Damals hast du mich geliebt
eine Frau kannte, die heute hinter Gittern saß.
Marcy trug ein teures, wenn auch langweiliges Kostüm. Ihre langen braunen Haare waren zu einem Knoten zusammengesteckt, wobei sich die meisten Strähnen inzwischen selbstständig gemacht hatten. Ihre Mascara war verschmiert, außerdem trug sie nur noch einen Schuh. Insgesamt machte sie einen ziemlich verstörten Eindruck, als sie langsam auf James und Chloe zukam.
James sah sie ungläubig an. „Marcy?“
„Es tut mir so leid“, flüsterte Marcy aufgelöst. „So schrecklich leid. Mir ist klar, dass Sie mich jetzt wahrscheinlich feuern. Und das verstehe ich. Ich will nur … will nur …“
Und damit begann sie, herzzerreißend zu schluchzen.
James, der plötzlich ziemlich hilflos wirkte, legte einen Arm um sie, tätschelte ihre Schulter und wartete, bis sie sich ausgeweint hatte. Als ihre Schluchzer allmählich verebbten, fragte er: „Was zum Teufel ist denn passiert?“
„Es war Wayne, der neue Wachmann. Sie wissen schon, der Große, der nicht so ganz helle ist und ein bisschen auf mich steht.“
„Nein, Marcy, ich habe keine Ahnung, welcher von den Wachmännern auf Sie steht.“
„Nun, er ist manchmal etwas …“ Als sie merkte, wen sie da vor sich hatte, rief sie aus: „Oh mein Gott! Das sind ja Sie! Chloe! Ich habe mir so sehr gewünscht, Sie mal kennenzulernen …“
„Marcy, nicht jetzt!“, bremste James sie scharf.
„Ups, stimmt. Tut mir leid. Es ist nur so, ich habe bisher noch nie jemanden getroffen, der es bis auf die Titelseiten der Boulevardblätter geschafft hat. Oder ins Fernsehen.“
James unterdrückte ein genervtes Stöhnen und entschuldigte sich bei Chloe.
Diese rang sich ein Lächeln für die arme Marcy ab, die zwar ein wenig sonderbar schien, in erster Linie jedoch einfach noch schrecklich jung war.
„Sie sind um einiges hübscher als auf den Fotos“, stellte Marcy fest.
„Marcy, könnten Sie das bitte alles für sich behalten?“, verlangte James.
„Sorry. Ich bin nur …“ Sie starrte noch immer Chloe an, dann verdüsterte sich ihre Miene wieder. „Oh mein Gott, ist das wirklich Ihre Schwester, die mit mir zusammen verhaftet wurde? Bitte, bitte, bitte sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist.“
„Wenn es nicht wahr ist, dann hat diese Frau den Führerschein meiner Schwester und sieht ihr nach den Worten der Polizei ähnlich genug, um als Double für Addie einzuspringen.“
Marcy schien am Boden zerstört. „Ich weiß einfach nicht, wie das passieren konnte.“
„Ich auch nicht“, sagte James. „Erzählen Sie uns alles, und bleiben Sie diesmal bitte beim Thema. Also: Was ist passiert?“
„Ich habe heute Morgen mit einer Frau gesprochen, die behauptete, Miss Allens Assistentin zu sein. Sie wollte dringend mit Ihnen sprechen, drohte unter anderem damit, Ihnen körperlichen Schaden zuzufügen!“
„Klingt ganz nach Addie“, meinte James gelassen.
Jetzt wirkte Marcy noch deprimierter. „Das Gespräch hat mich etwas verunsichert. Deshalb bin ich zur Security runtergegangen und habe mich an Wayne gewandt.“
Marcy seufzte schwermütig, dann richtete sie den Blick auf Chloe. „Warum nur können Männer nicht intelligent und gut aussehend sein? Ich meine, mit jemandem wie Wayne könnte ich niemals ausgehen. Worüber sollten wir reden? Aber manchmal glaube ich, ich könnte einfach nur dasitzen und ihn stundenlang ansehen und …“
„Marcy, niemand interessiert sich dafür, was zwischen Ihnen und Wayne läuft.“
„Oh, natürlich nicht“, entgegnete sie zerknirscht. „Ich habe ihn gebeten, nach einer verdächtigen Frau Ausschau zu halten, die alles tun würde, um zu meinem Chef vorzudringen. Wayne hat daraufhin gesagt, dass schon den ganzen Morgen jemand vor dem Eingang herumlungert, ohne zu versuchen, in die Büros zu gelangen. Die Frau habe nur jeden beobachtet, der herein- und herausgekommen ist. Und ich dachte mir, das klingt doch nach jemandem von der Boulevardpresse. Sie wissen schon, jemand, der uns ausspioniert.“
„Weiter bitte“, forderte James sie auf.
„Ein paar Minuten später hat James dann zurückgerufen und … ich … ich …“
„Trotz meiner Bitte, nichts zu unternehmen und mit niemandem zu sprechen …“
„Ich weiß“, meinte Marcy kleinlaut. „Ich dachte nur, wenn Sie mich sowieso feuern, dann könnte ich auch versuchen, die Dinge wieder geradezubiegen. Also bin ich nach unten gegangen.“
„Und haben damit alles nur noch schlimmer gemacht“, folgerte James. „Ich
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