Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
mussten immerzu von tapferen Helden besiegt werden. Und nach all dem, was Mjir so in den Korridoren an Geflüster aufgeschnappt hatte, stand ein Großunternehmen dieser Art kurz bevor.
Mit einem Seufzer erhob Mjir sich und schlenderte zum Fenster. Wenn er schon hier war, konnte er wenigstens die Aussicht genießen. Doch kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, da öffnete sich das Tor der Säulenhalle, und der Kämmerer winkte ihn mit herrischen Gesten herbei.
»Komm schon, Junge. Dies ist eine große Ehre, verstanden? Benimm dich höflich! Auch Eure Anwesenheit ist erwünscht, Herr Schwertmeister.«
Lortfelt warf Mjir einen Blick zu und zog eine Miene als hätte man ihn gerade dazu verdonnert eine Wochenration Smjürgsfdlrag zu verspeisen.
»Sehr wohl«, knurrte er und folgte dem Kämmerer und Mjir in den Säulensaal.
Mjir erkannte den Raum kaum wieder.
Letztes Mal, als er die Halle mit dem Sitz des Königs betreten hatte, war sie voller fröhlicher Menschen gewesen – nun, wenn man den Geruch der damaligen Besucher in Betracht zog, war fröhlich vielleicht etwas übertrieben. Aber es war zumindest Leben hier gewesen. Nun war die Halle leer und kalt, und selbst das Licht, das durch die Fenster hereinströmte, schien fahl und verbraucht, als läge ein Schatten auf dem Land.
Der König, ohne Zeichen seiner Würde und im einfachen Waffenrock der Rittgardisten, saß auf seinem Thron, sein langes braunes Haar schien seinen Kopf wie ein Gewicht hinabzuziehen. Doch als die Drei eintraten, blickte er auf und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Danke, dass Ihr so schnell kommen konntet. Nein, nein, lasst den Unsinn«, meinte er mit einer abwehrenden Handbewegung, als seine zwei Besucher das Knie beugen wollten. »Ich sollte mich vor euch verbeugen. Ihr habt allen Grund, stolz auf euch zu sein. Es scheint als müsse ich Euch wieder einmal gratulieren, Schwertmeister.«
»Vielen Dank, mein König.«, presste der zornrote Lortfelt zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
»Ihr hattet absolut Recht«, fuhr der König in herzlichem Tonfall fort, die Stimmung seines Gegenübers scheinbar nicht bemerkend. »Dieser Junge ist der Beste, den Ihr je trainiert habt! Ausgezeichnete Arbeit!«
Er ergriff des Anderen Hand und drückte sie.
»Zu … gütig.« Der Schwertmeister sprühte beinahe Funken vor mühsam unterdrückter Wut.
»Und was dich angeht, Knabe …« Immer noch lächelnd wandte der König sich Mjir zu. »Auch dir muss ich meinen Dank aussprechen. Alle meine Soldaten standen da – doch du warst es, der den Mann gepackt hat, einen Mann, der viel stärker gewesen sein muss als du.«
Mjir überlegte. Aus irgendeinem Grund schien ihm die Wahrheit, also etwas in der Art von ‚Wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihn hochheben und aus dem Fenster werfen können.’ nicht die passende Antwort zu sein.
‚Natürlich nicht’, zischte die Stimme der Vernunft. ‚ Willst du etwa deine eigenen Leistungen herunterspielen? Nur Idioten sagen die Wahrheit! ’
‚Aber ich habe noch nie in meinem Leben gelogen!’
‚ Dann hast du jetzt die Gelegenheit neue Erfahrungen zu sammeln! Na los! ’
»V-vielen Dank, oh König«, stotterte Mjir, ganz rot im Gesicht. Das war keine Lüge. Nicht wirklich.
‚ Feigling !’
»Von meinen Soldaten und Vasallen«, sprach der König weiter, »kann ich erwarten, dass sie für mich kämpfen, wie sie es geschworen haben.« Für einen Moment verdüsterte sich sein Gesicht. »Und sie werden es bald müssen, wenn ich die Zeichen richtig deute. Doch werden alle kommen? Werden sie kommen …?«
Der Blick des Herrschers verlor sich in der Ferne. Dann aber richtete er ihn plötzlich wieder auf den Jungen vor ihm. »Von meinen Soldaten und Vasallen«, wiederholte er, »kann ich Tapferkeit im Kampf erwarten. Aber von einem Knaben von kaum achtzehn Jahren …«
‚ Sag ihm, dass du erst fünfzehn bist! Sag ihm, dass du erst fünfzehn bist!’
‚Aber das wäre Angeberei!’
‚ABER JA! Was denn auch sonst? ’
‚Ich kann doch nicht einfach mit meiner Größe angeben! Die Leute hierzulande sind nun einmal kleiner gebaut!’
‚ Weis darauf hin, du Dämlack! Wenn du schon mal hier gelandet bist, kannst du ja wohl zumindest dafür sorgen, dass du vorankommst! ’
»… hätte ich niemals verlangt, sich einem erfahrenen Kämpfer mit einer Klinge in der Hand in den Weg zu stellen. Du hast eine erstaunliche Tapferkeit und Stärke unter Beweis gestellt. Und da du nicht unter Eid
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