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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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wird mir Anteros helfen.“ Aber Anteros war verschwunden. Robert fand ihn auf einem kleinen Hügel in der Abendsonne, die Schultern nach vorn gesunken. Der seltsame Mann schluchzte still vor sich hin, und sein Gesicht erinnerte an stumpfen Bimsstein. Aber er kam mit, um Ethyl bei der Zubereitung des Dachses zu helfen.
    „Wenn dir der erste der heutigen Steine Furcht eingeflößt hat, dann müßte dir der zweite die Haare zu Berge stehen lassen, Terrence“, sagte Howard Steinleser.
    „Er tut es. All die Blöcke sind zu jung für eine Schlotformation, aber dieser letzte hier stellt eine Beleidigung dar. Er ist keine zweihundert Jahre alt, über ihm jedoch befinden sich tausendjährige Schichten. Welche Zeit ist darin niedergelegt?“
    Sie hatten wildes Dachsfleisch gegessen und schlechten Whisky getrunken (Anteros, der ihn spendierte, wußte nicht, daß er schlecht war), und der Moschusgeruch war um sie und in ihnen. Das Lagerfeuer zischte manchmal in heftigen kleinen Explosionen auf; wenn das geschah, breitete sich der Flammenschein weit aus. Einmal sah Terrence Burdock in diesem tanzenden Licht, daß der merkwürdige dunkle Abschlußstein wieder auf dem Schlot lag. Er glaubte, ihn auch tagsüber dort gesehen zu haben; aber er war nicht da gewesen, nachdem er im Schatten gerastet hatte, und er war absolut nicht da gewesen, als er den Schlot selbst erkletterte, um nachzuschauen.
    „Hören wir uns das zweite Kapitel an und dann das dritte, Howard“, sagte Ethyl. „Es ist ordentlicher so.“
    „Gut. Das zweite Kapitel also (der Stein, auf den wir heute zuerst und weiter unten stießen) ist in einer Sprache geschrieben, die bisher noch kein Mensch geschrieben sah; und doch macht es kaum Schwierigkeiten, sie zu lesen. Selbst Terrence erriet, worum es sich handelte, und es flößte ihm Angst ein. Es ist die Andarko-Caddo-Fingersprache, in Stein gegraben. Es ist die sogenannte Zeichensprache der Plains-Indianer, in stilisierten Bildern niedergeschrieben. Und sie muß sehr jung sein, nicht älter als dreihundert Jahre. Die Fingersprache war bruchstückhaft, als die ersten Spanier landeten, bei der Ankunft der Franzosen jedoch bereits voll ausgereift. Es war eine explosionsartige Entwicklung, wie es bei solchen Dingen oft geht, ausgearbeitet innerhalb von hundert Jahren. Dieser Felsblock muß jünger als sein Situs sein, aber man merkte nichts davon, daß er nachträglich eingelagert wurde.“
    „Lies vor, Howard, lies vor“, rief Robert Derby. Robert fühlte sich großartig, aber die anderen waren an diesem Abend schlecht gelaunt.
    „‚Ich habe dreihundert Ponies’, trug Steinleser auswendig vor. ‚Ich besitze zwei Tagesritte Norden und Osten und Süden und einen Tagesritt Westen. Ich schenke dir alles. Ich dröhne mit mächtiger Stimme wie Feuer in hohen Bäumen, wie das Bersten von Gipfeltannen. Ich heule wie Wölfe, die ihr Opfer umzingeln, wie die wilde Stimme des Löwen, wie der heisere Schrei gerissener Kälber. Vernichte du dich nicht wieder! Du bist der Morgentau auf Tollkraut. Du bist die schnellen, gewölbten Schwingen des Nachtfalken, die zierlichen Füße des Skunk, du bist der Saft des Sauerkürbis. Warum kannst du nicht nehmen oder geben? Ich bin der breitnackige Stier der Hochebene, ich bin der Fluß selbst und die fauligen Tümpel, die der Fluß zurückläßt, ich bin die nackte Erde und die Felsen. Komm zu mir, aber komm nicht so heftig, daß du dich selbst vernichtest.’
    So, das war der Text des ersten Felsblocks, die in Stein gegrabene Andarko-Caddo-Fingersprache. Das letzte Symbol verstehe ich allerdings nicht: ein fliegender Pfeil und ein Stein dahinter.“
    „‚Fortsetzung auf dem nächsten Stein’ natürlich“, sagte Robert Derby. „Aber weshalb wurde die Fingersprache eigentlich nie niedergeschrieben? Die Symbole sind leicht und einfach zu stilisieren, und sie wurden von vielen Stämmen verstanden. Es wäre ganz natürlich gewesen, sie zu schreiben.“
    „Es gab in dieser Gegend die alphabetische Schrift, bevor sich die Fingersprache richtig entwickelte“, sagte Terrence Burdock. „Genau genommen war es die Ankunft der Spanier, die den Anstoß gab. Die Fingersprache diente der Verständigung zwischen Spaniern und Indianern, nicht der Verständigung zwischen Indianern und Indianern. Und doch glaube ich, daß früher einmal eine Fingersprache niedergeschrieben wurde; sie war der Ursprung der chinesischen Bilderschrift. Und auch dort diente sie anfangs als Verständigungsmittel

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