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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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– offenbar
sprach er über Polo. Aber warum ignorierte er sie?
    Cora stand in ihren grünen Rüschen
und der Brüsseler Spitze da wie ein schmelzendes Pistazieneis. Sie hatte sich
in den letzten drei Tagen immer wieder den Moment vorgestellt, in dem sie sich
in ihrer ganzen Pracht dem Herzog zeigen würde. Sie hatte erwartet, an ihm den
Blick zu sehen, den sie so oft an anderen Menschen bemerkt hatte, den Blick,
der bedeutete, dass sie nicht sie sahen, sondern das, wofür sie stand: die
marmornen Paläste, die Yachten, die vergoldeten Kolibris. Sie konnte ihnen das
nicht vorwerfen, denn all das war sie ja. Wäre sie auch Cora Cash, wenn sie
nicht teuer gekleidet und von Luxus umgeben wäre? Natürlich war sie hübsch und
amüsant, aber Cora wusste, dass es ihr Geld war, das diesen stillen Moment
erzeugte, den es immer gab, wenn sie einen Raum betrat. Es war ihr Geld, das
die heimlichen Blicke auslöste, die Gespräche stocken ließ, wenn sie näher kam.
Niemand blieb ungerührt von ihrem Geld – nicht einmal Teddy, der sich davon
nicht hatte vertreiben lassen wollen.
    Sie war also vollkommen auf diesen
enttäuschenden Moment gefasst gewesen, in dem sie sehen würde, wie der Herzog
sich ihrem unermesslichen Erbe beugte. Sie hatte sich fast darauf
gefreut zu sehen, wie das Gewicht dieses Erbes sein Verhalten veränderte. Auf
den Gedanken, dass es ihm gleichgültig sein könnte, war sie nicht gekommen.
    Sie spürte,
wie unter ihrem Korsett ein Schweißtropfen hinabrann und sich heiße Röte auf
ihrer Brust ausbreitete. Ob sie sich wieder in ihr Zimmer stehlen konnte? Sie
fühlte sich etwas matt. Aber der Herzog hatte sie gesehen, er würde merken,
dass sie sich zurückzog. Steif und ohne ihren gewohnten Schwung ging sie
weiter, die breiten Eichenbretter knarrten unter ihren Schritten, als füge sie
ihnen Schmerzen zu. Sie zwang sich zu lächeln, als hätte alles seine Ordnung.
    Und dann
hörte sie, wie der Butler ihren Namen verkündete.
    «Miss Cash,
Euer Gnaden.»
    Und sofort
unterbrach Maltravers seine Geschichte und kam auf sie zu, als sähe er sie zum
ersten Mal.
    «Miss Cash!
Wie wunderbar zu sehen, dass Sie sich so ... vollständig erholt haben.» Der
Herzog hatte die grüne Seide und die Brüsseler Spitze bemerkt, die kunstvoll
gelockten Haare, die wunderbar passende Kette aus rosa Perlen und die helle
Röte darunter. Hatte er sie wirklich absichtlich ignoriert?, fragte sich Cora.
Musste sie wirklich erst von einem Diener angekündigt werden, ehe er sie in
seinem eigenen Haus zur Kenntnis nehmen konnte? Das war ein Ausmaß an
Formalität, über das sich Cora nur wundern konnte, obwohl sie aus New York und
Newport an einen strengen Kodex gewöhnt war. Sie hatte das Gefühl, sich einem
unsichtbaren Spinnennetz zu nähern, dessen hauchzarte Fäden ihr sanft, aber
unerbittlich das Weitergehen erschwerten.
    Sie gab ihr
Bestes, um Maltravers ihr charmantestes Lächeln zu schenken. Sie wollte nicht,
dass er ihre Verwirrung bemerkte. Ob es Absicht gewesen war oder nicht, sie
würde ihm nicht die Befriedigung verschaffen, sie straucheln zu sehen. Er war
jetzt vollkommen aufmerksam, aber sie sah nichts an ihm, was darauf hinwies,
dass er wusste, dass sie ihn und alles, was er besaß, hätte kaufen können, ohne
es auch nur weiter zu bemerken.
    Er führte
sie in den Kreis, der um das Feuer herumstand, und stellte sie den Versammelten
als die auf wundersame Weise wiederhergestellte, die unbezwingbare Miss Cash
vor.
    Er sagte es
leichthin, und sollte da ein ironischer Unterton gewesen sein, war er Mrs. Cash
jedenfalls entgangen, die dieses Lob des Stehvermögens ihrer Tochter als
angemessenen Tribut an ihr Talent als Mutter verstand. Cora bemerkte, dass
Bertha recht gehabt hatte mit ihrer Einschätzung: Ihre Mutter war wieder zu
alter Form aufgelaufen. Mrs. Cash sah in ihrem violetten Brokatkleid mit
goldenen Borten an diesem Tag besonders majestätisch aus. Eine Parüre aus
Diamanten und Saphiren funkelte an ihrem Hals, an ihren Handgelenken und an
ihrem unverletzten Ohrläppchen. Cora musste sich die anderen Frauen im Saal
gar nicht erst ansehen, um zu wissen, dass keine von ihnen es mit ihrer Mutter
aufnehmen konnte. In dieser Welt der verborgenen Bedeutungen und unausgesprochenen
Regeln blieb kein Zweifel an Mrs. Cashs Wert. Die königliche Miene ihrer Mutter
wurde durch den Geistlichen an ihrer Seite noch verstärkt, der jedem ihrer
Worte mit der Aufmerksamkeit eines Kardinals lauschte.
    Cora befand sich im Gespräch

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