Damals hast du mich geliebt
Sogar jetzt denkst du das noch von mir. Dass ich auch nur ein Lügner bin.“
„Nein. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass du irgendetwas sagst, was die Situation verbessert.“
„Du glaubst, ich würde dich anlügen“, beharrte er.
„Ich will es einfach nicht wissen. Ich hatte gehofft, dass wir nie mehr darüber sprechen würden. Und nach einer Weile spielt es dann keine Rolle mehr. Ich möchte nämlich nicht, dass das zwischen uns steht.“
„Wir haben keine Chance auf eine längerfristige Beziehung, wenn du mir nicht traust.“ Er zog sie an sich. „Sieh mich an, Chloe! Sieh mich an!“
Das tat sie schließlich.
Warum nur war er so wütend?
„Frag mich, was passiert ist!“, verlangte er.
Sie schüttelte den Kopf.
„Frag mich!“
„Ich weiß, was passiert ist!“
„Weißt du das wirklich? Bist du ganz sicher? Frag mich!“
Die kalte Wut, die aus seiner Stimme sprach, erschreckte sie. „Na gut. Was ist passiert?“
Er atmete tief ein und zuckte leicht zusammen, da ihm das offensichtlich Schmerzen bereitete. Dann fing er an: „Wir hatten an jenem Tag einen schlimmen Streit.“
Chloe nickte. Sie erinnerte sich sehr gut.
„Es schien, als hätten wir seit Wochen nichts anderes getan, als uns über jede Kleinigkeit zu streiten.“
Ihre Firma. Das Geld, das er investiert hatte. Das ungute Gefühl, als würde er das Kommando übernehmen wollen. Als würde sie die Kontrolle verlieren – über ihr Geschäft und ihr Leben.
Und dann die anderen Frauen.
Immer gab es Frauen, die sich ihm an den Hals warfen. Eine aufdringlicher als die andere.
Giselle war Model, Chloe hatte sie nie ausstehen können – was auf Gegenseitigkeit beruhte. Angefangen hatte der Zwist mit einem angeblichen Rüffel, den Chloe ihr Jahre zuvor anlässlich einer Modenschau erteilt hatte.
„Wir sind auf diese Party gegangen, auf der auch Giselle war.“
Chloe wollte damals sofort wieder verschwinden. Sie glaubte nicht, dass sie diese Frau ansehen konnte, ohne dabei halb wahnsinnig vor Eifersucht zu werden.
„Wir beide haben uns sofort wieder gestritten“, sagte James.
Chloe nickte. Das würde sie nie vergessen.
„Ich bin schließlich auf die Terrasse hinaus. Und plötzlich war da Giselle, die mir gefolgt war. Und ich war wütend, Chloe. Ich war es so leid und war sauer. Und da habe ich … Ich habe nicht mehr erwartet, dass du mir glaubst, wenn ich dir sage, dass ich nie mit Giselle geschlafen habe. Obwohl es wahr ist.“
Chloe stöhnte auf. „James …“
„Nur einmal habe ich sie angefasst – und zwar, um sie wegzustoßen. Ich behaupte nicht, dass sie nicht versucht hätte, mich zu verführen. Das hat sie. Aber ich …“
„In jener Nacht hast du sie nicht weggestoßen. Verdammt, ich habe dich gesehen! Ich war da! Ich weiß, was ich beobachtet habe.“ Tränen stiegen Chloe in die Augen.
„Ich habe gewusst, dass du da warst. Die ganze Zeit habe ich es gewusst. Was dich betrifft, habe ich eine Art Radar, Chloe. Und ich wusste auch, dass ich dich unglücklich gemacht hatte und du mir nicht vertrautest. Und da habe ich mich gefragt, warum ich mir überhaupt noch Mühe gebe, die Dinge zwischen uns in Ordnung zu bringen. Und ich habe aufgegeben.“
Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus.
„Was du da beobachtet hast, war meine Kapitulation, was uns betrifft“, sagte er.
„Nein.“
„Ich habe aufgegeben, zu glauben, dass ich dich jemals dazu bringen könnte, mir zu vertrauen. Dass ich dir treu sein und bei dir bleiben würde. Dass unsere Beziehung Bestand haben würde. Dass ich dich glücklich machen könnte.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Und da stand Giselle. Ich wusste, dass es zwischen uns aus sein würde, wenn du uns zusammen siehst. Kein Streit mehr, kein mieses Gefühl, weil wir es nicht auf die Reihe bekommen. Aus und vorbei. Also habe ich es getan. Und zwar so, dass du es auch mitbekommst.“
Chloes Kopfkino spulte die ganze Szene noch einmal ab. Sie fühlte sich beinahe verletzter als in jener Nacht auf der Terrasse, als sie beobachtet hatte, wie Giselle in seinen Armen gelegen hatte. James hatte kurz aufgeblickt und Chloe gesehen. Sofort hatte er Giselle weitergeküsst.
Am liebsten hätte Chloe damals dieser Frau an Ort und Stelle die Augen ausgekratzt. Aber der Schmerz über James’ Untreue hatte ihre Wut überlagert. Deshalb hatte sie sich einfach umgedreht und war gegangen.
„Es tut mir leid“, sagte James. „Mir wurde erst bewusst, was ich da weggeworfen
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