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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samarkand
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englischer Sekretär aus Eiche stand dort. An der Seite zum Garten hin war eine gemütliche Ecke eingerichtet worden mit einer Chaiselongue, einem niedrigen Tisch sowie zwei kleinen Sesseln. Die Wände rundherum waren versehen mit Büchern, und hier und da konnte ich schon einige meiner persönlichen Dinge aus Saarlouis wiederentdecken, die mir vorausgeeilt waren. Der Raum war an den wenigen freien Wandflächen weiß gekalkt. Die dunklen Eichenmöbeln und die Polsterungen und schweren Vorhänge in einem tiefen Rotton verliehen dem Raum eine warme Note. Das Schönste aber war an der Meerseite, mit Blick auf diese sagenumwobene Insel, ein riesenhafter Ohrensessel mit einer kleinen Fußbank und einem dazugehörigen Tisch. Schon jetzt wusste ich, dass dies mein Lieblingsplatz werden würde zum Lesen und Träumen und Ausruhen.
    Und direkt hinter der Sitzecke, besser gesagt, gleich hinter der Chaiselongue, führte eine weitere breite Wendeltreppe in das nächste Stockwerk. Der Anblick des Zimmers sowie die Aussicht auf die Insel der Feen und Toten hatte mich so fasziniert, dass ich die Treppe gar nicht wahrgenommen hatte. Da oben war gewiss mein Schlafgemach und so war es auch. Als ich hinter Madame Florence die Treppe hinaufstieg, sah ich mich im Geiste in den schönsten Roben meine Wendeltreppen und dann die große Treppe hinab schreiten, um all die Gäste, die es hier zu bewirten galt, willkommen zu heißen. Aber bevor ich mich allzu sehr meinen Träumereien hingeben konnte, hatten wir das Ende der Wendeltreppe erreicht und gingen wiederum durch eine bereits geöffnete schwere Eichentür in mein Schlafzimmer. Ein kleiner Schrei entfuhr mir, und Madame Florence sowie auch Maiwenn, die uns wie ein Schatten gefolgt war, schauten mich erstaunt an. Ich sah in ihre Gesichter, lächelte und konnte nur hauchen: „Wie schön, wie wunderschön ist dieser Raum. Finden Sie nicht auch?“ Maiwenn schaute mich nur aus ihren großen blauen, und wie ich jetzt sehen konnte, mit Braun gesprenkelten Augen an und schaute recht verzagt zu Madame Florence, die wiederum nur mit den Schultern zuckte. „Schön, dass der Raum Ihnen gefällt.“
    Das war ihre ganze Reaktion. Sonst nichts. Ich merkte eine innerliche Erschütterung, die ich sofort versuchte loszuwerden und dachte nur: „Sie kennen mich nicht. Ich kenne sie nicht. Bleib ruhig, bleib nur ganz ruhig. Das ist jetzt Dein neues Zuhause, das sind jetzt Deine neuen Räume und sie sind unbeschreiblich schön und gemütlich.“
    So versuchte ich mich zu beruhigen. Es gelang mir nicht wirklich und ich wandte mich wieder diesem Raum zu. Es war fast wie ein Jungmädchenzimmer, ganz in einem zarten Roséton gehalten. Die Vorhänge waren aus feinster weißer Spitze und reichten bis zum Boden, wie auch die Fenster, die, wenn man sie öffnete, von einem brusthohen schmiedeeisernen Geländer eingefasst waren. Was für ein Ausblick auf „meine“ Insel. Ich schaute wie gebannt auf die Insel und die tobende See. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas Schönes gesehen. Ich konnte mich einfach nicht sattsehen. Madame Florence räusperte sich leise, doch recht vernehmlich und so riss ich mich los von diesem unbeschreiblichen Anblick. Ich lächelte verzeihend und erklärte ihr und Maiwenn, dass ich noch nie zuvor das Meer gesehen hätte, aber ich wartete vergeblich auf eine Reaktion.
    Der Schlafraum war kleiner als die zwei darunter liegenden Räume, doch sehr gemütlich und wurde fast ausschließlich von dem darin stehenden Bett beherrscht, das fast genau in der Mitte des Raumes stand. Hier in diesem Raum gab es keine Fenster, aus denen man in den Garten schauen konnte, nur den Blick auf das Meer. Ich konnte die Möbel keinem Stil, den ich kannte, zuordnen und so wagte ich für mich zu behaupten, dass dieser Raum einer Eigenkreation entstammte. Von wem auch immer. Das würde ich mit der Zeit schon erfahren. Außer diesem riesigen Bett gab es nur noch zwei kleine Nachttische und am Fenster wieder zwei gemütliche Sessel mit einem runden erhöhten Tisch an den Fenstern. Zwischen Bett und dieser entzückenden kleinen Sitzgruppe gab es zwei Türen. Hinter der ersten war ein kleiner Raum mit dem Nötigsten für eine Dame, um sich zu erfrischen und die Nase zu pudern. Die ganze Aufteilung des Turms war sehr ungewöhnlich, aber gerade das gefiel mir. Wie ich später erfuhr, hatte hier nur eine Dame jemals gelebt und diese war die Lieblingskonkubine des Erbauers dieses Hauses, dessen Name mir entfallen

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