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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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kontrollieren. Auf dem Land ist das leichter.«
    »Das ist doch im Moment egal«, sagte Mona. »Wir haben ja nicht einmal DNS-Spuren, insofern würden Reihenuntersuchungen sowieso nichts bringen.«
    »Herrgott«, sagte Berghammer. »Was soll ich den Medien denn sagen? Dass wir auf den nächsten Mord warten, der uns 1a DNS-Spuren liefert?«
    »Nein aber... Wir überwachen zurzeit Roswitha Plessen und machen das so unauffällig wie möglich. Vielleicht ist das ein Weg, den Täter...«
    »Moment mal«, sagte Berghammer. »Ihr benutzt die Plessen doch nicht etwa als Köder?«
    »Nein! Aber die Schupos sind angehalten, alles zu melden, was ihnen im Umkreis der Plessen verdächtig vorkommt, und sich ansonsten im Hintergrund zu halten. Daran ist doch nichts... Ich meine, das ist doch eine Chance.«
    »Na ja.«
    »Martin, ich und...«, Mona sah Kern an, »... und Clemens, wir würden dir gern was Besseres sagen, aber wir sind noch nicht so weit.«
    »Was ist mit der Stoffanalyse?«, fragte Berghammer.
    »Bei Sonja Martinez gibt es keine, aus einleuchtenden Gründen. Der Täter hat vielleicht gerade mal ihren Oberarm berührt, um ihr eine Injektion zu verpassen. An Samuel Plessens T-Shirt und seinen Hosen befinden sich Fasern, wie man sie in PKWs findet. Demnach ist er in einem PKW transportiert worden.«
    »Das ist doch schon was! Und die Automarke?«
    »Es könnten mehrere Marken sein. BMW, Mercedes, Audi... Die sind da nicht wirklich weitergekommen.«
    »Verdammt.«
    »Tut mir Leid.«
    »Die Automarke würde durchaus was über den Täter aussagen«, erklärte Kern.
    »Das weiß ich auch«, sagte Mona. »Aber wir kriegen sie wahrscheinlich nicht. Außerdem: Er kann das Auto gemietet haben. Es muss nicht seins sein.«
    »Auch dann.«
    »Na schön«, sagte Mona, aber sie wirkte nicht überzeugt, ganz und gar nicht.

12
    Dienstag, 22. 7., 12.25 Uhr
    Nach dem Gespräch ging Mona allein in ihr Büro zurück und setzte sich noch einmal an die Akten. Sie ging die Vernehmungsprotokolle durch, eins nach dem anderen.
    Das junge Mädchen, das in Samuel verliebt gewesen war, aber dann nicht mehr, als er anfing, Heroin zu nehmen, und nicht mehr nur Haschisch oder Pillen.
    Warum hatte Sam das getan, obwohl niemand in seinem engeren Freundeskreis harte Drogen konsumierte? War er von allein draufgekommen? Sehr unwahrscheinlich, widersprach eigentlich allen üblichen Drogenkarrieren. Gab es also jemanden, der ihn angestiftet hatte? War dieser Jemand der Täter?
    Fragen, die sie sich und anderen bereits gestellt hatten. Niemand kannte Sams Dealer. Sie hatten Informanten losgeschickt, die sich in der Szene umgehört hatten, speziell in den Clubs und Lokalen, in denen Sam oft gewesen war. Ohne Ergebnis. Das erlaubte im Umkehrschluss die Vermutung, dass Sams Dealer auch sein Mörder war. Sam hatte ihn vorher gekannt, ihn getroffen, mit ihm Umgang gepflegt – aber seltsamerweise absolut niemandem davon erzählt. Weil er nicht wollte, dass sein Heroinkonsum in seinem Freundeskreis bekannt wurde? Nein, es schien ihm nichts auszumachen, dass seine damalige Freundin davon wusste. Und nicht nur das, er hatte ja sogar versucht, sie ebenfalls zu animieren.
    Das Einzige, was Sam verschwiegen hatte, war der Name des Mannes, der ihn mit dem Stoff belieferte. Andererseits hatte seine Exfreundin auch nicht nachgefragt – laut ihrer Aussage hatte es sie gar nicht interessiert. Mona blätterte in weiteren Protokollen. Kurz vor seinem Tod war Samuel nach den Aussagen seiner Freunde und Bekannten eigentlich wie immer gewesen, außer dass er auf härteren Stoff umgestiegen war. Einer hatte berichtet, dass Sam sich in letzter Zeit mehrere Male negativ über seinen Vater geäußert hatte. »Der alte Heuchler« oder etwas Ähnliches habe er gesagt, aber auf Nachfragen nicht reagiert. Anlass dieser Äußerungen war gewesen, dass Plessen häufig im Fernsehen aufgetreten war und Sams Freunde diese neue Prominenz bewunderten.
    Der alte Heuchler. Forster und Schmidt hatten die Vernehmung geführt und genau wie Mona und Berghammer diesem Urteil keinen großen Stellenwert beigemessen. »Alle Jugendlichen sagen ab und an, dass ihre Eltern Heuchler sind«, hatte Berghammer kommentiert. Aber selbst wenn es wichtig sein sollte – das führte sie immer noch nicht zu dem Mann, Sams Dealer, mit dem Sam vor seinem Tod Umgang hatte. Niemand kannte ihn. Plessen nicht, seine Frau nicht, Sams Freunde nicht, seine Lehrer nicht. Niemand. Er war ein Phantom.
    Aber Sam hatte ihm

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