Damon Knight's Collection 06 (FO 12)
da.«
»Fein«, sagte eine vertraute Stimme. »Schickt sie heraus, ich will allein mit ihnen sprechen.«
»Mit Verlaub, Marget, aber sie haben mehrmals versucht, uns tätlich anzugreifen. Wir könnten die Sicherheit Ihrer Person nicht garantieren, wenn sie alleine mit Ihnen sprechen.«
»Mein Herr, ich sagte Ihnen bereits, was ich will«, sagte die Stimme in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. »Jetzt aber dalli!«
»Ja, Marget, sofort!« Der Hauptmann erschien an der Tür. Er machte eine höfliche Geste zu Svir und Cor. »Mein Herr und meine Dame, Ihnen wird die Ehre eines Gesprächs mit der Königin zuteil.«
»Der – Königin?« fragte Cor ungläubig. Sie erhielt keine Antwort. Sie wurden durch die Tür geschoben und fanden sich auf dem obersten Rang der Konzilischen Facette stehen. Im Licht des schwindenden Seraph sahen sie ein schönes Mädchen in einem langen Kleid.
Tatja wandte sich ihnen zu. »Ihr zwei seht ja fürchterlich aus«, sagte sie.
Hedrigs begann, verärgert auf sie zuzugehen. All seine Angst und Schmerzen waren in Haß gegen dieses Monster übergegangen, das vorgab, menschlich zu sein. Auf dem Boden war ein Geräusch, das von schnellem Rennen herzurühren schien, dann zupfte es an Svirs Kleidern. Eine weiche, feuchte Nase schmiegte sich an seinen Hals. Ancho! Svirs Hand reichte hinauf und streichelte das zitternde Tier.
»Marget?« fragte Coronadas. »Königin? Sind Sie wirklich die verlorene Prinzessin von Crownesse?«
»Da ihr bei einem Teil des Plans mitgewirkt habt, meine ich, könnt ihr auch die Wahrheit wissen. Ihr könnt sowieso nichts dagegen unternehmen. Ich war nicht mehr Marget von Sandros als ihr. Aber jetzt bin ich unwiderruflich die Königin. Meine Fingerabdrücke stimmen mit denen der Prinzessin überein, die im Kronraum aufbewahrt werden. Ihr solltet den Ausdruck auf Beneshs Gesicht gesehen haben, als der Lord High Minister verkündete, daß ich die Erbin der Krone sei. Der Regent hatte die königlichen Kinder vor zwanzig Jahren ermorden lassen. Die Sache ging daneben, und er konnte keine Leichen vorzeigen, die eine Autopsie in seinem Sinne hätten ausgehen lassen. Er wußte, daß ich eine Schwindlerin war, aber er hatte keine Möglichkeit, es zu beweisen, ohne dabei zuzugeben, daß er des Königsmords schuldig ist.«
Svir blickte über die Dachfläche der Festung auf die Stadt hinaus. Die Geräusche der Menge kamen klar und schwach durch die Luft. Die Menge hatte sich vom Ufer entfernt. Heute nacht würden keine Opfer gebracht werden – den Leuten war gesagt worden, daß ein Anspruch auf die Krone erhoben worden war. Crownesse hatte eine Königin – das war Anlaß für das größte der Feste, eine Feier, die viele Tage dauern würde. Hedrigs wandte sich an Tatja Grimm. »Du mußtest lügen und betrügen und stehlen und – wahrscheinlich – morden, um es zu schaffen, aber du hast sicher erreicht, was du wolltest. Du beherrschst das mächtigste Land in der Welt. Ich habe mich oft gefragt, was dich so gemein werden ließ. Jetzt weiß ich es. Das verborgene Motiv, das mir so viele Rätsel aufgab, war einfacher Größenwahn. Der weibliche ›Tar Benesh‹ hat die Macht des männlichen übernommen. Ist dein Appetit hier zu Ende?« fragte Svir und legte so viel Verachtung und Haß in seine Stimme, wie er nur konnte. »Oder wirst du eines Tages den ganzen Tu regieren?«
Tatja lächelte Cor und Svir an – mit demselben spöttischen, bitteren Lächeln, das sie schon früher so oft gesehen hatten. »Du warst nie sehr helle, nicht wahr, Svir? Es ist möglich, daß ich die Weltherrschaft übernehmen werde. Um es als Tatsache festzuhalten – wahrscheinlich werde ich das tun. Das wird ein Nebenprodukt meiner anderen Pläne sein. Ich habe Crownesse mit Bedacht ausgewählt. Das Land hat ungeheure Bodenschätze. Wenn es irgendwo große Schwermetallvorkommen geben sollte, dann sind sie in Crownesse. Die Regierung ist fähig und ergeben. Die meisten Verwaltungsposten werden als Auszeichnung aufgrund von besonderen Prüfungen vergeben. Und die gesamte Bürokratie ist wie fanatisch einer einzigen Person ergeben – dem rechtmäßigen Inhaber der Krone. Sie diente Tar Benesh und seiner Gier zwanzig Jahre lang, und sie wird mir ebenso treu dienen. Ich werde mich nicht mit Staatsstreichen und Wahlen herumschlagen, wie ich es vielleicht müßte, wenn ich eines der Archipele übernommen hätte.
Wir haben eine entscheidende Phase in der Entwicklung der Zivilisation erreicht – für
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