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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samarkand
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hatten, dass wir nicht gemeinsam zu Abend aßen. Wir verabschiedeten uns müde und zerschlagen von der Reise und dem im Innern der Kutsche Gesprochenen recht schnell nach der Ankunft und nahmen unser Abendmahl jeder für sich in seinem Zimmer ein. Kurz bevor ich mich auskleidete, ging ich noch einmal kurz zu maman Sofies Zimmer, um ihr eine gute Nachtruhe zu wünschen. Sie bat mich nicht herein, öffnete aber nach meinem leisen Klopfen sofort die Tür und nahm mich ganz fest in die Arme. Sie hielt mich lange fest, dann schaute sie mir in die Augen, lächelte und sagte: „Siehst Du, chèrie, viele Menschen haben derlei Geschichten erlebt, doch nur wenige sprechen darüber. Du hast jetzt die Chance auf ein anderes, ein besseres Leben. Ich habe gelernt, nicht das Schöne im Leben zu übersehen und konnte Cecile gegenüber das Versprechen halten, glücklich zu werden. Glücklich zu werden für uns beide.“
    „ Maman Sofie?“
    „ Ja, mein Kind?“ „Hast Du wirklich niemandem sonst, außer Deinem Mann und mir, die Geschichte von Cecile erzählt?“
    „ Nein, ma chèrie, nie. Nie auch nur eine Andeutung gemacht. Ich hielt meine kleine Schwester noch eine Weile in den Armen und mit viel Glück kam ich ungehindert wieder nach Hause. Die Lungenentzündung, die ich mir zugezogen hatte, erschien mir wie eine Gnade. Ich hütete wochenlang das Bett, konnte nur wenig sprechen und schlief viel. So konnte ich für mich um Cecile trauern. Und trauerte darum, dass ich meiner Familie in ihrem Schmerz keine Erlösung geben konnte. Aber die Wahrheit hätte es nicht besser gemacht. So glaube ich jedenfalls. So hoffe ich. Aber jetzt schlafe ein wenig mein Liebes und ab morgen werden wir wieder eine schöne Reise haben und die Geister der Vergangenheit ziehen lassen.“ Sie ließ mich los, aber im Weggehen drehte ich mich noch einmal zu ihr um. Maman Sofie spürte meinen fragenden Blick und blieb in ihrer geöffneten Zimmertür stehen.
    „Ja?“ , fragte sie. „Wurden Deine Eltern jemals wieder glücklich?“
    Sie schwieg eine Weile und wiegte ihren hübschen kleinen Kopf hin und her. „Nein“, antwortete sie schließlich. „Nein, es wurde nie wieder wie früher. Ich habe, nachdem ich wieder gesund war, gelauscht, zuhause wie auch auf den Straßen, aber ich habe nichts in Erfahrung bringen können. Ich war auch zu lange krank gewesen und danach traute ich mich nicht, irgendwo in der Stadt zu fragen. Die Leute hätten es vielleicht meinen Eltern erzählt. Meine Eltern sprachen nicht mehr über Cecile, keiner fragte nach ihr. Ceciles kleines Zimmer war schon ausgeräumt, als ich wieder genesen war. Es war, als wenn es sie nie gegeben hätte.“
    Noch einmal entstand eine kleine Pause.
    „Unser Vater lachte nur noch selten, sehr selten und unsere Mutter konnte ich manchmal heimlich beobachten, wie sie in ein verbliebenes Schultertuch, das Cecile gehört hatte, lautlos weinte. Meine Geschwister und ich taten alles, um unseren Eltern keinen weiteren Kummer zu bereiten und lebten irgendwie unser Leben.“
    Maman Sofie schaute mir tief in die Augen und sagte : „Und irgendwie, chèrie, irgendwie ging es weiter. Und irgendwann konnte ich auch wieder lachen. Dafür danke ich Gott und oft bete ich für Cecile, dass sie nun im Himmel glücklich ist; auch glücklich ist darüber, dass ich alles tat, um das ihr gegebene Versprechen zu halten.“
    Maman Sofie drückte mir sanft einen Kuss auf die Stirn und schickte mich dann mit einem Lächeln in mein Zimmer. Und trotz oder vielleicht gar wegen dieser grauenvollen und so traurigen Geschichte schlief ich gut. Als ich wach wurde, galt mein erster Gedanke maman Sofie und Cecile und ich wünschte ihnen beiden viele glückliche Jahre, wo auch immer sie sein mochten.
    Als ich maman Sofie zum Frühstück abholte, machte auch sie einen ausgeruhten Eindruck. So gingen wir gemeinsam leise plaudernd in den Gastraum, wo bereits Heinrich, Alfons und Toby beim Frühstück saßen. Auch sie hatten ausreichend geschlafen. Wir setzten uns zu ihnen, plauderten ein wenig, um dann in Richtung Montauban de Bretagne die Reise anzutreten.
     
    Es war Tag neun unserer Reise und wieder war er voll herrlichem Sonnenschein und so schön mild. Maman Sofie und ich ließen die Geschehnisse des vergangenen Tages ruhen; nur unsere Blicke hätten einem aufmerksamen Beobachter verraten, dass wir Hüterinnen von Geheimnissen waren.
    Und doch wurde mir mit jedem Stück des Weges, das mich meinem Ziel näherbrachte, immer

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