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Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick

Titel: Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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getadelt. Der Kaffee machte alle Stufen durch, von ausgesprochenen Lobeshymnen der Herrscher und ihrem klaren Bekenntnis zum Kaffeekonsum bis zur Drohung mit der Todesstrafe gegen jeden, der nur einen Schluck Kaffee trank. Der Konflikt spitzte sich manchmal so zu, dass er zu Fatwa und Gegenfatwa der Islam-gelehrten führte.
     
    Das erste Kaffeehaus der Welt wurde wahrscheinlich im Jahre 1530 in Damaskus eröffnet. Es trug den Namen »Rosen-Café«. Das erste Kaffeehaus in Istanbul eröffneten zwei Syrer im Jahr 1574. Bald war das Kaffeehaus, es hieß damals Kahwekhane , ein Treffpunkt der Intellektuellen, wo sie Backgammon spielten und den Versen der Dichter lauschten. Es dauerte nicht lange, da wurden an allen Ecken Kaffeehäuser eröffnet. Die strengen Islamgelehrten sahen in dieser neuen Mode eine feindliche Konkurrenz der Moschee. Sie gingen so weit, das Kaffeehaus für noch teuflischer als die Weinlokale zu halten, und hörten nicht auf, gegen sie zu hetzen, bis Sultan Murad III. (1574–1595) alle Kaffeehäuser schließen ließ, nachdem man ihm auch noch hinterbracht hatte, dass in diesen Häusern politisch diskutiert und seine Herrschaft kritisiert würde. Dieses Verbot hielt lange. Erst am Ende der Herrschaft von Mehmed IV. (1648–1687) wurde der Verkauf von Kaffee wieder erlaubt, und langsam öffneten auch die Kaffeehäuser in vielen Metropolen des Osmanischen Reichs wieder ihre Tore.
    Die Kaffeehäuser machten eine lange und komplizierte Entwicklung durch. Erst waren sie nur der Oberschicht vorbehalten, langsam wurden sie aber für jedermann zugänglich. Der Besuch des Kaffeehauses blieb jedoch eine absolute Domäne der Männer. Im christlichen Viertel von Damaskus nannte man manche Lokale, vor allem mit Gartenwirtschaft, Kahwet ’A’ilat , Familiencafé. Das ist aber eine Täuschung. Dies sind keine Kaffeehäuser, sondern eher Restaurants.
    Die arabischen Cafés waren nie bequem, und sie sind es bis heute nicht. Nicht selten sind sie scheußlich dekoriert, und von der Decke baumeln nackte Glühbirnen, oder es hängen dort die noch hässlicheren Neonröhren, die eher an ein Krankenhaus oder Zollamt erinnern als an das schöne Damaskus.Trotzdem füllen sich die verrauchten Cafés Nacht für Nacht. Die Männer zwängen sich auf hölzerne Bänke und vorsintflutliche Stühle, um in aller Ruhe ihre Wasserpfeife zu rauchen, Kaffee und Tee zu trinken, dem Schatten- und Puppentheater beizuwohnen, dem Hakawati , dem Kaffeehauserzähler, oder den Geheimnissen der Stadt zu lauschen.
    Da Damaskus seit über fünfhundert Jahren keine Freiheit des Wortes kennt und die offiziellen Nachrichten eher gelogen als wahr sind, spielt das Café eine entscheidende Rolle im Nachrichtensystem der Bevölkerung.
    Der französische Dichter Lamartine besuchte Damaskus im Jahre 1832. In seinem Buch Voyage en Orient erzählt er sinngemäß: Das Kaffeehaus ist die einzige Möglichkeit der Begegnung für die Damaszener. Hier rauchen sie und trinken Kaffee und unterhalten sich mit ihren Freunden. Hier werden, fast lautlos, die Aufstände vorbereitet, die von Zeit zu Zeit die Stadt erschüttern. Die schweigsame Unruhe verbirgt sich eine lange Zeit, um dann zu explodieren, wenn keiner es erwartet.
    Kurz vor Lamartines Besuch hatten die Damaszener gegen ihren Gouverneur Selim Pascha revoltiert und seine Truppen besiegt.
    Man sagt vom Damaszener, er liebe drei Dinge: das Sitzen, die Wasserpfeife und den Kaffee. Von Familie keine Rede. Es gehört zu den täglichen kleinen Freuden der Männer, sich von der Familie abzusetzen und dort die Kontakte zu den Freunden zu pflegen. Nicht selten ist ein arabischer Mann ein großartiger Junggeselle, aber als Familienvater ist er unter dem Durchschnitt.
    Ein kleines unbekanntes Café neben der Omaijadenmoschee heißt bezeichnenderweise Kahwet Chabbini (Café Versteck mich), hier sollten die Männer hingehen, deren Familiesie im nahen, bekannteren Café Naufara vermutet. Wenn nämlich ein Angehöriger den Wirt nach einem Gast fragt, schwört dieser, er habe den Mann seit Jahren nicht gesprochen. Dabei lügt er nicht, denn er bedient und kassiert schweigsam.

KINDHEITSLEKTÜRE
    Was ich von Scheherazade gelernt habe
     
    M eine Kindheit hätte sprachlich nicht bunter sein können. Meine Eltern stammen aus Malula, einem aramäischen Dorf, und sprachen mit uns Aramäisch. Ich wuchs aber in Damaskus auf, sprach auf der Straße Arabisch und besuchte eine Eliteschule der Christen, wo wir von Anfang an

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