Damals hast du mich geliebt
sie, als sei sie ein Kind, das er vor der Kälte schützen wollte. Zum Abschied strich er ihr sanft durch die Haare und küsste ihre Stirn.
Dann zwang er sich zu gehen.
3. KAPITEL
Chloe hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Als sie aufwachte, fühlte sie sich völlig orientierungslos. Sie blickte gerade mit zusammengekniffenen Augen auf den Wecker, da wurde ihre Schlafzimmertür langsam und leise geöffnet.
Addie und Robbie spähten hinein, wobei sie aufgeregt miteinander flüsterten.
„Ich bin wach“, verkündete Chloe.
Beim Versuch, das Zimmer zu betreten, stolperten die beiden fast übereinander. Dann starrten sie Chloe an, als wäre sie gerade mit einem Raumschiff gelandet.
Chloe sah an sich herab. Sie trug ihre bevorzugte Schlafkleidung: ein baumwollenes Top mit Spaghettiträgern und eine Pyjamahose. Nichts Außergewöhnliches also.
„Was ist?“, fragte sie schließlich.
„Sie trägt ihren Schlafanzug“, sagte Robbie. „Er würde doch wohl nicht … du weißt schon. Und sie danach wieder anziehen.“
„Vielleicht hat er sich gar nicht erst die Zeit genommen, sie auszuziehen“, meinte Addie. „Das wäre ja nicht unbedingt nötig. Vielleicht gehört er zu der Sorte. Du weißt schon … Rein. Raus. Fertig. Nichts wie weg.“
„Das trau ich ihm nicht zu. So was merkt man doch.“
„Ich nicht! Wie willst du auf den ersten Blick merken, ob ein Typ sich die Zeit nimmt, eine Frau erst einmal auszuziehen?“
Plötzlich erinnerte sich Chloe wieder an alles.
Die durchgedrehten Bräute mit ihren Kleidersäcken, wahrscheinlich mit Schuhen gefüllt. Zumindest war der, der sie an der Wange getroffen hatte, ziemlich schwer gewesen.
„Oh mein Gott, er war hier?“ Sie stöhnte auf.
Addie und Robbie verstummten und wechselten betretene Blicke.
Chloe schnappte nach Luft. „Ich glaube, ich hyperventiliere gleich. Er war wirklich hier?“
Die beiden nickten.
„Er hat mich vor den randalierenden Bräuten beschützt?“
„Genau so war’s“, bestätigte Robbie. „Es war wie bei ‚Vom Winde verweht‘. Rhett und Scarlett zusammen auf der Treppe …“
„James Elliott war hier und hat mich die Treppe hochgetragen? In meine Wohnung? In dieses Zimmer?“
„Wir sind, so schnell wir konnten, nachgekommen“, versicherte Robbie.
James musste eine ganze Weile hier gewesen sein. Chloe erinnerte sich an seine sanften Berührungen. An seinen Körper, der sie in die Matratze presste. Seinen Mund auf ihrem – hungrig und sanft zugleich.
Chloe hob die Decke und ließ den Blick noch einmal an sich hinunterwandern. Ja, sie war vollständig angezogen. Und er war sehr wohl ein Mann, der eine Frau in solchen Situationen entkleidete.
Addie und Robbie gegenüber verkniff sie sich jedoch jeden Kommentar.
James hatte sie also nur geküsst? Und sie im Arm gehalten? Und war dann gegangen?
„Wie lange war er denn hier?“, fragte sie schließlich.
„Siebenunddreißigeinhalb Minuten …“, entgegnete Robbie.
Sie hatten die Zeit gestoppt? War zu erwarten …
„Wir wollten schon reinkommen …“
„Na ja, wir dachten … Keine Ahnung … dass du nicht mehr ganz zurechnungsfähig bist oder so. Und dass wir dich vor dir selbst schützen müssen.“
„Gut möglich.“ Dann kam Chloe ein weiterer, noch schrecklicherer Gedanke. „Weiß er, was diese durchgeknallten Bräute hier wollten?“
„Allerdings.“
Wie unbeschreiblich peinlich. Jetzt wusste James genau wie der Rest der Welt, dass Chloes Verlobter Nummer drei auf Männer stand. Und er war Zeuge der Folgen ihrer letzten unglückseligen Beziehung geworden.
„Was hat er hier nur gewollt?“, überlegte sie laut.
„Er hatte wohl gerade einen Geschäftstermin mit Adam Landrey, als er von dem Tumult erfuhr. Adam war auch hier“, verriet Addie.
„Ich kann es immer noch nicht glauben. Das ergibt doch alles gar keinen Sinn.“
Und doch hing noch immer sein frischer, sauberer, zitrusähnlicher Duft in der Luft. Sie glaubte zu spüren, wie sie in seinen Armen lag, ihr Körper eng an seinen geschmiegt. Chloe erinnerte sich daran, wie sicher und behütet und umsorgt sie sich gefühlt hatte. Und erregt …
Warum war er hier reingestürmt, hatte sie vor den durchgedrehten Bräuten gerettet und war dann ohne ein Wort wieder gegangen?
Addie musterte sie stirnrunzelnd. „Er fürchtete, dass du dich vielleicht am Kopf verletzt hast. Dass du irgendwie neben dir warst. Ein wenig … verwirrt.“
Perfekt. Dann hatte sie wenigstens eine
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