Damenschneider
Stimmungsaufheller aus seiner Heimat, den er beim Kriegseinsatz erprobt hat … Wird wohl was angestellt haben in Serbien und sucht nun Zuflucht in unserem friedlichen Österreich. Wenn er dich so brennend interessiert, kannst Du ja einmal bei den Kollegen der Fremdenpolizei anfragen, wenn ich auch einwenden darf, dass dies uns bei unserem Problem kaum weiterbringen dürfte. Langsam sollten wir uns aber ins Kommissariat verfügen, wo der Peiniger unserer Mimi schon bald unser harren wird«, fügte er nach einem flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr hinzu.
»Und gegessen haben wir auch noch nichts Anständiges«, warf Walz mit gequältem Gesichtsausdruck ein.
»Bei der Anfahrtszeit wird sich wohl nur mehr ein Würstelstand ausgehen, oder lassen wir ihn warten?«
»Das ist ein prächtiger Einfall, mein lieber Kajetan. Ein weiterer Vorteil an dieser Idee könnte sein, dass dies unseren Bruchpiloten von weiteren Untaten abhalten dürfte. Ich gebe nur zu bedenken, dass wir um diese Zeit nirgendwo etwas Anständiges zu essen bekommen …«
»Zu lange können wir ihn eh nicht hinausschieben, ich muss nach Hause, die Emily wird bestimmt schon sehnsüchtig auf ihr Herrl warten …«
»Wenn ich da an frühere Zeiten denke … Eines jedoch solltest du bei all dem Eifer eines verantwortungsbewussten Hundebesitzers nicht vergessen: Deine Gattin wird sich wundern, dass du plötzlich nicht mehr unter ständiger Arbeitsüberlastung leidest und regelmäßig pünktlich zu Hause eintriffst.«
Unwillig steckte sich Vogel seine Pfeife in den Mund.
»Das wird sich schon wieder ändern, wenn sich die Emily erst eingewöhnt hat …«
»Das bleibt zu hoffen, näherst du dich doch langsam dem Alter, in dem mangelnde Übung an körperlicher Betätigung eine Retardierung der Muskulatur und infolge dessen eine völlige Unfähigkeit, vulgo Impotenz, nach sich zieht …«
Mit finsterem Gesichtsausdruck schloss Vogel die Tür seines Dienstwagens auf und startete wortlos den Motor.
»Brauchst nicht gleich eingeschnappt zu sein, ich sorge mich doch nur um deine Gesundheit«, warf Walz begütigend ein, nachdem er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.
»Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Den Hund kann ich nicht mehr abschaffen, das würde meiner kleinen Laura das Herz brechen …«
»Bitte halt den heiligen Priap um Beistand und zünde ihm zuweilen eine Kerze an, das hilft bestimmt …«
5. Kapitel (Dienstag)
Nachdem sie der Zeitnot gehorchend beim Würstelstand hinter der Staatsoper die wohl beste Käsekrainer Wiens gespeist hatten, trafen unsere Helden, kaum hatten sie ihr Stockwerk im Kommissariat erreicht, ihr Faktotum Hawranek.
»Ich such’ euch schon im ganzen Haus«, sagte sie atemlos, »wo bleibt’s denn, der Fiedler ist schon da und regt sich mächtig auf, dass ihr ihn warten lasst.«
»Es ist gerade einmal zwanzig Minuten nach vier«, antwortete Vogel nach einem Blick auf seine Armbanduhr, »der soll sich nicht so haben, je länger er warten muss, desto länger kann er noch seine Freiheit genießen.«
»Wir haben für dich sogar auf unseren eigentlich obligatorischen Kaffee verzichtet«, sagte Walz in entschuldigendem Ton, »wir wissen ja, wie nah dir das Ganze geht.«
Von der echauffierten Sekretärin angetrieben eilten sie zu ihrem Dienstzimmer, vor dessen Türe schon ein jüngerer Mann ungeduldig auf und ab ging.
Mit seiner modischen Lederjacke, einem farblich darauf abgestimmten Polohemd und Designer-Jeans machte er auf den ersten Blick einen durchaus gepflegten Eindruck. Er hätte, seinem Auftritt nach zu schließen, auch durchaus Angestellter einer Bank oder Vertreter einer Versicherung sein können.
»Herr Fiedler?«, sprach ihn Vogel an, »treten Sie doch bitte gleich ein.«
»Endlich kommen Sie daher. Ich hab’ nicht ewig Zeit«, antwortete der Vorgeladene ungehalten, während er den Inspektor vorwurfsvoll musterte, »ich hab’ heute schließlich noch etwas anderes zu tun.«
»Ja, dann entschuldigen Sie bitte unsere Verspätung«, antwortete Vogel betont höflich, um sogleich mit bedauerndem Gesichtsausdruck hinzuzufügen. »Da fällt mir ein, ich habe zuvor noch etwas Wichtiges mit meinem Kollegen zu besprechen. Wenn Sie bitte so lange hier draußen warten mögen.«
Mit diesen Worten schlug er die Türe direkt vor der Nase des Verdächtigen zu, nicht ohne zuvor seinen Mitarbeitern höflich den Vortritt gelassen zu haben.
Drinnen konnten sie nur noch ein mühsam unterdrücktes
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