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Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Titel: Damon Knight's Collection 04 (FiO 07) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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einer Ecke hielt, darüber. Gemeinsam studierten die drei das Bild.
    Pendleton hatte seine Stimme unter Kontrolle, aber sie klang nun um eine halbe Oktave höher, als er fragte: »Was zeigt das Foto?«
    Winters schaute verwundert hinauf zu dem Gerichtspräsidenten. »Es scheint – das Gewehr zu sein. Eine Rauchwolke … gerade abgefeuert. Es ist der Raum … das Fenster. Und der Mann zielt immer noch …«
    »Mann?« fragte Pendleton.
    »Ja, Euer Ehren. Er sieht aus wie … Philip Dopher!«
    »Dopher? Der Zeuge da unten?«
    »Sieht genauso aus wie er«, bejahte Winters in ungläubiger Verwunderung.
    Und dann ein Tumult vor der Zuhörerschar. Ein untersetzter bärtiger Mann platzte in den Mittelgang. Seine rechte Hand hielt eine Pistole. Die Zuschauer schraken von ihm zurück.
    Er schrie es heraus. »Ja, ich war es. Lange lebe die Revolution!«
    Die herausfordernde, bewaffnete Faust hob sich in die Luft, in unheimlicher Konfrontation der absoluten rechtlosen Gewalt gegen die absolute Gewalt des Rechts.
    Jedermann im Zuschauerraum war auf den Füßen. Ein großer, leerer Kreis bildete sich um den Eindringling.
    Dopher brüllte wieder. »Wenn ich schon den Präsidenten getötet habe, glaubt ihr, daß ich dann euch nicht töte? Jeden von euch, besessen vom Teufel! Die einzige Erklärung, warum ihr gewußt habt, daß ich es war. Ich habe sechs Kugeln. Ich denke, ich sollte vielleicht mit eurem Chef anfangen, Mr. Pendleton.« Er winkte mit der Pistole. »Keiner bewegt sich! Vielleicht verfehle ich ihn und treffe die hochverehrte Frau Richterin – na, wollt ihr das?«
    Edmonds fühlte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Der Schrecken war vollkommen. Es war nun überflüssig und viel zu spät zu sagen, nie, nie wieder.
    Aber nun in der entsetzlichen Stille fühlte er einen Kälteschauer in den Raum eindringen. Ein kalter Wind streifte sein Gesicht, und er fröstelte. Hinter ihm raschelten die langen, kastanienbraunen Vorhänge.
    Fast vergaß er Dopher. Was? fragte er sich. Oder – wer?
    »Laura …?« Oliver Godwin, der sich aus seinem Stuhl aufrappelte, sein Schnurrbart zitternd wie Fühlhörner, hatte das Wort geflüstert. Es war zugleich eine Feststellung und eine Frage, flatternd, mit gebrochenen Flügeln, verzweifelt. Edmunds sträubten sich die Haare im Nacken.
    Dophers Arm mit der Pistole schwenkte herum zu dem neuen Ziel. Starr vor Schrecken beobachtete Edmonds, wie die Faust abdrückte, unfehlbar. Ungläubig hörte er den ohrenbetäubenden Krach, dann den Widerhall.
    Godwin fiel nicht. Edmonds wußte, daß er unverletzt war und daß eine bleierne kleine Kugel irgendwo segelte, für immer verloren in fremden Zeiten und Räumen. Er drehte sich wieder der grotesken Gestalt, die im Mittelgang mit zwei Ordnungsbeamten kämpfte, zu.
    Roland Burke taumelte nun auf seine Füße und richtete einen zitternden Finger auf Dopher. »Sie! Sie haben Präsident Cromway getötet? Antworten Sie!«
    »Beantworten Sie das nicht!« Oliver Godwins Stimme war wie ein Donnergrollen. Er sah aus, als wäre er plötzlich zwei Meter groß. »An diesem Gericht werden die von der Verfassung garantierten Rechte geachtet. Ich ermahne Sie, nichts auszusagen, bis Sie sich einem Anwalt anvertraut haben. Es mag sein, wie es will, hiermit verhafte ich Sie, Mr. Dopher, falls das Ihr Name ist, wegen Verdachts der Ermordung Präsident Cromways und versuchten Mordes hier im Saal. Wir haben in diesem Gebäude keine Gefangenenzelle, aber ich glaube fast, daß die Bezirkspolizei in den nächsten Minuten hier erscheinen und Sie in das Bezirksgefängnis abtransportieren wird, wo Sie Ihre weitere Verhandlung gemäß den Gesetzen abwarten werden. Mr. Sickles, nehmen Sie Mr. Dopher als Ihren Mandanten an, bis einer von Ihnen das Gegenteil wünscht?«
    »Sicher doch, Euer Ehren. Und ich beantrage, daß das Gericht diesen Safe, die Kamera, den Film und das dazugehörige Material in Verwahrung nimmt und sicherstellt.«
    »Da meine Kollegen keine Einwände erheben –« er hatte nicht einmal nach seinen Kollegen geschaut, »angeordnet.«
    Als Dopher hinaus in den Hauptvorraum geführt wurde, wandte sich Godwin zum Gerichtspräsidenten. In diesem Augenblick war er die Verkörperung, die Vereinigung und die Stimme all der großen Richter, die in vergangenen Jahrzehnten den Fluß amerikanischen Rechtsdenkens geleitet hatten. Er war der bedeutende Marshall, er war Taney, er war Hughes. Er war der unsterbliche Holmes. »Mein Kollege Burke möge entschuldigen, daß

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