Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
zum Mittagsmahl fertig wären. Ich würde meine Gäste nur ungern hungern und dürsten lassen.«
»Aber natürlich, mein König.« Mjir wich der bloßen Faust des Kriegers aus und wand sich an ihm vorbei. »Ich werde versuchen mich zu beeilen.«
»Was habt Ihr vor?«, keuchte der Hausmeier. »Ihr werdet doch nicht … nein. Das könnt Ihr nicht …«
Eine schorfige, sonnenverbrannte Faust packte ihn am Kragen.
» Hisra! Jur Srodu! «
Sie hatten den menschenleeren Korridor vor dem Dom des Lichts erreicht. Die dunkle Gestalt warf den Hausmeier zu Boden und versetze ihm mit dem unbeschuhten, verhornten Fuß einen Tritt, der ihn mehr als zehn Fuß weit über den glatten, elvenbeinenen Boden schlittern ließ. Wimmernd lag er da und hielt sich den schmerzenden Rücken.
Der Mann mit dem Säbel kam auf den am Boden Liegenden zu. Zwei Männer weiter hinten, die etwas Schweres zwischen sich trugen, folgten ihm wortlos.
»Shass Hei Amru!«
»Nein … bitte …«
Die Spitze der scharfkantigen Klinge erschien unter dem Kinn des Königsvasallen und zwang ihn auf die Beine.
» Shass Hei Amru! «
»Ja! Ich tue es ja, ich tue es ja …«
Draußen auf der Rampe des Turmes stand eine Gestalt, in eine schwere Kapuzenrobe gehüllt, und blickte durch die Fenster des Korridors ins Innere.
»Sie sind hier«, drang die herrische Stimme aus den Tiefen der Verhüllung.
»Es beginnt.«
Archoult schwitzte und war wütend. Dieser Winzling hielt ihn schon viel zu lange hin. Er breitete seine Arme so weit aus wie möglich, bis sie den gesamten Durchmesser des Kreises abdeckten, sodass es keine Ausweichmöglichkeit mehr gab, und stürzte vorwärts.
Mjirs Bein erschien vor ihm schnell wie der Blitz. Er berührte es, stolperte –
fiel aus dem Kreis.
Und in diesem Moment traf ein gewaltiger Schlag das Portal des Lichtdoms.
Noch einer.
Und noch einer.
Langsamt glitt das Tor einen Spalt breit auf.
III
Kühnes Schwert und verborgenes Wort
E in König ist Herr über den Menschen
und seine treuesten Vasallen Menschen über den Menschen.
Sagt das nicht alles, was der Weise wissen muss?
Über König?
Und Mensch?
Höre.
Die Trommeln rühren und der Boden erbebt unter den Füßen der Zerstörer des Friedens.
Wehe dieser bedrohten Welt
Der Feind ist schon unter uns.
Worte des Kaisers
35. Kapitel
Gut, anständig, passabel, verkommen, böse
Der Hausmeier, schweißüberströmt und blutbefleckt, kam rückwärts in die Halle gestolpert. Keuchend und wild um sich blickend schien er fieberhaft nach Orientierung zu suchen. Schließlich wandte er sich dem König zu, rannte bis vor dessen Thron und beugte das Knie.
»Heil Euch, mein König. Oh, Herr … es … es ist …«
»Was ist geschehen?«, fragte Arun mit gerunzelter Stirn. »Sind die Botschafter aus Erthain nicht sicher eingetroffen? Ist ihnen etwas geschehen?«
»Nein, mein König, sie sind hier, aber … oh, es ist abscheulich! Sie …«
Doch in diesem Augenblick flogen die beiden großen Torflügel vollends auf, und eine Gruppe dunkler Gestalten mit wilden Bärten, gekleidet in schmutzige Fetzen, marschierte in die Halle. Zwischen sich trugen sie eine große Truhe aus geflochtenem Rohr.
»Was hat dies zu bedeuten?«, fragte der König, und nun lag eine gewisse Schärfe in seiner Stimme, als er versuchte das Gemurmel in der Halle zu übertönen.
»Edrash? Seid Ihr das? Ihr lasst es beileibe an Höflichkeit mangeln. Was hat Euch aufgehalten? Was ist der Grund für Euer spätes Erscheinen und diesen seltsamen Auftri- EDRASH! STECKT SOFORT DIE WAFFE WEG! DIES IST EIN BEFEHL!«
Der vorderste der Erthainer machte keinerlei Anstalten die krumme Klinge, welche er hinter seinem Rücken hervorgeholt hatte, wieder in ihre Scheide zu stecken. Stattdessen blickte er zum Thron hinauf. Er ließ seinen Blick bis zum Gesicht des Königs wandern. Dann trat er einen Schritt vor – und spuckte dem König vor die Füße!
Augenblicklich verstummten das leise Gemurmel der Menge.
»Edrash Hainad Kunig!«, fauchte der Bärtige. »Harschetu Ontal Erthain!«
»Was soll das, Edrash? Ihr wisst, dass ich eure Sprache nicht spreche. Ich …«
»Noreku Iakainoriat!«
Der König winkte seinen Kämmerer herbei. »Ihr sprecht ihre Sprache, oder? Übersetzt für mich und meine Gäste.«
Der Kämmerer nickte, weiß im Gesicht. »Ich habe verstanden, oh König. Er sagt … mein König, er sagt … Ihr seid nicht länger sein Lehnsherr.«
Niemand sprach. Niemand wagte es zu sprechen.
»Aha«,
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