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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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höheren Bildung. Lieber möchte ich Musik machen als weise sein.«
    Macchiata prustete, und eine Wolke dürrer Blätter stob in die Luft.
    »Lieber möchte ich Karnickel jagen als klug sein«, sagte sie.
    »Aber du fängst sie ja nie«, konterte Damiano. »Ärgert dich das nicht, meine Kleine?«
    Macchiata blaffte kurz, setzte sich und ließ sich die Sache durch den Kopf gehen, während sie sich ausgiebig kratzte.
    »Wenn ich dieses oder jenes Karnickel nicht erwische«, erwiderte sie schließlich, »bedeutet das noch lange nicht, daß ich nie ein Karnickel erwischen werde.«
    Darauf wußte Damiano keine Antwort. Er kehrte zu seinem eigenen Thema zurück.
    »Ich würde wirklich gern noch einen anderen Markt aufstöbern. Porto war eine Enttäuschung; den ganzen Tag hab’ ich gespielt und nur einen Krug Bier verdient. Und unser Proviant wird langsam spärlich. Jedesmal, wenn ich die Satteltaschen hebe, fällt mir auf, wie leicht sie sind. Wir müssen Saara bald finden.«
    Die Hündin richtete einen besorgten Blick auf ihren Herren.
    »Proviant, Herr? Du meinst Futter?«
    Damiano nickte.
    »Wie bald, Herr? Wie viele Tage ist bald?«
    Damiano runzelte die Stirn.
    »Ach – einfach bald«, antwortete er.
     
     
    Ludica hielt keinen Markt ab, aber es schien ein weitaus größerer Ort zu sein als Porto oder San Gabriel. Vielleicht sogar größer als Partestrada. Damiano, der Festelligambe zwischen Steinhäusern hindurch eine gepflasterte Straße hinunterführte, war beeindruckt.
    Ludica beherbergte nicht nur ein Gasthaus, sondern deren gleich zwei. Und dazu noch einen Stall. Dort brachte Damiano den Wallach unter, damit er sich einmal nach Herzenslust an Hafer sattfressen konnte. Sollte er die Miete am nächsten Morgen nicht zahlen können, so konnte er sein Pferd sicher mit einem leinenen Unterhemd wieder auslösen.
    Das erste Gasthaus war düster und leer. Eine alte Frau, die an der Tür stand, musterte ihn wenig willkommenheißend. Damiano ging daher nicht hinein.
    Das zweite Gasthaus hieß ›Zu den fröhlichen Pilgern‹. Die Schankstube roch wie der Korken einer Weinflasche. Der Wirt war dick, und außer den schwarzen Augenbrauen hatte er nicht ein Haar auf dem Kopf. An dem schnellen, fröhlichen Singsang seiner Sprache erkannte Damiano, daß er nun die Lombardei erreicht hatte. Damiano erbot sich, mit Gesang und Lautenspiel für ein Abendessen und ein Bett zu bezahlen, aber nach zwei Minuten harten Feilschens stellte er fest, daß er außerdem versprochen hatte, Feuerholz zu hacken, und anstelle eines Bettes nur die linke Seite vom Kamin zugewiesen bekommen würde.
    Doch es tat gut, zur Abwechslung einmal wieder unter einem festen Dach zu sitzen, wo einen die Wärme von allen Seiten umhüllte.
    Und als sich der Raum langsam füllte – mit Gästen und mit Tabaksqualm –, spielte er mit Vergnügen zum Tanz auf und sah zu, wie die Männer zum Barnale und zur Sarabande mit den Füßen stampften. Hätte er all den Wein getrunken, den man ihm bringen ließ, so hätte er die Saiten seiner Laute bald nicht mehr sehen, geschweige denn sie schlagen können. Einer der fröhlichen Pilger, ein Wollhändler, dem der Wein so gut mundete, daß er ganz rote Wangen bekam, schenkte Damiano gar eine Silbermünze.
    Am angenehmsten aber war, endlich einmal wieder etwas essen zu können, was ein anderer gekocht hatte – Kohl und Karotten mit frischem Schweinefleisch und Soße, und dazu eine Scheibe schwarzes Brot so dick wie ein Männerarm. Damiano konnte das Schweinefleisch zwar nicht anrühren, aber Macchiata verschlang es mit um so herzhafterem Appetit.
    Der Wollhändler nannte Damiano Franzmann und lachte über die Art und Weise, wie er beim Singen die Wörter dehnte. Da die beste neue Musik aus Frankreich kam, nahm Damiano ihm das nicht übel und korrigierte ihn auch nicht. Außerdem wäre es für einen Piemonter unklug gewesen, sich in der Lombardei, wo die Leute so stolz waren, seiner Herkunft zu brüsten.
    Am folgenden Morgen ging er zum Wirt und fragte ihn, was er über eine Frau namens Saara wisse.
    Die schwarzen Augenbrauen in dem rosigen Gesicht drückten die Skepsis des Mannes sehr beredt aus. Er schwieg und seufzte und winkte Damiano dann, ihm zu folgen.
    Der Hof des Gasthauses war mit Schnee bestäubt, trockene Flocken wirbelten durch die Luft. Der Winter war Damiano in die Lombardei gefolgt. Der kahlköpfige Wirt schlug sich die Kapuze seines Kittels über den Kopf. Der Dampf seines Atems verschleierte seine

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