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Damals hast du mich geliebt

Damals hast du mich geliebt

Titel: Damals hast du mich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Hill
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musste er sie erst mal von dieser wütenden Menge wegschaffen.
    Vielleicht würde er sie sogar in ihre extravagante Dachgeschosswohnung tragen, in der er sich mehr als einmal an der tief hängenden Dachschräge den Kopf gestoßen hatte. Dann würde er sie in das große cremefarbene Eisenbett legen, das er früher mit ihr geteilt hatte.
    Er zögerte und fragte sich, ob es ein Fehler war, sie nicht in seine Stadtwohnung mitzunehmen. Hier konnte sie ihn jederzeit rausschmeißen. Sobald sie sich von ihrem Schock erholt hatte, würde sie wieder mit ihrer Ich-brauche-niemanden-Leier kommen.
    Allerdings wollte er auch nicht riskieren, sich hinterher von ihr vorwerfen zu lassen, er habe sie gegen ihren Willen verschleppt. So etwas war ihr absolut zuzutrauen.
    Damit war die Sache für ihn entschieden. Er trug sie ins Haus.
    Zögernd setzte er Chloe knapp hinter der Schwelle ab. Sie wirkte so unglaublich schwach, wie sie da vor ihm stand. So traurig und angeschlagen.
    Er legte die Hand an ihr Gesicht und drückte es ein wenig nach oben. „Ist das alles?“, fragte er, als er an ihrer Wange eine leichte Schwellung bemerkte. „Tut es noch irgendwo anders weh?“
    „Mir geht’s gut“, versicherte sie heiser.
    Doch sie war kreidebleich. Nur die paar winzigen Sommersprossen auf Wangen und Nase, von denen er wusste, dass sie sie hasste, verliehen ihrem Teint ein bisschen Farbe. Feenstaub, so hatte James ihre Sommersprossen immer neckend genannt und dann jede einzelne geküsst.
    Gott, diese Frau hatte ihm schon einmal völlig den Kopf verdreht – und jetzt lief er eindeutig Gefahr, dass das wieder passierte.
    Er konnte es nicht verhindern.
    James neigte den Kopf, brachte sein Gesicht so nah an ihres, dass seine Nasenspitze ihre Haut berührte, sog ihren süßen Duft ein, während er durch ihr herrliches blondes Haar strich. Es war sogar noch länger als damals und hing offen und unordentlich herab. So wie manchmal frühmorgens, wenn sie aufgestanden war, bevor er gegangen war.
    Chloe war keine Frühaufsteherin und behauptete, dass sie spätnachts am besten arbeitete.
    Ihm war das egal. Er hatte kein Problem damit, aufzustehen, sich anzuziehen und sie zu betrachten, wie sie in ihrem zerwühlten Bett lag, das Haar wild zerzaust, Feenstaub auf Nase und Wangen.
    Wie hatte er es nur jemals geschafft, sich von diesem Anblick zu lösen?
    Wie sollte ihm das jemals wieder gelingen?
    Denk nicht daran, überleg lieber, wie du es schaffst, dich von ihr fernzuhalten.
    Selbstschutz gehörte eigentlich zu seinen starken Seiten. Er konnte sich im Moment nur nicht dazu überwinden, sich darüber Gedanken zu machen.
    Und so hob er Chloe wieder hoch und trug sie die Treppe hinauf.
    Chloe glaubte noch immer, dass das alles nur ein Traum sein konnte.
    Es passierte immer wieder, dass Affen aus dem Zoo ausbrachen und Menschen attackierten. Dass Bären aus den Wäldern auf Campingplätze kamen. Hin und wieder befreite sich ein Elefant von seinen Fußketten.
    Aber wurde schon mal jemand von wild gewordenen Bräuten mit Kleidersäcken angegriffen?
    So etwas gab es nicht.
    Sie hatte jedenfalls weder davon gehört noch gelesen und es sich auch nie ausgemalt.
    Dass James IV aufgetaucht war, sich in die Menge gestürzt und sie gerettet hatte, machte die ganze Sache noch unwirklicher. Und doch hatte sie es mit ihrem vernebelten Bewusstsein genau so erlebt.
    Sanft hatte er sie auf das ungemachte Bett in ihrer Dachgeschosswohnung gelegt, sich dann neben sie gesetzt und dabei besorgt und stark und groß und absolut hinreißend ausgesehen.
    Chloe stöhnte leise. „Bitte zwick mich.“
    Nach kurzem Zögern berührte er ihr Gesicht und tastete die Stelle ab, an der sie von einem Kleidersack erwischt worden war. „Brauchst du einen Arzt? Dann fahr ich dich hin.“
    „Nein … ich meine … ich glaube, ich träume.“ Großartig, wie mochte das wohl für ihn klingen?
    Ich habe geträumt, dass du mich gerettet hast, nachdem ich ein Jahr nichts mehr von dir gehört habe.
    Nein, damit fing sie besser gar nicht erst an.
    „Ich habe geträumt, dass mich Bräute mit Bouquets beworfen haben“, sagte sie stattdessen.
    Jetzt wirkte er noch verwirrter. „Blumen? Chloe, das waren Kleidersäcke.“
    „Ja, ich weiß schon. Ich bin nur durcheinander. Nicht wie bei einer Gehirnerschütterung. Mehr wie wenn einem etwas echt Schräges passiert. Verstehst du?“
    „Ja“, entgegnete er, wirkte aber noch immer ziemlich irritiert.
    Herrgott, er roch so gut. So vertraut.
    Chloe

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