Dämonisches Tattoo
nicht auf. Auch nicht, als Munarez sich neben sie kniete.
»Der Notarzt ist gleich da. Beatmen Sie ihn, ich mache hier weiter.«
Als Kate nicht sofort reagierte, schob sie ihre Hände zur Seite. »Beatmen, Lombardi!«
Sie rückte zur Seite und sofort übernahm Munarez die Herzdruckmassage, während Kate nach Chase’ Kopf griff und ihn überstreckte. Sie hielt ihm die Nase zu und blies ihren Atem in seinen Mund, bis sich sein Brustkorb hob – lediglich eine Reaktion auf ihre Beatmung.
Chase selbst sprach nicht auf die Wiederbelebungsversuche an. Er atmete nicht und sein Herz begann nicht zu schlagen. Doch Kate weigerte sich, aufzugeben. Sie würde nicht zulassen, dass er sich ihretwegen umbrachte!
»Komm schon!«, fuhr sie ihn an. »Atme!«
Sie wollte nicht aufhören, ihm ihren Atem zu geben. Erst als Anita sie packte und halb von ihm fortschleifte, begriff sie, dass die Notärzte längst da waren. Sie stellten die Koffer mit ihrer Ausrüstung neben ihm ab. Einer der Männer bereitete den Defibrillator vor, während der andere Chase’ Vitalfunktionen prüfte.
»Kammerflimmern!«, rief er. »Defi bereit machen!«
Kate spürte kaum, dass Munarez sie an den Schultern aufrecht hielt, hörte kaum, was die Sanitäter sagten. Sie sah, wie die Männer mit ihren Gerätschaften hantierten und das EKG anschlossen, hörte das Aufladen des Defibrillators und den Knall der Entladung, doch das Einzige, was sie wirklich klar und deutlich wahrnahm, war Chase.
Wieder das Knallen des Defibrillators, gefolgt vom Pfeifen, als sich das Gerät erneut auflud.
»Keine Reaktion! Adrenalinspritze!«
Sie jagten ihm die Nadel direkt ins Herz.
»Nulllinie.«
Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie beobachtete, wie die Sanitäter um Chase’ Leben kämpften. Munarez redete auf sie ein, doch die Worte der Polizistin gingen im Dauerpiepton des EKGs unter.
»Mehr Adrenalin!«
Noch eine Spritze, gefolgt von einem einzelnen Piepton.
»Wir haben ihn! Stabilisieren!«
Kate schloss erleichtert die Augen. Als sie sie wieder öff-nete, sah sie sich zum ersten Mal bewusst um. Die beiden Ärzte bei Chase waren nicht die einzigen. Jemand hatte die gefesselte Frau befreit, ein Sanitäter kümmerte sich um sie und half ihr, sich auf eine Trage zu legen, während er ohne Unterlass beruhigend auf sie einredete. Auch Ben Summers wurde behandelt, und wie bei Chase war es den Sanitätern gelungen, ihn ins Leben zurückzuholen.
Die Verbindung,
schoss es Kate durch den Kopf, während sie beobachtete, wie Summers auf eine Trage geladen und mit Handschellen daran festgekettet wurde. Zwei Polizisten blieben an der Seite der Sanitäter und verließen mit ihnen die Halle. Zweifelsohne würden sie ihn auch im Krankenhaus nicht aus den Augen lassen.
Chase war sehr schwach. Die Ärzte hatten alle Hände voll zu tun, ihn zumindest halbwegs stabil zu halten. »Er muss sofort ins Krankenhaus«, hörte sie einen der Männer sagen. Kurz darauf hatten sie ihn schon auf eine Tragbahre gehoben. Sofort war Kate bei ihm. Er sah sie an, seine Mundwinkel zuckten im Anflug eines Lächelns. Sie griff nach seiner Hand, der linken, unversehrten. Die rechte hatte er sich durch den Stromschlag schlimm verbrannt.
»Wie konntest du das nur tun?«, schluchzte sie. »Du bist wirklich ein dummer, dummer Mann.«
»Dumm vielleicht«, brachte er angestrengt hervor. »Aber nicht langweilig, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ganz sicher nicht.«
Epilog
Während der kommenden Tage wich Kate nur von Chase’ Seite, wenn die Ärzte sie aus dem Zimmer schickten, um ihn zu untersuchen. Die Schläuche und die Maschinen, an die er angeschlossen war, machten ihr Angst. Vermutlich hätte sie das regelmäßige Piepen der Geräte in den Wahnsinn getrieben, wäre nicht jeder Piepton ein Beweis dafür gewesen, dass er am Leben war.
Er war noch immer bewusstlos und die Ärzte hatten sie darauf vorbereitet, dass sein Herz plötzlich zu schlagen aufhören oder der Stromschlag seinem Gehirn dauerhaften Schaden zugefügt haben könnte. Genaueres ließe sich erst sagen, wenn er zu sich kam. Doch selbst das konnten ihr die Halbgötter in Weiß nicht garantieren. Es bestand die Möglichkeit, dass das Koma, in das er nach seiner Einlieferung gefallen war, nicht nur vorübergehender Natur war.
Sie hatte ihm mit ihrer Herzdruckmassage tatsächlich eine Rippe gebrochen, doch die Ärzte versicherten ihr, dass das nichts Ungewöhnliches war und dass ihm ihr schnelles Eingreifen
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