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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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Säule, an der ein Verteilerkasten mit fehlender Abdeckung hing, unmittelbar darunter stand ein wackliger Campingtisch, auf dem Summers Werkzeuge ausgebreitet lagen. Verschiedene Messer und Rasierklingen, das Etui mit den Spritzen, blauer chirurgischer Faden und die dazugehörige Nadel.
    »Entfernen Sie den Stoff.«
    Chase tat es, wobei er darauf achtete, nicht versehentlich einen der unzähligen Kabelstränge, die in und aus dem Verteilerkasten führten, zu berühren. Obwohl er gewusst hatte, was ihn erwartete, war er nicht darauf vorbereitet gewesen. All die Tatortfotos, die Leichen, die er gesehen hatte, selbst Jane Mercers Tod hatten ihn nicht auf das unendliche Entsetzen in den Augen dieser Frau vorbereiten können. Blut und Tränen rannen über ihr Gesicht und verschmierten die Fäden, mit denen Summers ihr die Augenlider nach oben und die Lippen zusammengenäht hatte.
    »Ich dachte, ich fange schon einmal an«, meinte Summers, als hätte er Chase lediglich ein wenig lästige Arbeit abgenommen. »Ich habe mehr Übung darin als Sie. Abgesehen davon hat mich ihr Geschrei verrückt gemacht.«
    Verrückt warst du schon vorher.
    »Nehmen Sie die Spritze, Agent. Die, die ich bereits aufgezogen habe, und injizieren Sie ihr das Mittel in den Hals.«
    Chase zögerte. Er hatte gehofft, einen Plan zu schmieden, sobald er sich einen Überblick verschafft hatte, doch in seinem Kopf zeigte sich nicht einmal der Funken einer Idee. Alles, woran er denken konnte, war, dass er Kates Leben in Gefahr brachte, wenn er sich weigerte, Summers’ Aufforderungen nachzukommen. Er konnte die Frau nicht töten – er würde es auch nicht tun, doch der Gedanke an Kate lähmte ihn und hielt ihn davon ab, all seine Möglichkeiten zu erwägen, da er alles von vornherein verwarf, was sie noch mehr gefährden konnte.
    Er griff nach der Spritze. »Das Antigerinnungsmittel?«
    Summers nickte. »Spritzen Sie es ihr.«
    Chase packte die Spritze fester und stellte sich so vor die Frau, dass er ihren Körper mit seinem verdeckte. Wenn er lediglich so tat und das Serum an ihrem Hals herabrinnen ließ …
    »So, dass ich es sehen kann«, zerstörte Summer jedwede Illusion, er könne darauf verzichten, der Frau das Mittel zu verabreichen.
    Mit einem Schritt gab er die Sicht frei, setzte die Injektionsnadel an die linke Halsseite und stach zu. Mit beständigem Druck pumpte er den Gerinnungshemmer unter ihre Haut und versuchte ihr leises Stöhnen ebenso zu ignorieren wie die Todesangst in ihrem Blick. Das Mittel würde sie nicht umbringen. Noch blieb ihm Zeit, einen Ausweg zu finden.
    »Gut gemacht«, lobte Summers, als Chase die leere Spritze auf den Tisch zurückwarf. »Jetzt das Messer.«
    »Scheiße, Summers, was soll das? Sie wissen, dass ich nicht allein gekommen bin.«
    »Natürlich weiß ich das.« Ein Grinsen spaltete seine Lippen und ließ seine Augen voller Irrsinn funkeln. »Aber ich weiß auch, dass die mich nicht erschießen werden.«
    »Was macht Sie so sicher, dass ich jemandem von der Verbindung erzählt habe? Oder – falls doch – dass mir jemand geglaubt hat?« Es kostete ihn Mühe, sich auf Summers zu konzentrieren und nicht ständig zu Kate zu sehen. »Womöglich«, fuhr er fort und zwang sich, seinen Blick von Kate abzuwenden, »bin ich wie Cassell und es ist mir gleichgültig, was mit mir passiert, solange Sie endlich zur Strecke gebracht werden.«
    Summers schüttelte den Kopf. »Sie sind kein Selbstmörder.« Seine Augen richteten sich auf Kate, sanft strich er ihr über die Wange und hörte auch nicht auf, als sie zusammenzuckte, als seine Hand die Schwellung berührte. Allein dafür hätte Chase ihn am liebsten umgebracht. »Im Gegensatz zu Cassell haben Sie etwas, wofür es sich zu leben lohnt.«
    Chase sah das Flehen in Kates Augen, das ihn dazu bewegen sollte, kehrtzumachen und den Rest Munarez und ihren Leuten zu überlassen. Ein Flehen, dem er nicht nachgeben würde. »Was bezwecken Sie, Ben?« Er wählte bewusst die vertrauliche Anrede, um Nähe zu schaffen und eine Verbundenheit, die über das Ritual hinausging. Wenn er ihn davon überzeugen konnte, dass er ihm helfen wollte – nicht dass er das tatsächlich vorhatte –, würde er die Frauen womöglich gehen lassen. »Sie wissen, dass Sie aus dieser Sache nicht mehr herauskommen. Wozu also das Ganze? Wozu noch mehr Tote? Für nichts und wieder nichts?«
    »Vielleicht geht es mir nur noch darum, Ihnen zu beweisen, dass jeder zum Mörder werden kann.«
    »Das ist es?«,

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