Daisy Goodwin
den verbleibenden beiden Männern.
«Wenn Euer Gnaden mich entschuldigen
wollen, ich möchte zurück zum Vierten Herzog. So ein strenggläubiger Mann, eine
Inspiration geradezu. Gute Nacht, Gentlemen.»
Der Herzog rollte mit den Augen, als
der gutgenährte Geistliche den Raum verließ. «Er legt den Eifer des Konvertiten an
den Tag. Nimmt alles äußerst ernst. Guy und er waren ganz eng.» Er verstummte,
und Reggie stand auf und setzte sich neben ihn. Ohne etwas zu sagen, reichte
der Herzog ihm die Karaffe.
Die einzigen Geräusche waren das
Knacken des Feuers in dem steinernen Kamin und das Trommeln der Finger des
Herzogs, die auf der polierten Tischplatte einen unsichtbaren Rhythmus
spielten. Schließlich sagte er: «Danke, dass du so kurzfristig gekommen bist.
Ich werde mich bemühen, dir die Zeit hier so angenehm wie möglich zu
gestalten.»
«Es ist lange her, Ivo. Ich habe
dich nicht gesehen, seit ...» Ivo sah ihn an. «Es ist diese Woche ein Jahr her.
Wenn es sich auch viel länger anfühlt.»
«Kommt die Herzogin deshalb?»
«Sicher möchte sie, dass ich das
denke, aber sie hat mir erst gestern gekabelt.»
Der Herzog ahmte die belegte Stimme
seiner Mutter nach: «Ich hatte das dringende Bedürfnis, in dieser schwierigen
Zeit bei dir zu sein.»
Reggie nickte in Richtung der Tür.
«Wegen der Amerikaner?»
«Natürlich.»
«Aber woher weiß sie es denn?»
«Zuerst dachte ich, Pater Oliver
hätte ihr geschrieben, aber es war wohl Charlotte. Sie war in Sutton Veney, als
der Unfall geschah.»
«Und wie geht es Charlotte? Ich habe
sie kaum noch gesehen, seit sie Beauchamp geheiratet hat. In der Schule mochte ich ihn nie besonders. Er war
ein Raufbold, weißt du, hat stets die Kleineren verhauen. Ich kann immer noch
nicht verstehen, warum Charlotte ihn gewählt hat.»
«Ist das
nicht offensichtlich?»
«Aber ausgerechnet Beauchamp. Ich
meine, er sammelt Porzellan.»
«Er liebt schöne Dinge, und Charlotte
hat sich schon immer gern bewundern lassen.»
«Aber wir
haben sie alle bewundert, Ivo.»
«Aber von
uns hatte keiner die Mittel, ihr das entsprechende Ambiente zu verschaffen.»
Die Finger des Herzogs, die die ganze Zeit nicht zur Ruhe gekommen waren,
trommelten plötzlich ein Fortissimo, und die Gläser klirrten.
Es herrschte wieder Stille. Beide
Männer leerten ihre Gläser und füllten sie erneut.
«Was für eine Geschichte, so auf
Miss Cash zu treffen.» Reggie sah seinen Freund forschend an. «Ein ziemlicher
Glücksfall, könnte man sagen», fügte er in leichtem Ton hinzu.
Wieder klirrten die Gläser. Endlich
sagte Ivo: «Nun, ich konnte sie schlecht dort liegen lassen. Ich konnte ja
nicht ahnen, dass dieses ganze ... Zeug zu ihr gehört.» Ivo nahm einen silbernen
Untersetzer zur Hand und ließ ihn durch den Raum segeln. Die beiden Männer
beobachteten, wie er sich drehte und schließlich klirrend landete.
«Glaubst
du, sie wusste, wem der Wald gehört?»
«Das habe ich mich auch gefragt, vor
allem, nachdem ich ihre Mutter kennengelernt habe, aber ich halte die Tochter
nicht für eine Intrigantin. Nein, ich glaube, Miss Cash ist tatsächlich rein
zufällig in Lulworth gelandet.»
«Und?» Reggie ließ die Silbe
zwischen ihnen schweben.
«Oh, ich bitte dich, das wäre
absurd. Du bist genauso schlimm wie meine Mutter. Miss Cash ist Amerikanerin
...», sagte Ivo verächtlich.
«Und
unendlich reich.»
«Wie Mrs. Cash nicht müde wird, mir
in Erinnerung zu rufen.» Ivo füllte sein Glas noch einmal und wandte sich seinem
Freund zu. «Schwärmst nicht du für Miss Cash, Reggie? Ich habe gesehen, wie du
beim Dinner mit ihr geflüstert hast. Der armen Sybil wird es das Herz brechen.»
Reggie lachte. «Ich fürchte, Miss
Cash hat kein Interesse an mir. Aber ich mag sie, Ivo. Und wie das mit
Glücksfällen so ist – es hätte schlimmer kommen können.»
Aber Ivo betrachtete das Porträt
seiner Mutter. Blond und heiter sah sie auf ihren Sohn herab. Er hob sein Glas
und sagte bitter: «Auf die doppelte Herzogin.»
Reggie
wurde klar, dass sein Freund betrunken war. Er war nicht sicher, ob er hören
wollte, wie Ivo über die Herzogin sprach. Ivo war immer der Liebling seiner
Mutter gewesen, ihr Verhältnis war unbeschwert und von gegenseitiger
Bewunderung geprägt gewesen. Mutter und Sohn waren sich ihrer Eleganz und ihres
Charmes nie bewusster als in Gesellschaft des anderen. Aber das war gewesen, bevor
seine Mutter sich wieder verheiratet hatte, kaum dass die Trauerzeit vorbei
war. Es gab
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