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Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Titel: Damon Knight's Collection 09 (FO 16) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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es würde nicht weh tun, wenn es tatsächlich weh tat. „Ich glaube, du machst einen Fehler. Ist er wirklich unglücklich. Oder nur zeitweilig, wenn er wünscht, die Vergangenheit möge ihm wiedergegeben werden?“
    Ich ärgere mich plötzlich über ihn, daß er nicht versteht, daß Vater in lichten Momenten nach Hause möchte. Ich zucke nur mit den Schultern.
    „Denk darüber nach, Janet. Entscheide nicht zu schnell!“ Sein Gesicht ist plötzlich alt, und mir wird bewußt, daß jeder in Somerset gealtert ist. Es ist, als wandle man zwischen Pyramiden, die aus der Ferne unverändert scheinen, doch bei einer näheren Inspektion Spuren von Alter, Altwerden, vergangener und fest vergessener Nützlichkeit zeigen. Ich starre Norma an und sehe, wie sie jetzt ist, nicht wie sie war, als ich als Kind auf ein Plätzchen von ihr wartete, frisch und noch warm, in der Mitte weich, die Oberseite knisternd von Zucker. Beide verwirren mich, machen mich wütend, weil sie sich so vor mir entblößen. Naher Donner ertönt, hart und krachend, wie aus einem Maschinengewehr. Ich starre zum Fenster hinaus auf die Blitze, zackig und grell.
    „Ich gehe, bevor es anfängt zu gießen“, sage ich.
    „Ich fahre dich“, sagt Dr. Warren, doch ich mag nicht.
    „Ich schaffe es noch vor dem Regen. Vielleicht ist es jetzt kühler.“
    Inkonsequenzen, die die Tage und Nächte unseres Lebens füllen, unsere Gespräche und Gedanken durchziehen, Höflichkeiten, Versprechungen, wir rasseln sie tröstend herunter, und ich gehe die Straße hinunter zu meinem Haus, nicht auf dem Fußweg, sondern mitten auf der Straße, wo das Gehen leichter ist.
    Der Wind hebt an, als ich mich ungefähr zwischen der Magnolien- und der Rosenstraße befinde. Das Sagamore-Haus kommt in Sicht, und ich beschließe, den Regen dort abzuwarten. Vermutlich hatte ich das die ganze Zeit in einem dunklen Winkel meines Hirns geplant, aber ich hatte nicht bewußt vorgehabt, die Studenten schon so bald kennenzulernen. Ich beeile mich, der Wind tobt inzwischen durch die ganze Stadt, überall raschelt es, wie es in meinem Hause raschelt; herumirrende Geister, was haben sie zu befürchten, wenn der Regen losbricht, noch bevor sie sich für die Nacht niedergelassen haben?
    Die meisten Häuser entlang der Hauptstraße sind für immer geschlossen. Der Einheitspreis-Laden, ein Schnellimbiß, ein Tuchladen, sie alle bilden eine geschlossene Front. Es fängt an zu regnen, gewaltige Tropfen, die, vom Wind getrieben, heftig niederprasseln. Ich höre, wie sie auf das Blechdach von Mr. Larsons Laden schlagen, sie klingen wie Hagelkörner. Dann überdeckt der Wind alle Geräusche. Donner und Blitze setzen ein, und der wahnsinnige Wind. Den Rest des Weges zum Sagamore-Haus renne ich und komme dort fast trocken, doch völlig außer Atem an.
    „Liebling, um Gottes willen, komm herein und trink einen Kaffee!“ Dorothea will mich in die Küche führen, doch ich schüttle den Kopf und gehe auf die Empfangshalle zu.
    „Ich werde dort den Sturm abwarten, wenn du nichts dagegen hast.“ Ich höre Stimmen aus dem großen Raum mit der viktorianischen Einrichtung und der Großvateruhr, die immer beim zweiten Ticken stottert. Jetzt kann ich sie hören: Tickt… t… tick.
    „Ich bring dir ein Kännchen Kaffee, Janet“, sagt Dorothea nickend. Wenn sie mit dem Tablett mit der chinesischen Tasse und der Silberkanne zurückkommen wird, heiße ich Miss Matthews.
    Ich versuche, mein Haar in Ordnung zu bringen, bevor ich in die Halle gehe, doch weiß ich, daß ich immer noch wie ein Mädchen aussehe, das vom Sturm überrascht wurde. Ich reibe meine Arme ab, als seien sie naß, obwohl sie es nicht sind, und schüttle meinen Kopf, und wieder ertönt sehr nah und sehr laut ein Donnerschlag, als wolle er meine Aktivitäten rechtfertigen. Die Jungen hören auf zu reden, als ich eintrete. Sie sehen genau wie die Studenten aus meiner College-Zeit aus: jung, frisch, nicht anders, als andere Studenten auf der Welt.
    Ich lächle sie unverbindlich an und setze mich auf eines der roten Velourssofas, vor mir ein Kaffeetischchen, auf dem sich eine Vase mit einer weißen Rose, ein Teller mit Pfefferminzplätzchen, Zeitungen und drei Aschenbecher befinden, alle rund, emailliert und glänzend. Der ganze Raum sieht so aus: Stuhl neben Stuhl, alle geschnitzt, poliert, glänzend, Fußschemel, Beitischchen, Wandtischchen, Tiffany-Lampenschirme über geschliffenen Glaslampen … Die Jungen befinden sich am anderen Ende des Raumes,

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