Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
gehandelt hast, kannst du mit vollem Fug und Recht eine Gegenleistung erwarten.«
Mehr und mehr nahm Mjir die Färbung einer reifen Tomate an.
»Aber … mein König, das war doch selbstverständlich.«
Der König schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich bitte dich, sage mir, wie ich mich erkenntlich zeigen kann.«
»Nun, wenn … es gäbe da …«
‚ Nun spuck’s schon aus! Wenn du schon nicht an deine Karriere denkst, könntest du wenigstens besseres Essen bei der Sache herausschlagen. Frag nach, ob sie Robbenfleisch haben. Ich habe da im Korridor, an dem dein Zimmer liegt, einen Belüftungsschacht entdeckt. Der ideale Ort, wo es gut trocknen und reifen kann. Der Geruch wird die Leute schon nicht stören. ’
»Was?«, fragte der König freundlich.
»Wisst Ihr, oh König … ich würde so gern mehr über die Dinge in diesem wundervollen Land lernen, würde gerne wissen, wie dies alles zustande gekommen ist. Ein Land, auf dem Bäume wachsen und Blumen blühen. Ich würde so gerne mehr wissen.«
»Und?«, hakte Arun nach.
‚ Oh, nein. Ich weiß, was du vorhast. Nein. Nicht das. Sag mir um Himmels Willen nicht, dass du ihn danach fragen willst! BITTE! Die Singerei war schon schlimm genug! BITTE NICHT! ’
36. Kapitel
Hurra oder ein Lehrgang im Gebrauch von Schwertern
‚ EINE BIBLIOTHEK! Du hättest alles von ihm haben können und du lausiger Halbhirnaffe hast ihn um die Erlaubnis gebeten, in die Bibliothek gehen zu können! Weißt du nicht, dass Bücher scheußlich schmecken, selbst wenn man sie verfaulen lässt? ’
‚Ich habe nicht vor sie zu essen! Ich will in ihnen lesen.’
‚ Ein Intellektueller! Hilfe, das ist zuviel. Wenn ich nur um Versetzung bitten könnte … ’
»Eine ausgezeichnete Idee!«
»Äh«, erklang eine nervöse Stimme hinter ihm, »was ist eine ausgezeichnete Idee? Ich habe doch noch gar nichts gesagt.«
Mjir wandte sich um. Vor ihm stand Lenrik. Der junge Windfelser winkte ab.
»Ach, ich habe nur mit mir selbst gesprochen. Wo hast du gesteckt? Ich habe in deinem Quartier nachgesehen, und du warst nicht da.«
»Dasselbe wollte ich auch gerade sagen. Man erzählt sich überall … Mjir, ist es wahr? Man erzählt sich, du seist beim König gewesen.« Die letzten Worte entwichen nur in einem ehrfurchtsvollen Wispern. »Und? Sag schon! Ist es wahr? Was hat der König gesagt? Stimmt es wirklich?«
»Stimmt was?«
Ungeduldig rang Lenrik die Hände. »Ob es Krieg geben wird natürlich! Ob die Erthainer eine Rebellion angezettelt haben!«
»Oh.« Mjir runzelte die Stirn. »Hätte ich ihn das fragen sollen?«
Lenrik schlug sich mit der flachen Hand vor die Augen und murmelte leise Flüche vor sich hin. »Beim Dämon, Mjir, ob du ihn das hättest fragen sollen? NATÜRLICH! Das fragt sich doch jetzt gerade jeder! Himmel, Hölle und Hammerschlag, weißt du denn nicht, was ein Krieg bedeutet?«
»Nein, nicht wirklich. Das weißt du doch. Aber egal, darüber können wir später reden. Das ist jetzt nicht wichtig. Stell dir nur vor, Lenrik!« Mjir strahlte übers ganze Gesicht. »Der König hat mir erlaubt, in die Bibliothek des Palastes zu gehen! Ist das nicht wunderbar?«
»Oh, ja. Fantastisch. Grandios. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mjir, du kommst jetzt mit und vergisst für ein paar Minuten alle Geschichten, Gedichte und Bücher dieser Welt.« Ein glühend eifernder Ausdruck lag auf Lenriks Gesicht, wie ihn Mjir überhaupt nicht kannte. »Ich glaube es wird Zeit, dass ich dir ein, zwei Dinge zeige die in der wirklichen Welt passieren.«
»Hier.«
Lenrik zeigte stolz aus dem Fenster. Dort sah man die Stadt unter ihnen liegen. Immer noch hingen Fahnen und Wimpel an Häusern und Türmen. Immer noch war alles festlich geschmückt. Nichtsdestotrotz wirkte die Szenerie irgendwie anders.
Ein Fieber schien die Stadt ergriffen zu haben. Die Leute waren auf den Straßen, doch sie tanzten nicht, sangen nicht, sie liefen aufgeregt hin und her und flüsterten. Ein Summen wie von tausend Bienenschwärmen stieg zu den zwei Jungen an ihrem hohen Aussichtspunkt empor. Just in diesem Augenblick öffneten sich die Tore des Himmelspalastes und eine Gruppe Reiter, in Blutrot und Silber gewandet, verließ in vollem Galopp den Elvenbeinturm.
Lenriks Augen leuchteten auf.
»Die königlichen Werber! Wusste ich es doch. Es ist also wahr!«
»Werber?« Mjir runzelte die Stirn. »Um wen werben sie denn?«
»Um Männer natürlich!«
»Wirklich? Also bei uns hätten die Priester dagegen sicher
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