Damals hast du mich geliebt
ihn!
„Du Mistkerl!“ Völlig außer sich rannte James auf den Typen zu. Dieser drückte immer wieder auf den Auslöser, während er Schritt für Schritt zurückwich.
James wollte die Kamera schnappen und sie dem Kerl am liebsten in den Rachen stopfen. Geblendet von seiner Wut, und vielleicht auch dem Kamerablitz, lief er auf die Straße.
Das Letzte, woran er sich erinnerte, waren der Fahrradkurier, der ihn praktisch unter sich begrub, sowie die Schreie der Menschen um ihn herum.
Und das unwirkliche Gefühl, durch die Luft gewirbelt zu werden.
Chloe und Addie waren gerade in der Küche und warteten darauf, dass die erste Kanne Kaffee fertig war, als Addies Telefon klingelte.
„Ich fasse es nicht, dass die den Nerv hat, mich schon wieder anzurufen“, sagte Addie.
„Wer denn?“, wollte Chloe wissen.
„Diese verrückte Marcy, die für James arbeitet.“ Unwillig nahm Addie den Anruf entgegen. „Was in aller Welt bilden Sie sich …?“
Chloe bemerkte, wie Addie stutzte und schließlich entsetzt ausrief: „Was?“
Und damit durchströmte Chloe wieder das wohlbekannte Gift der Angst.
Addie schaltete das Telefon aus. „Okay, versuch jetzt, nicht auszuflippen.“
„Ausflippen? Dafür gibt es doch gar keinen Grund mehr. Sag mir bitte, dass es keinen Grund dafür gibt!“
„Marcy konnte keine genauen Angaben machen. Aber James liegt in der Notaufnahme. Und er hat nach dir gefragt.“
„Ist er verletzt?“ Das war schlimmer als alles, was sie sich vorstellen konnte.
„Komm schon.“ Addie legte ihrer Halbschwester die Hand auf den Arm. „Ich begleite dich.“
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie die Notaufnahme.
„Sie haben einen Patienten, James Elliott, der mich gerne sehen würde“, sprudelte Chloe am Empfang los. Die Rezeptionistin hob sofort die Hand, um Chloe wissen zu lassen, dass sie warten musste, auch wenn sie nur eine Frage stellen wollte.
Addie reckte den Hals. „Da drüben ist Marcy!“
Es gelang ihnen jedoch nicht, aus Marcy irgendetwas Verständliches herauszubekommen. Schließlich trat eine Schwester zu ihnen und bat Chloe, ihr zu folgen.
Chloe ließ Marcy und Addie zurück, die sich im Flüsterton angifteten.
„Was ist passiert?“ Chloes Stimme klang gepresst vor Sorge.
„Anscheinend ist er auf die Straße gerannt und wurde dabei von einem …“
„Oh Gott!“, rief Chloe aus.
„… Fahrradkurier erfasst“, beendete die Schwester ihren Satz.
Chloe begann wieder zu atmen. Kein Auto. Nur ein Fahrrad. Dennoch … Diese Typen fuhren wie die Wilden, jagten kreuz und quer durch den Verkehr.
„Ja, ich würde auch lieber von so einem erwischt werden als von einem Auto. Ein Waldspaziergang ist es trotzdem nicht.“ Die Schwester eilte den Gang hinunter und bedeutete Chloe, ihr zu folgen. Sie stoppte vor einem Vorhang, zog ihn zur Seite und gab den Blick auf James frei.
Er lag auf einer Trage und wirkte ziemlich angeschlagen. Überall hatte er Kratzer, sein Kopf war bandagiert, und in seinem Arm steckte eine Kanüle. Auf seiner Brust, die ebenfalls eine große rote Prellung aufwies, klebte ein Herzfrequenzmesser.
Chloe keuchte auf. „Sind Sie sicher, dass es nur ein Fahrrad war?“
„Ja. Es gab mehrere Zeugen“, entgegnete der Arzt, der neben dem Bett stand. Er dirigierte sie zu einem Hocker an der Seite des Bettes. „Setzen Sie sich. Ich bin Dr. Morgan.“
„Chloe Allen. Was fehlt ihm denn?“
„Hoffentlich nur eine Gehirnerschütterung und einige Schrammen. Wir warten noch auf die Röntgenbilder, um sicherzugehen, dass er keine inneren Verletzungen hat. Es gibt keine erkennbaren Knochenbrüche, was mich überrascht. Sein Blutdruck ist in Ordnung. Aber vielleicht hat er eine kardiale Kontusion.“
„Sein Herz?“
„Es könnte gequetscht sein.“
Ein gequetschtes Herz. Das klang beängstigend und außerdem so traurig. James’ bloßer Anblick gab Chloe das Gefühl, als hätte auch ihr eigenes Herz Schaden genommen.
„Der Aufprall erfolgte hauptsächlich auf die Brust“, sagte der Arzt. „Sein EKG ist momentan jedoch in Ordnung. An der Unfallstelle war er bewusstlos, was nie wirklich ideal ist, wenn jemand einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Im Krankenwagen ist er jedoch aufgewacht und seitdem immer wieder kurz bei Bewusstsein. Und er möchte Sie wirklich gerne sehen.“
„Er wird doch wieder gesund?“
„Ich möchte erst auf die Röntgenbilder warten. Aber im Moment mache ich mir keine allzu großen Sorgen.“ Der Arzt zögerte kurz,
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