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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samarkand
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Trug keinen Hut. Und fühlte mich sehr wohl damit. Doch heute, gerade an diesem Tag, freute ich mich wie ein kleines Mädchen darauf, mir für das erste Fest, das ich in diesem feudalen Herrenhaus, in dem ich bald zuhause sein würde und welches ich dort ausrichten lassen würde, mir die Haare kunstvoll richten zu lassen. Aber nicht heute. In ein nachtblaues Kostüm gekleidet, das fast aussah, als wenn es für eine Reiterin genäht worden wäre, ging ich hinüber zu den Räumen von maman Sofie. Maman war gerade, als ich nach einem Klopfen an ihre Tür das Zimmer betrat, damit beschäftigt, ihre kleine Reisetasche zu packen. Auch sie hatte ausgezeichnet geschlafen. Sie sah munter aus, ihre Wangen waren so zart gerötet wie bei einem jungen Mädchen. Und mir wurde bewusst, gerade eben in diesem Moment, was Schönheit ist. Wahre Schönheit. Und für das Aufblitzen einer Sekunde verschwendete ich einen Gedanken daran, wie meine Mutter in einigen Jahrzehnten aussehen würde. Aber nur für das Aufblitzen einer Sekunde. Herzlich schlossen wir uns in die Arme, glücklich darüber, das Ende der gemeinsamen Reise noch ein wenig hinauszögern zu können. Ich schnupperte. „Maman Sofie, Sie duften immer gut, aber heute muss ich feststellen, dass ich so einen frischen Veilchenduft noch nie an Ihnen wahrgenommen habe.“
    „Ja, nicht wahr“, antwortete maman Sofie, „ was für eine wundervolle Seife.“ Auch sie fing nun an, an mir zu schnuppern. „Mmmmh, Rosenduft. Intensiv und doch, ja, doch irgendwie zart.“ Wir schauten uns an, lachten und fast gleichzeitig sprudelte es aus uns hervor, dass die Wirtin uns unbedingt ein paar Stücke verkaufen muss. Lachend und guter Dinge gingen wir hinüber in den hübschen kleinen Speiseraum, in dem wir am Abend zuvor schon unser Abendessen eingenommen hatten. Dort erwarteten uns wie immer, Heinrich, Alfred und Toby. Wir setzten uns zu ihnen und sofort stand eine junge Magd an unserem Tisch und fragte nach unseren Wünschen. Ich entschied mich für einen großen Becher, gefüllt halb mit Kaffee und halb mit Milch. In diesem Land trank man den Kaffee selten auf die Art, wie ich es von daheim her kannte. Dann wünschte ich mir als erstes eine kleine Schale mit Hafergrütze, angereichert mit viel Honig und Nüssen. Als ich die Grütze verspeist hatte, bestellte ich eine Scheibe heißen über Orangen geräucherten Schinken. Noch nie hatte ich so etwas gegessen. Und es schmeckte phantastisch, so dass ich mir noch eine Scheibe bringen ließ. Dazu frische kleine Briochebrötchen, die ich mit viel Salzbutter bestrich. Was für eine Leckerei. Und zum Schluss konnte ich es mir nicht verkneifen, noch zwei dieser leckeren kleinen Brötchen mit süßer Butter und Mirabellenmus zu essen. Als ich mir das letzte Stückchen meines Frühstücks in den Mund schob, waren alle anderen am Tisch mit dem Essen längst fertig. Maman Sofie unterhielt sich schon seit geraumer Zeit angeregt mit Alfred, während Heinrich bereits genüsslich seine Pfeife stopfte, die er dann, wenn sich unsere Kutsche in Bewegung gesetzt hatte, anzünden würde. Nur Toby schaute mir wohl schon eine geraume Zeit zu, wobei er vergessen hatte, seinen Mund völlig zu schließen. Ich schaute Toby an. Sagen konnte ich noch nichts, da mein Mund noch gefüllt war mit diesem himmlischen Mirabellenmus. Toby schüttelte den Kopf. „Ich bin begeistert.“
    Ich hatte nicht den Hauch eines Schimmers, was er mir sagen wollte. „Ich bin wirklich begeistert“, fuhr Toby fort. „Noch nie in meinem Leben, in meinem ganzen Leben, habe ich eine Dame so viel essen sehen wie Sie.“
    Ich schluckte, war aber immer noch nicht in der Lage, etwas zu sagen. Dafür sprach Toby weiter: „Und das habe ich schon am Anfang unserer Reise gedacht. Mittlerweile essen Sie doppelt so viel. Wirklich beachtlich.“ Es sprach ein solcher Stolz aus seiner Stimme, dass seine Aussage etwas Drolliges bekam, dass ich lauthals lachen musste.
    Heinrich fiel vor Schreck sein Tabak auf den Boden. Maman Sofie und Alfred unterbrachen erstaunt ihr Gespräch. Ich wünschte mir, ich hoffte es so sehr, dass es noch viele derlei Situationen in meinem Leben geben würde, in denen ich so herzhaft würde lachen können.
     
    Der Aufbruch nahte und Alfred und Toby gingen hinaus, um die letzten Vorbereitungen an der Kutsche zu treffen. Heinrich zahlte unsere Rechnung. Maman Sofie und ich bedankten uns bei den Wirtsleuten und kauften noch einige dieser kleinen wundervoll riechenden Seifen,

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