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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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ziemlich hielt, roch
er nicht nach nassem Hund, wie so viele Engländer. Nein, er hatte einen ganz
anderen Duft, den Cora gar nicht beschreiben konnte. Sie verspürte den Drang,
ihm mit den Fingern durch die Haare zu fahren. Wieder presste sie die Lippen
zusammen.
    «Ihr Hals ist tadellos. Ich
gratuliere.» Cora versuchte, an ihrem Ärger festzuhalten. Auf keinen
Fall würde sie sich von seinem Charme umstimmen lassen.
    «Aber wie viele Hausmädchen braucht
man, um das heiße Wasser für ein Sitzbad herbeizubringen? Wie viele Stufen
müssen sie hochsteigen? Wie lang sind die Flure, die sie entlanglaufen müssen?
Wasserleitungen wären doch auf lange Sicht viel ökonomischer, abgesehen davon,
dass es besser für die Dienstboten wäre.» Sie versuchte sich aufzusetzen, damit
sie seine Antwort deutlich verstehen konnte, und sofort war er mit einem
weiteren Kissen bei der Hand.
    «Ist es so
besser? Wunderbar.» Einen Augenblick später fuhr er fort: «Wenn wir fließendes
Wasser hätten, bräuchten wir nicht so viele Hausmädchen und müssten einige entlassen,
worauf diese sicher überaus bestürzt reagieren würden, von ihren Familien,
denen sie Geld schicken, ganz zu schweigen.»
    «Es gibt
viele Dinge außer Wassertragen und Feuermachen, die Mädchen heutzutage tun
können. Sie können unterrichten oder Hüte machen oder lernen, wie man Schreibmaschine
schreibt.» Cora wusste, dass ihre Mutter immer wieder Hausmädchen an Geschäfte
und Schreibstuben verlor. Die Löhne waren besser, und dort fanden sich jede
Menge Verehrer.
    «Das
könnten sie in der Tat, Miss Cash. Aber ich vermute, dass die meisten nur einer
Arbeit nachgehen wollen, bis sie heiraten, und in einem großen Haus wie diesem
kann man gut einen Ehemann finden.»
    «Ja, vom Heiratsmarkt der
Dienstboten hat mir Bertha erzählt.»
    «Bertha ist
Ihre Zofe?», sagte der Mann amüsiert. «Ja, sie ist mit mir aus den Staaten
gekommen.»
    «Und als amerikanisches Mädchen hat
sie nichts dagegen, in Diensten zu stehen?»
    Cora hätte
fast gelacht. Hatte sie Bertha nicht letzten Monat drei ihrer alten Kleider
gegeben? Wie sollte Bertha nicht glücklich sein. «Bertha, das versichere ich
Ihnen», sagte sie in ihrem würdevollsten Ton, «ist
sehr dankbar, dass sie die Möglichkeit hat, für mich zu arbeiten. Ich frage
mich, ob Sie dasselbe von Ihren Hausmädchen sagen können?»
    Maltravers' Antwort ging unter, weil
die Haushälterin mit einem Schreibpult hereinkam, das sie vor Cora auf dem Bett
aufstellte. Sie hatte einen Stapel dickes, cremefarbenes Papier mitgebracht. Cora nahm einen
Bogen, auf dem sich oben eine Krone befand, darunter stand das Wort Lulworth.
    Sie war schon lange genug in
England, um zu wissen, dass es hier vor allem darum ging, es
niemals zu übertreiben. Lulworth war offensichtlich ein wichtiges Haus,
und sein Besitzer musste irgendeine Art von
Titel haben. Aber warum hatte er ihn dann nicht erwähnt, als er ihr seinen
Namen gesagt hatte? Die Engländer waren vertrackt. Alles war nur dazu da,
Außenseiter in eine nachteilige Position zu bringen. Wenn man nachfragen
musste, gehörte man nicht dazu.
    Der Mann ging ans Fußende des Bettes
und sah auf sie hinunter. «Ich werde hinausgehen, damit Sie in Ruhe an Ihre Mutter schreiben können. Aber vorher
stillen Sie doch in einem Punkt meine Neugier. Warum sind Sie hier, wenn Ihnen
die Engländer so zuwider sind? Ich dachte immer, die Amerikaner würden unsere
wunderlichen Sitten und unsere antiquierten Gewohnheiten mögen, aber Sie
scheinen uns so gar nicht charmant zu finden.»
    Cora sah ihn an. Er hatte es
leichthin gesagt, und doch hatte eine gewisse Schärfe mitgeschwungen. Sie war
erfreut, dass sie ihn ein bisschen gereizt hatte. Er war in der überlegenen
Position, aber immerhin hatte sie ihn provozieren können.
    «Oh, ich
dachte, das wäre offensichtlich. Als amerikanische Erbin bin ich gekommen, um
mir die eine Sache zu kaufen, die ich zu Hause nicht bekommen kann: einen
Titel. Meiner Mutter wäre ein Prinz am liebsten, aber ich denke, sie würde sich
auch mit einem Herzog zufriedengeben. Stillt das Ihre Neugier?»
    «Vollkommen,
Miss Cash. Ich hoffe, Sie laden Ihre Mutter ein, ein paar Tage hier in
Lulworth zu verbringen. Ich möchte nicht hören müssen, dass Sie uns verlassen
haben, bevor der Doktor Ihnen eine ausgezeichnete Gesundheit bescheinigt hat.
Und ich könnte mir vorstellen, dass es Ihrer Mutter hier gefällt, trotz der
fehlenden Badezimmer. Zwar bin ich kein Prinz, aber doch

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