Damon Knights Collection 10
Manhattan, eines in Yonkers. Ich … ich mache das lieber selbst. Hat Senator Kern ein Krankenhaus erwähnt?“
„Irgendwo auf Long Island. Ich kann mich nicht erinnern …“
„Es gibt ein Brent Park Memorial Hospital auf Long Island. War es das?“
„Ja. Nein. Liebling, ich weiß es wirklich nicht. Wenn er es tatsächlich erwähnte, achtete ich nicht darauf. Ich habe es vergessen.“ Er legte die Liste weg, nahm auch ihre zweite Hand und zog sie zu sich auf den Schoß. „Nun erzähle! Weshalb möchtest du das wissen? Was hast du bei deinem Besuch in den Krankenhäusern gesehen? Was wolltest du in der Bibliothek?“
„Ich suchte drei Kliniken auf, alle klein, alle privat, alle geführt von entsetzlich jungen Leuten. Junge Ärz te, junge Schwestern, junge Was-weiß-ich. Mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen. In der Bibliothek wollte ich mir dann ein Buch über Geburtshilfe ausleihen, und es waren keine da.“
„Was heißt das, es waren keine da? Keine in den Regalen? Alle ausgeliehen?“
„Ich ließ nachsehen, und es sind alle verschwunden, verloren, nicht zurückgebracht, fort. Alle. Ich versuchte es mit Fachliteratur für Hebammen. Ein junger Mann, dem das alles schrecklich peinlich war, suchte für mich, und er kam mit der gleichen Geschichte zurück. Nichts da. So ging ich zur Filiale in Yonkers, da ich ohnehin das Krankenhaus dort besichtigen wollte, und es war dasselbe. Sie haben dort offene Regale, und ich schaute mich selbst um. Nichts.“
„Was um Himmels willen möchtest du mit einem Buch über Geburtshilfe anfangen?“
„Ist das nicht unwichtig? Weshalb gibt es keine?“
„Es ist sogar sehr wichtig. Was geht in dir vor, Julia? Was denkst du wirklich?“
„Das Baby soll Ende Dezember kommen. Was geschieht, wenn wir gerade wieder einen Blizzard haben? Was verstehst du von einer Entbindung? Oh, so einiges, garantiert. Jeder hat einen Schimmer davon. Aber wie steht es mit einem Notfall? Könntest du mit einem Notfall fertigwerden? Ich dachte, wenn wir ein Buch hätten …“
„Ich bin in einem Irrenhaus. Lauter Verrückte umgeben mich. Weißt du überhaupt, was du sagst? Liebling, nun hör mir gut zu und sag kein Wort, bis ich fertig bin! Wenn das Baby kommt, bringe ich dich in eine Klinik. Es ist mir egal, welche du wählst und wo sie liegt. Du wirst dort sein. Wenn wir zur Sicherheit drei Monate vorher eine Wohnung in der unmittelbaren Nachbarschaft nehmen müssen, werden wir es tun. Du mußt ein wenig Vertrauen in mich, in den Arzt, in dich selbst haben. Und wenn es dich erleichtert, besorge ich dir sogar ein Buch über Geburtshilfe, aber, bei Gott, ich habe nicht die Absicht, eine Entbindung durchzuführen!“
Sie sagte sanft: „Gut, du besorgst mir das Buch, und ich lasse dich in Ruhe.“ Sie stand auf und begann das Geschirr abzuräumen. „Vielleicht machen wir uns später noch ein paar Rühreier oder etwas ähnliches. Jetzt trinken wir Kaffee.“
Sie gingen ins Wohnzimmer. Julia stellte ihre Tasse auf dem niedrigen Tisch ab und machte es sich auf dem Boden bequem. „Ist Kern sicher, daß keine Agenten dahinterstecken, die etwas von biologischer Kriegsführung verstehen?“
Martie sah sie überrascht an. „Du bist eine Hexe, nicht wahr? Ich habe meine Befürchtungen mit keinem Ton erwähnt.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Offenbar doch ir gendwann.“
„Kern ist sicher. Ich bin es auch. Aber darum geht es nicht. Der Ausschuß beschloß auf seinen Vorschlag hin die Sache fallenzulassen, wegen der wirklich gefährlichen Lage, in der sich die Welt zur Zeit befindet. Sie ist wie ein Pulverfaß, wartet nur darauf, daß die wahren Statistiken veröffentlicht werden. Das wäre der Zündfunke. Jeder vermutet, daß die Sterblichkeitsziffer ungeheuer angestiegen ist, aber ohne offizielle Zahlen bleibt das Spekulation, kommt es nicht zur Detonation. Er hat recht. Wenn Hilary weitermacht, geht er ein scheußliches Risiko ein.“ Er seufzte. „Es ist ein mutiertes Virus, das sich schnell verändert, so daß die Impfstoffe, die wir einsetzen, nicht wirken können. Das nimmt erst ein Ende, wenn sich eine Mutation bildet, die nicht lebensfähig ist. Dann wird es verschwinden. Und dann werden die Regierungen wieder ihre Karten auf den Tisch legen und die Krankenhäuser Aufnahme- und Sterbeziffern veröffentlichen. Wir wissen, daß es die Mediziner wahrscheinlich schwerer erwischt hat als alle anderen. Erhöhte Ansteckungsgefahr. Und der Personalmangel wiederum bewirkt, daß bis
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