Damenschneider
verehrten Kollegen aus Hernals ja darum bitten, sich einmal im ›facebook‹ umzuschauen, schließlich haben wir noch was gut bei denen. Und den Fotografen von Mimi brauchen wir eh nicht mehr. Wenn die anderen Unfallopfer alle das Gleiche aussagen, dann ist der Fiedler eh geliefert. Apropos, wann kommt der eigentlich her?«
»Das muss die Mimi wissen, die hat ja ein vitales Interesse daran, den Bösewicht zur Strecke zu bringen.«
Ein Anruf mit Hawranek brachte die Gewissheit, dass Fiedlers Einvernahme für den folgenden Morgen geplant war.
»Dann lassen wir es doch für heute gut sein«, sagte Vogel aufgeräumt, während er sich erhob. »Hiermit erkläre ich die heutige Sitzung für geschlossen!«
Doch Walz zeigte sich davon unbeeindruckt und blieb ruhig an seinem Platz.
»Auch wenn es mir widerstrebt, möchte ich doch noch einmal ins Johann-Spital fahren und dem Reif erzählen, dass wir den Fotokünstler gefasst haben. Das haben wir ihm schließlich versprochen. In dem Zusammenhang kann ich mir den Bilovic noch einmal genauer ansehen …«, mit einem Kopfschütteln über seine Vergesslichkeit nahm Walz den Hörer und ließ sich mit der Fremdenpolizei verbinden, während Vogel sich seufzend wieder hinsetzte.
Nach einigen Minuten des heroischen Erduldens der Warteschleife wurde er endlich mit einem zuständigen Beamten verbunden. Um die Nerven seines Kollegen zu schonen, schaltete er erst auf Raumklang, als sich der Fremdenpolizist persönlich meldete.
»Bojan Bilovic? Ja, hier ist er. Doktor der Medizin, sagt er. Behauptet, Chirurg in Belgrad gewesen zu sein. Papiere gibt es keine.«
»Kommt so etwas häufiger vor?«, fragte Walz.
»Immer wieder. Manchmal nehmen Bürgerkriegsflüchtlinge sogar den Namen eines Toten an, im äußersten Fall haben sie den deshalb umgebracht, und ersuchen mit dessen Vita um Asyl an. Theoretisch könnte dieser Bilovic auch Malic oder so ähnlich heißen und Fleischer am Belgrader Schlachthof gewesen sein. Wenn dann die Papiere des Bojan Bilovic eines Tages auftauchen, dann darf dieser Malic auch bei uns als Chirurg arbeiten. Macht ja eh nicht so einen großen Unterschied, ob er an Viechern oder an uns Menschen herumschnippelt.«
»Moment, das heißt, er hat gar keine Papiere eingereicht? Uns hat er erzählt, er würde nur auf deren Nostrifizierung warten, um dann als Arzt arbeiten zu können«, sagte Walz, während er Vogel einen vielsagenden Blick zuwarf.
»Das erzählt er also?«, fragte der Beamte interessiert. »Bei uns liegt nichts. Die richten sich’s halt, wie sie’s brauchen. Na, irgendeine medizinische Ausbildung wird er schon haben. Vielleicht war er dort drüben OP-Helfer oder Krankenpfleger. Als Krankenpfleger arbeitet er ohnehin schon ziemlich lange. Inzwischen wird er’s ja gelernt haben. Warum interessiert ihr euch überhaupt für ihn? Hat er was ausg’fressen?«
»Nicht direkt, es gibt nur ein paar Geschichten über ihn, die uns nicht ganz koscher erscheinen. Nichts Handfestes. Wisst ihr vielleicht etwas Näheres über ihn?«
»Ja, da war was. Am Anfang, als er gerade hergekommen ist, gab es einmal einen Asylanten aus Kroatien, der ihn denunziert hat. Der hat behauptet, er hätte ihn in einem serbischen Folterlager getroffen, wo er als Arzt tätig war. Aber dann hat sich herausgestellt, dass der selbst so viel Dreck am Stecken hatte, dass er kein Asyl bekam und ausgewiesen wurde – und damit fiel auch die Beschuldigung in sich zusammen …«
»Jetzt hast du einen Grund mehr, dem Johann-Spital einen Besuch abzustatten«, sagte Vogel, nachdem Walz das Gespräch beendet hatte.
»Kommst nicht mit?«
»Wenn es nicht sein muss – du weißt schon, der Hund. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, weil die Martina mit der Emily noch nicht zurechtkommt. Mit dem Reif kann eh nur einer reden. Und du mit deiner Vertrauen einflößenden Physiognomie hast bestimmt einen viel besseren Zugang zum Bilovic als ich. Außerdem habe ich noch etwas gut bei dir, denk nur an den heutigen Morgen.«
Als Walz das Krankenzimmer betrat, hielt Reif die Augen geschlossen. Gerade als der Inspektor wieder leise gehen wollte, sprach ihn der Verletzte an.
»Was wollen Sie?«, fragte er fast unhörbar.
»Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass wir denjenigen, der den Anschlag auf Sie verübt hat, verhaftet haben. Er ist völlig geständig.«
Müde hob Reif seinen Kopf.
»Und was hilft mir das? Gibt er mir auch meinen Fuß zurück?«
Walz lächelte gequält.
»Natürlich nicht. Ich
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