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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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geweint.«
    »Hm. Na ja. Kann ich verstehen.«
    »Wenigstens ist ihr älterer Sohn bei ihr.«
    »Das ist gut.«
    »Ja«, sagte Lucia. »Das finde ich auch. Da ist sie wenigstens nicht allein mit alldem. Konferenz ist um zwölf?«
    »Ja.« Mona sah auf die Uhr. »Ich zieh mich nur noch um, dann fangen wir an. Die anderen sollen schon mal in den Konferenzraum. Sagst du ihnen das?«
    »Sicher. Bis dann.« Lucia verließ das Büro. Mona wechselte hastig ihre Kleider, bis auf die Jeans. Nächsten Dienstag begannen Lukas’ große Ferien. Bis dahin musste der Fall gelöst sein, denn sie wollten nächsten Mittwoch gemeinsam in Urlaub fahren. Das war einfach so, basta. Sie wollten in Urlaub fahren, und deshalb musste die Sache schnell über die Bühne gehen.
    Mona nahm ihre Unterlagen und ging hinaus.

21
    Freitag, 25. 7., 12.30 Uhr
    Nachdem Mona der SoKo Samuel von Berghammer berichtet hatte und die ersten Fragen zu dessen Zustand auf sie eingeprasselt waren, die sie so ausführlich wie möglich beantwortete, bekam Clemens Kern das Wort. Die ersten Zigaretten wurden angezündet, als Kern im Wesentlichen das wiederholte, was er Mona schon am Tatort in Gersting gesagt hatte: Es war seiner Ansicht nach etwas geschehen, das den Täter aus dem Konzept gebracht hatte. »Das heißt nicht«, betonte Kern, »dass er niemanden mehr umbringen wollte. Im Gegenteil, der Mord an Roswitha Plessen war sicherlich geplant.«
    »Die Buchstaben in ihrem Unterleib...«, begann Mona, aber Kern unterbrach sie.
    »Darauf wollte ich eben hinaus. Der Satz ist beendet, er lautet DAMALS WARST DU STILL. Das heißt: Roswitha Plessen war tatsächlich gemeint. Nur dieser also unglaublich brutale Ablauf passt nicht in die Serie. Deshalb denke ich, dem Täter ist jemand dazwischengekommen. Er hatte das Gefühl... Ich glaube, er dachte, er müsste sich beeilen.«
    »Wer oder was kann das sein?«, fragte Mona. Der Name David Gerulaitis kam ihr in den Sinn, brachte sie aber im Moment nicht weiter. Zumindest fiel ihr bei der Gelegenheit ein, dass sie ihn ja zur Fahndung ausschreiben wollte.
    »Wie du schon gesagt hast, Mona«, sagte Kern. »Wir waren es nicht.«
    »Wer dann? Plessen vielleicht?«
    »Möglich. Aber warum gerade jetzt?«
    »Vielleicht hat er etwas gemerkt.« Aber Mona glaubte selbst nicht daran. Plessen ahnte mit Sicherheit schon lange die Zusammenhänge, und er hatte trotzdem nichts unternommen. Andererseits war es jetzt um seine Frau gegangen, die er, soweit Mona das beurteilen konnte, mehr liebte, als jeden anderen Menschen. Vielleicht hatte er nun doch beschlossen, aktiv zu werden, vielleicht...
    »Wir müssen uns auf jeden Fall auf die Frage konzentrieren, wer mit dem DU gemeint ist«, sagte Kern.
    »Ach nee«, brummte einer, vielleicht Schmidt, vielleicht Forster.
    »... denn«, fuhr Kern ungerührt fort, »... wenn wir wissen, wer mit DU gemeint ist, erfahren wir auch, wer der Täter ist.«
    »Der Täter«, sagte Mona langsam, »könnte ein Mann namens Hannes Staller sein. Das ist natürlich bisher nur eine Vermutung.«
    »Wie bitte?«, sagte Kern, vollkommen verblüfft. »Du..., du hast einen konkreten Verdacht? Wieso...« Mit einem Mal wurde es ruhig, sehr ruhig. Mona wartete ein paar Sekunden, bis die Blicke aller Anwesenden auf sie gerichtet waren. Sie zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch mitten in die Schwade über dem ovalen Konferenztisch, die sich schon in den ersten fünf Minuten gebildet hatte und die im Verlauf der Sitzung erfahrungsgemäß so dicht werden würde, dass man kaum noch sein Gegenüber erkennen konnte. »Ich habe Briefe gefunden, die Helga Kaysers Sohn geschrieben hat«, sagte Mona. »Weil sich der Täter offenbar auf ein Ereignis bezieht, das länger zurückliegt, habe ich die Briefe sehr sorgfältig gelesen.«
    »Und?«, fragte Kern, sichtlich verärgert, dass sie ihm heute Morgen nichts davon erzählt hatte. Mona wandte sich extra an ihn, als sie weiterredete. Jemand wie Kern war unersetzbar, auch wenn seine Schlussfolgerungen manchmal banal schienen: Man konnte es sich nicht leisten, ihn zu verprellen. »Helga Kaysers Sohn Frank Staller hat im Osten gelebt. Er ist Anfang der Achtzigerjahre an Krebs gestorben und hat eine Frau und zwei Kinder hinterlassen. Ein Brief von ihm, er stammt aus den Siebzigerjahren, hat mich besonders aufmerksam gemacht. Er ist..., war leider nur die Antwort auf einen Brief, den seine Mutter an ihn geschickt hatte. Es ging da offenbar um etwas, das passiert ist, als die

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