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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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kühl.
    »Eines kann ich Ihnen sagen«, sagte Hödl, drohend seine Arme in die Hüften gestemmt, »wenn Sie dem Buben was anhängen wollen, haben Sie sich getäuscht. Das ist doch immer dasselbe bei euch: Wenn ich ein Reicher wär’, kämt ihr nie auf die Idee, dass mein Sohn was ausgfressen haben könnte. Nur weil ich im Leben so viel Pech hatte und keine Arbeit mehr finde. Wer will denn heutzutage noch einen Fünfzigjährigen einstellen? Und als wäre das nicht schlimm genug, werden wir jetzt auch noch von der Polizei verfolgt. Wissen Sie, wie man das nennt? Sippenhaft ist das, jawohl, Sippenhaft! Gehen Sie doch einmal zu den Söhnen unserer Herren Politiker, da würden Sie sich wundern, was die alles anstellen. Aber die haben ja das Geld – zu denen kommen Sie natürlich nicht!«
    »Darüber mit Ihnen zu diskutieren, dazu fehlt mir definitiv die Zeit«, sagte Vogel ungeduldig. »Daher, ein letztes Mal, könnten wir jetzt Ihren Sohn sprechen?«
    »Er ist bei der Arbeit …«
    »Und wo ist er beschäftigt?«
    »Nebenan, in der Peep-Show«, antwortete Hödl mit dem Kinn in Richtung des Etablissements deutend. »Dort sitzt er an der Kassa.«
    »Na also, geht doch. War doch gar net so schwer, oder?« sagte Vogel, während er sich zum Gehen wandte und mit der Rechten zum Abschied winkte.
     
    Als sie die Räumlichkeiten des etwas heruntergekommenen Lusttempels betraten, schlug ihnen ohrenbetäubend laute Techno-Musik entgegen. Im rötlichen Halbdunkel gewahrten die beiden Kriminalisten eine mit einschlägigen Gerätschaften bestückte Verkaufstheke, hinter der gelangweilt ein etwa zwanzigjähriger Mann saß.
    Vogel beugte sich ihm entgegen, worauf der Angesprochene erschrocken zurückwich. Davon unbeeindruckt nahm er ihn an der Schulter und schrie in sein Ohr.
    »Sind Sie Herr Hödl?«
    Der junge Mann nickte misstrauisch.
    Vogel zückte seinen Ausweis und bedeutete dem jungen Mann mit einem Kopfnicken, nach draußen zu gehen.
    Vor der Türe atmete der Inspektor erst einmal hörbar durch.
    »Wie halten Sie das nur den ganzen Tag aus?«, fragte er Hödl, der einen ziemlich verstörten Eindruck machte.
    »Ich bin hier nur Aushilfe«, antwortete er leise.
    »Dann geht’s ja noch … Ja, Herr Hödl, wir hätten einige Fragen an Sie. Ist eigentlich Ihr in der vorletzten Woche gestohlenes Handy wieder aufgetaucht?«
    »Das muss eine Verwechslung sein«, sagte Hödl sichtlich erleichtert, »mir ist kein Handy gestohlen worden.«
    »Dann waren also Sie es, der am Sonntag vorvergangener Woche um 5 Uhr 30 von Ihrem Apparat aus die Notrufnummer 112 gewählt haben, um einen schweren Motorradunfall zu melden?«
    Hödl wurde puterrot.
    »Ja«, stotterte er, »ich kam da gerade zufällig vorbei, als der Unfall passiert ist. Und da hab’ ich die 112 angerufen, weil mir die Nummer der Rettung nicht gleich eingefallen ist.«
    »Und von wo aus haben Sie den Unfall beobachtet?«
    »Ich bin gerade mit dem Auto vorbeigekommen …«
    »Waren Sie stadtauswärts oder stadteinwärts unterwegs?«
    Nervös fuhr sich Hödl durchs Haar.
    »Warten Sie … stadtauswärts, glaube ich …«
    »Wissen Sie das nicht mehr?«, fragte Vogel ruhig.
    »Wenn ich mir’s genau überlege, war es doch stadteinwärts …«
    »Also, waren Sie auf der Fahrbahnseite, wo der Unfall geschah, oder auf der Gegenfahrbahn?«
    »Auf der Gegenfahrbahn …«
    »Also stadteinwärts«, brummte Vogel. »Und wohin waren Sie um diese nachtschlafende Zeit unterwegs?«
    »Ich konnte nicht schlafen und da bin ich halt so herumgefahren …«
    »Waren Sie allein im Wagen?«
    »Ja.«
    »Gut. Also nochmals, Sie sind stadteinwärts gefahren, haben zufällig diesen Unfall beobachtet und dann die 112 angerufen.«
    »Ja, genau so war es.«
    »Dann haben Sie sicherlich auch das Auto gesehen, das den Motorradfahrer solcherart geschnitten hat, dass dieser zu Fall kam?«
    Überrascht schaute Hödl den Kriminalisten an.
    »Nein, nicht genau«, sagte er vorsichtig. »Wissen Sie, es ging alles so schnell und war so dunkel, dass ich nichts Genaues erkennen konnte.«
    »Aber Sie müssen doch die Kollision gehört haben, es macht doch einen Riesenlärm, wenn ein Auto mit einem Motorrad zusammenstößt.«
    »Nein. Ich habe laute Musik gehört, da hab’ ich das nicht mitgekriegt …«, antwortete Hödl schnell. Er gewann offensichtlich an Selbstsicherheit.
    »Aber das Auto haben Sie doch gesehen?«
    »Das schon.«
    »Haben Sie die Type des Fahrzeugs oder wenigstens die Farbe erkennen

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