in einer stinkenden Kiste festsaßen.
    Ganz oben auf dem Palast thronte das Heim des Königs, und im Heim des Königs thronte, was kaum überraschen wird, der König. Das Heim Aruns des Ewigen war mit Sicherheit ebenfalls groß.
    Flankiert von zwei kleineren Türmen, ragte eine große, achteckige Feste auf, an deren acht Ecken wieder acht Türme erbaut worden waren. Wie Adlerschwingen erhob sich davor eine meisterlich gemeißelte Fassade aus Granit und Elvenbein, und elvenbeinene Statuen der Königsahnen reckten zur Linken und zur Rechten ihre Schwerter der Sonne entgegen. Am Tor, welches Zutritt zu den erhabenen Hallen gewährte, stand ein stolzer Recke auf seinen mächtigen Langschild gestützt. Der Hüter des Portals. Er sah zu den nahenden Reitern und Wagen hin und überlegte einen Moment lang, ob er sie anhalten und nach ihrem Begehr fragen sollte.
    Dann wandte er sich um, warf seinen mächtigen Langschild von sich und floh.
    Brausesturm Blaubart sah zu seinem Jarl hinüber.
    Der nickte.
    Der blaubärtige Mann stieg vom Pferd und schritt zu dem großen Tor hinüber, mit mystischen Gestalten aus reinem Silber geschmückt (das Tor, nicht der Mann), hob die Hand zu dem gewaltigen, doppelköpfigen Löwen, in dessen Kiefern ein runder, goldener Ring steckte, packte diesen und schlug ihn mit seinem starken Arm dreimal gegen das Tor.
    »Jemand zu Hause?«, fragte er.

21. Kapitel
    Tribut und Talent in Truhen verpackt
    Keine Antwort.
    Dann, wie von Zauberhand, erzitterte das Portal in seinen Grundfesten und schwang auf, quälend langsam, und doch so leicht gleitend als wäre es eine Feder, die auf Wasser schwamm.
    Wanknieknie nickte zufrieden.
    »Also Jungs, dann wollen wir mal. Und zeigt gefälligst Respekt. Keine dreckigen Witze. Und dass mir ja keiner den König beleidigt.«
    »Du meinst, wir sollen uns so höflich ausdrücken wie du gestern Abend, als du zu mir gesagt hast, er sei wohl anscheinend kein übler Kerl, zieht aber immer ein Gesicht, als hätte man ihm ein Stinktier an den Bart geknotet?«
    »So in etwa, ja. Vorwärts, Leute.«
    Die Windfelser sprangen von den Karren und Pferden, hievten Fässer, Truhen und Kisten von den Ladeflächen. Der Jarl stieg ebenfalls vom Kutschbock und trat durch die Tür, Alagotis dicht hinter ihm. Dort wartete der Hausmeier des Herrschers auf die Neuankömmlinge. Der Würdenträger freute sich zum ersten Mal in seinem Leben darüber gerade an Heuschnupfen zu leiden.
    Er neigte den Kopf und nieste. »Heil Euch, Willuridir, Fürst von Fesinghorma«, sprach er.
    Wanknieknie neigte sich zu dem Poeten hinunter. »Das sagt er jedes

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