Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
kitzelte.
»Ihr … das … das ist Verrat!«, krächzte er.
Die Klinge drückte etwas fester zu. Ein einziger, winziger Tropfen Blut rann den Hals des Hausmeiers hinab und wurde von seinem Wams aufgesogen.
»W-was wollt Ihr?«
Die Klinge verschwand von seiner Kehle und deutete nach oben. »Sch-schon gut. Ich gehe. Ich gehe ja schon.«
Archoult holte aus und schlug zu. Mjir duckte sich blitzartig, und der Schlag zischte über seinen Kopf hinweg.
‚ Nichts zu danken ’, hörte er eine Stimme, die er mit ganzer Kraft zu ignorieren versuchte.
»Nur damit ich das richtig verstehe«, fragte er die Anwesenden. »Dies ist eine Art Spiel, ja? Und es geht darum den Gegner aus dem Kreis hinauszubekommen?«
Niemand sagte ein Wort.
Alle starrten sie verdutzt auf den Jungen, der immer noch aufrecht stand. Nachdem Archoult nach ihm geschlagen hatte. Archoult.
Wiederum zischte ein Schlag des Kriegers durch die Luft, und wieder verfehlte er sein Ziel.
Schließlich erklang eine vorsichtige Stimme aus der Menge. Sie sprach zögernd, als wüsste sie nicht, ob dies überhaupt erlaubt war.
»Ähm … im Wesentlichen.«
»Oh, Lenrik. Bist du das?« Köpfe drehten sich und die Menge wich zur Seite. Dort stand Lenrik, sein Kopf so feuerrot, dass man hätte meinen können, er würde bald explodieren.
»Hallöchen. Ich habe dich vorher irgendwie aus den Augen verloren.« Mjir winkte ihm zu, und lehnte sich beiseite, als ein weiterer Stockhieb heranschwang.
»Also, es geht darum diesen ehrenwerten Herrn aus dem Kreis zu befördern?«
»Halt die Klappe, verdammt!«, brüllte Archoult und hechtete nach vorn um Mjir zu packen. Doch der war schon zwischen seinen Beinen hindurchgeschlüpft.»
Äh … ja, Mjir. Und man sollte es möglichst vermeiden von der Waffe des Gegners getroffen zu werden.
»Meinst du damit diese grobklotzigen Dinger?« Mjir starrte mit gerunzelter Stirn auf die Keule in seiner Hand. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, wozu man uns die gegeben hat. Sie sind so unhandlich.«
Er warf die Keule fort. Sie fiel klappernd auf den Boden außerhalb des Kreises und rollte ein paar Fuß fort, bevor sie liegenblieb. »Und übrigens …« – noch ein Schlag traf nur leere Luft – »… jetzt steht gerade dein Mund offen, ha! Das mache also nicht nur ich, ich wusste es. Was gibt es denn interessantes zu sehen?« Er drehte den Kopf von links nach rechts. »Ich kann nichts bemerken, wenn ich ehrlich bin.«
Aus Lenriks Kehle kam als Antwort nicht mehr als ein Krächzen. Doch aus der Richtung des Thrones kam ein anderes Geräusch. Mjir wich einem Rundumschlag seines Gegners aus, indem er sich auf den Boden warf und blickte hinauf zur Empore. Der König hatte den Mund hinter der Hand verborgen und schien sehr bemüht nicht in unwürdevoller Art und Weise zu lachen.
»Ihr hattet recht, Schwertmeister«, sagte er mit einem Funkeln in den Augen zu seinem Vasallen, der dastand wie vom Blitz getroffen. »Dies ist wirklich ein sehr interessanter Kampf.«
»Vielen Dank, mein König«, meinte Mjir und verbeugte sich in Richtung Throns. Archoults Stock sauste über ihn hinweg. »Darf ich Euch fragen, ob es eine Zeitbegrenzung für diese Art Spiel gibt?«
»Zeitbegrenzung? Ich verstehe nicht ganz, Knabe.«
»Nun, wir haben ein ähnliches Spiel auf Felswind, oh König. Nur geht es dabei nicht darum, einen Menschen aus einem Kreis hinauszubekommen, sondern einen Stein in ein Rechteck hineinzubekommen. Einer von uns steht dabei daneben, sieht zu und zählt bis 5400; dann hat die Gruppe, die den Stein öfter in das Rechteck hineinbekommen hat, gewonnen. Nur muss ich zugeben, dass die Zeitbegrenzung nicht sonderlich exakt eingehalten wird, weil die Meisten bei uns nur bis 321 zählen können.«
Eine weitere Verbeugung wurde nötig, als Archoults Prügel wieder angeflogen kam.
»321?«, fragte der König. »Warum ausgerechnet 321?«
»312 Stück, das war der größte Fischfang, den je ein Windfelser erzielt hat, mein König. Bei uns ist es Tradition, dass der, der den Fischfangrekord bricht, die neu zu erfindende Zahl benennen darf. Aus diesem Grund und wegen dem besonderen Humor meiner Landsleute heißt die Zahl 100 bei uns Einsortzumscheißen.«
»Faszinierend.« Die Schultern des Königs bebten. »Und ich verstehe jetzt, was du meinst. Nein, für dieses … ähm … Spiel, das wir hier veranstalten, gibt es keine Zeitbegrenzung. Allerdings«, fügte der Monarch hastig hinzu, »wäre es mir persönlich ganz recht, wenn wir
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