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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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Mal, wenn ich hier auftauche. Der arme Kerl ist, glaube ich, nicht ganz richtig im Oberstübchen, also wunder dich nicht, wenn er dummes Zeug quatscht.«
    »Aber Fesinghorma bedeutet nichts anderes als Felswind«, erwiderte Alagotis leise. »Er hat Euch mit dem Euch zustehenden Titel angesprochen.«
    »Und das ‚Heil’? Wieso sollte ich jemanden heilen? Und wen?«
    »Das ist ein Gruß und ein Zeichen seiner Ehrerbietung.«
    »Ach?« Der Dorfälteste zuckte mit den Schultern. »Ein einfaches ‚Hallo’ hätte auch genügt.«
    Der Hausmeier verbeugte sich erneut. »Alles ist für dem Empfang Eurer Geschenke bereit«, fuhr er fort. »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt …«
    »Ja, was ist dann?« fragte der Jarl interessiert.
    »Was ist wann?«
    »Was passiert, wenn ich Euch folgen will?«
    Der Hausmeier seufzte und nieste wieder, diesmal heftiger. Er zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und reinigte sich sorgfältig die Nase. »Daf foll bedeutenmpf …« Er schüttelte sich und steckte das Taschentuch wieder weg. »Ich meinte, das soll bedeuten, dass Ihr mir bitte folgt.«
    »Ach so.«
    »Hier entlang.«
    Die beiden setzten sich, dem Hausmeier folgend, in Bewegung. Der Jarl tippte sich an die Stirn. »Siehst du, Bursche«, flüsterte er an Alagotis gewandt, »total gaga, der Kerl.«
    Mjir erwachte mit einem Ruck, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kiste wurde vom Wagen gezogen und landete hart auf dem Boden. Der geheime Passagier hielt sich den Mund zu, um nicht zu schreien, und presste ein Auge an einen der Schlitze im Holz.
    Sie waren da! Endlich!
    Jetzt hieß es nur noch irgendeinen stillen Moment abwarten, wenn niemand auf seine Truhe achtete, und sich dann unbemerkt davonstehlen.
    Die großen, verdreckten Männer mit ihren eisernen Helmen und den schweren Truhen auf den Schultern, die sie hielten, als seien sie nicht schwerer als die bloße Luft, wirkten in der Eingangshalle mit ihren himmelsstürmenden, weißen Säulen fehl am Platz, wie aus einer fernen, nicht allzu angenehmen Realität.
    Sie standen da und warteten.
    Man hatte ihnen Stühle angeboten. Sie hatten sich höflich bedankt. Einige hatten ihre Helme darauf abgelegt.
    Sie standen da und warteten.
    Irustar Alagotis hatte als einziger einen Stuhl angenommen. Auch er wartete. Doch als er eine vertraute Gestalt durch eine Seitentür die Halle betreten sah, sprang er auf und rannte auf den keinen, gebeugten Mann zu, dessen graues Haar in alle Richtungen abstand wie die Stacheln eines Igels.
    »Meister Ladwrik!«
    »Irustar!« Schüler und Meister fielen sich in die Arme. Dem alten Mann standen Tränen in den Augen.
    »Als der Tag, der für deine Rückkehr bestimmt war, kam und ging und wir nichts von dir sahen noch hörten, dachten wir schon, wir hätten dich verloren, mein Sohn«, flüsterte der Alte. »Wir hielten dich für tot, versunken in den Tiefen des Meeres oder zerschellt an den scharfen Klippen eines felsigen Eilands. Und jetzt, wo wir schon Nachricht erhielten von Fischern, die das Schiff Kapitän Kraks zerschellen sahen, und ich bereits um dich getrauert habe, kehrst du zurück, wie der Held aus einer der Sagen, die in den Hallen gesungen werden.«Alagotis nickte.
    »Und ich habe auch fast so viele Abenteuer erlebt wie ein Held«, lachte er. »Oh, wie froh ich bin Euch wiederzusehen.«
    »Ich auch, mein Sohn, ich auch.« Der Alte schmunzelte. Dann schnupperte er. »Obwohl meine Nase nicht die gleiche Freude empfindet wie meine schwachen Augen. Wo um des Himmels Willen bist du gewesen?«
    Der Poet erwiderte das Lächeln und deutete auf die Windfelser, die immer noch dastanden, stumm und gerade wie die Säulen um sie herum.
    »Ich bin mit ihnen gekommen.«
    »Mein Junge, dann wundert mich gar nichts mehr. Komm! Das muss gefeiert werden!«
    »Ja, dass muss es.« Alagotis nickte, plötzlich wieder ernst. »Aber nicht jetzt.«
    Meister Ladwrik sah seinen ehemaligen Schüler an. Er kannte ihn seit Jahren, gut genug um zu wissen, wenn ihm etwas auf dem Herzen lastete.
    »Was ist?« fragte er sanft.
    »Ich … glaube, ich habe einen Schüler gefunden.«
    Erstaunt hob Ladwrik die Augenbrauen. »Doch wohl nicht auf Fesinghorma? Diesem verwunschenen Flecken Erde, wo kein Halm Gras wächst und der Dämon des Nordens das ganze Jahr über den kalten Wind der Wut aus seinem Rachen speit?«
    »Doch.«
    »Bei den Musen, mein Junge, du bringst Sachen fertig … ist er denn wenigstens gut?«
    Alagotis sah den alten Sänger nur schweigend an.
    »Oh«, meinte Ladwrik.

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