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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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kreischende Kampfflugzeuge, denken sie. Stille, ein wolkenloser Himmel und eine Sonne, die sich unendlich langsam von Ost nach West bewegt.
    Sie tasten sich vorwärts in der Stille, streunen herum, sonnen sich, erzählen. In dreizehn Jahren sind sie dreißig, was machen sie da, ist der Krieg zu Ende, wie sehen sie 1954 aus? Und zehn Jahre weiter, 1964? Wem hört man dann zu beim Samstagabendprogramm im Radio? Und noch später, wann werden sie sterben? Werden sie das Jahr 2000 noch erleben?
    Vivi hat einen vagen Traum davon, in die Welt hinauszureisen. Wohin, weiß sie nicht. Elnas Träume sind weniger erhaben. Sich in Stockholm niederzulassen wäre mehr als zufriedenstellend. Und in einem Büro zu arbeiten … Gott, wenn es dich gibt, mehr begehr ich nicht. Aber Vivi rümpft die Nase. Sie sitzen am Hang, und sie gräbt mit den Händen in der feuchten Erde. So sieht sie ihr Leben, versucht sie zu erklären. Unter allem gibt es noch etwas anderes, etwas Unerwartetes. Das will sie entdecken. Sie glaubt, das heißt Archäologie, aber sie ist sich nicht sicher. Elna kann ihr nicht helfen, sie hat das Wort noch nie gehört.
    Eines Tages berichtet Vivi von ihrem Papa. Er hat einmal eine lange Reise gemacht in eine Stadt in Südfrankreich. Dort wurde er angehalten und zurückgeschickt. Er war auf dem Weg nach Spanien, zu einem anderen Krieg. Elna hat davon gehört, aber in Worten, die sie beunruhigen. Vater Rune hat bei mehreren Gelegenheiten das Wort Märtyrer eingeflochten, das ist sein verächtlicher Ausdruck für diejenigen, diefreiwillig an einem Bürgerkrieg teilnehmen. Als Elna das erzählt, schneidet Vivi eine Grimasse und stampft mit dem Fuß auf. Einen kurzen Augenblick glaubt Elna, dass sie ernstlich böse wird, aber da ist es auch schon vorbei. Vivi zuckt nur mit den Schultern: »Die Zukunft wird zeigen, wer recht hatte«, sagt sie. (Das sind die Worte ihres Papas, sein Trost, wenn es am schlimmsten ist.)
    Elna würde gern mehr fragen, aber sie traut sich nicht, sie hat gemerkt, dass Vivi verschlossen bleibt und geheimnisvoll, wenn es um die politischen Anschauungen der Familie und vor allem die ihres Papas geht. Als sie von seiner abgebrochenen Reise nach Spanien berichtet, sagt sie wenig oder nichts über den Anlass. Die Reise bleibt nur eine Reise, spannend, weil sie in fremde Länder führt und weil sie hastig abgebrochen wird. Aber den Zweck der Reise deckt sie nicht auf, sie sagt nur, dass er auf dem Weg war, sich der internationalen Brigade anzuschließen.
    Brigade, was ist das? Aus Vivis Mund kommen Worte und Begriffe, Zeichen von Erfahrenheit, die Elna nicht hat. Oft muss sie fragen, aber genauso oft lässt sie es bleiben. Sie weiß nicht, woran es liegt, es ist einfach so ein Gefühl.
    Eines Tages radeln sie in verbotenes Gebiet. Den Entschluss haben sie schon am Abend vorher in ihrer Scheune gefasst. Und wie gewöhnlich war Vivi die treibende Kraft. Elna war schon fast eingeschlafen, als Vivi flüsternd vorschlug, sich auf eine unerlaubte Expedition zu begeben. »Es kann uns ja nicht mehr passieren, als dass wir angehalten werden. Und was können sie anderes tun, als uns zurückzuschicken? Wir sagen einfach, dass wir uns verfahren haben.«
    Elna muss nicht fragen, warum Vivi in verbotenes Gebiet will, sie weiß es sehr gut. Es ist die Grenze, die lockt. Sie haben eine vage Vorstellung davon, wie die Grenze aussieht. Eine Schranke? Ein Holzzaun? Ein Wachtturm mit Soldaten?
    Früh am Morgen radeln sie los. Sie zittern in der Dämmerung. Die Landschaft ist eintönig, ein weißer Nebel, der tief über den Boden streicht, hüllt sie ein. Der Schotter knirscht unter den Gummireifen. Vivi radelt voraus, sie ist die Expeditionsleiterin.
    Auf zur Grenze, raus aus der Stille, hin zum Krieg!
    Sie kommen nicht sehr weit, wieder durchkreuzt die Grenze ihre Pläne. Aus dem Nebel lösen sich plötzlich zwei junge Wachtposten, und im Gegensatz zu dem fetten Brückenwachtposten sind diese beiden entschlossen und hellwach, trotz des frühen Morgens. Ihre sonnengebräunten Gesichter leuchten unwirklich im Nebel. Sie stehen auf dem Weg und halten ihr Gewehr in den Händen. Vivi schiebt ihr Fahrrad ein paar Meter und fragt in ihrem grellen, lauten Dialekt, wo sie sind, sie müssen sich im Nebel verfahren haben.
    Einer der Wachtposten, von dem sich später herausstellt, dass er Olle heißt, mit dem Spitznamen Nypan, grinst sie an. »Hier gibt es nur einen Weg«, sagt er. »Hier kann man sich nicht verfahren.«
    Elna will

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