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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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das gehen?«, fragte Walz irritiert.
    »Angeblich kommen immer wieder Vertreter des ehemaligen serbischen Regimes zu Bojan, um sich von ihm das Gesicht operieren zu lassen … Na, damit sie nicht mehr erkannt werden«, sagte sie nachdrücklich. Scheinbar hatte sie Walz angesehen, dass der überhaupt nichts verstand.
    Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen.
    »Ja, so weit sind wir bei unseren Untersuchungen auch schon gediehen«, log er.
    Nach einem zufriedenen Grunzen fuhr Schwester Helga eifrig fort.
    »Seitdem der Karadzic festgenommen worden ist, können sich die anderen Kriegsverbrecher in ihrer Heimat auch nicht mehr sicher fühlen. Man kann sich ja schwerlich in einer herkömmlichen Klinik anmelden, wenn man mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. Also gehen sie zum Bojan und lassen sich zum Beispiel eine neue Kinnpartie machen.«
    »Das wissen wir ja schon alles«, sagte der Inspektor, der aus dem Staunen nicht herauskam. »Was wir noch nicht erfahren haben: Wo konnte er denn ungestört operieren, er ist ja nicht einmal approbiert hier?«
    Schwester Helga bedeutete ihm mit gekrümmtem Zeigefinger, näher zu kommen.
    »Man erzählt sich, dass er über seiner Wohnung ein kleines Appartement besitzt, das er zu einem Operationsraum umgestaltet hat«, flüsterte sie. »Warum, glauben Sie wohl, verdingt sich ein Spitzenchirurg wie er hier als Krankenpfleger? Eine perfektere Tarnung gibt es doch nicht. Hier hat er zu all den Mitteln Zugang und kann sich das gefahrlos beschaffen, was er braucht.«
    »Sie glauben also, dass er hier die nötigen Medikamente fladert, mit denen er dann zu Hause Operationen durchführt?«, fragte Walz erstaunt. »Und das ist niemandem aufgefallen?«
    »Natürlich gibt es einige hier, die davon wissen. Schließlich kann er nicht alles alleine machen. Allerdings hält er diesen Kreis überschaubar. Wobei es ja auch im eigenen Interesse dieser Leute liegt, den Mund zu halten«, fügte sie hinzu, den Zeigefinger und den Daumen aneinander reibend. »Ich gehöre übrigens nicht dazu«, setzte sie in einem Tonfall hinzu, in dem ein wenig Bedauern mitzuschwingen schien.
    »Aber Sie wissen, wer mit ihm zusammenarbeitet?«
    »Ich habe so meine Vermutungen …, aber die Namen kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, es sind immerhin Kollegen … außerdem sind das alles nur Gerüchte …«
    »Es sind also Schwestern von Sankt Johann?«
    »Ja, aber bitte keine Namen …«
    »Hat die Klinikleitung nichts von seinen Umtrieben bemerkt?«
    »Ganz sicher nicht«, antwortete Helga. »Ein Diebstahl in so großem Ausmaß würde doch zur sofortigen Kündigung führen. Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie viele Dinge in einer Klinik täglich abhanden kommen …«
    »Operiert er eigentlich nur Kriegsverbrecher? Oder verdient er sich auch anderwärts noch was dazu?«
    »Wie man hört, gilt er in einigen Kreisen der Wiener Gesellschaft inzwischen geradezu als Geheimtipp. Er muss ja auch seine Wohnung in der Führichgasse finanzieren. Erster Bezirk, beste Lage. Die soll ja auch prachtvoll ausgestattet sein. Und so etwas muss erst einmal bezahlt werden. Sein Krankenpflegergehalt reicht vielleicht gerade einmal für die Miete, wenn überhaupt.«
    »Was passiert eigentlich, wenn bei einer solchen Operation etwas schiefgeht?«, fragte Walz.
    »Schauen Sie, auch bei einem zugelassenen Schönheitschirurgen haben Sie kaum eine rechtliche Handhabe, wenn einmal Komplikationen auftreten. Wir sind ja nicht in Amerika.«
    »Und wissen Sie vielleicht, ob dabei schon einmal etwas passiert ist?«
    »Bitte, auch das bleibt unter uns. Ich habe gehört, dass vor Kurzem eine ziemlich bekannte Dame der Gesellschaft nach einer Korrektur der Nasenscheidewand nicht mehr aufgewacht ist«, flüsterte sie. »Der Arzt, der den Totenschein ausgestellt hat, hat aber nichts bemerkt und einen plötzlichen Herztod diagnostiziert.«
    »Hatte der seinen Blindenhund dabei? Wenn eine Frau frisch operiert ist, sieht man das doch«, protestierte Walz.
    »Nun ja, nach einem solchen Eingriff sieht man äußerlich wirklich wenig davon. Wenn er nicht direkt in die Nase reinschaut, kann dies einem oberflächlichen Beschauer verborgen bleiben. Vielleicht hat der Arzt ja auch eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten.«
    Fassungslos schüttelte Walz den Kopf.
    »Und wohin hat er die Leiche nach der Operation geschafft? Er hat sie ja wohl kaum in seinem privaten OP liegen lassen …«
    »Nein, natürlich nicht. Er hat sie einfach in das Bett

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