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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Laut im Zimmer, aber hellwach, mit klopfendem Herzen, durch und durch starr vor Angst. Dann der Anblick des Mädchens, das kurze Nachthemd, ein langes, wohlgeformtes Bein, halb über dem Schutzgitter des Fensters. Blaßgelbes Licht im Raum, fast zu schwach, um Einzelheiten auszumachen, nur Umrisse. Ihr plötzlicher Aufschrei und die gleichzeitige Erkenntnis, daß im Eingang Gestalten waren. Sie rührten sich erst, als sie aufschrie. Die allgegenwärtige Nadel, um ihr hysterisches Schluchzen zu ersticken.
    „Liebling, sie haben dich geweckt, als sie die Korridortür öffneten. Sie sagten nichts, weil sie Angst hatten, sie könnte erschrecken und stürzen, bevor sie bei ihr waren.“
    „Wo ist sie?“
    „Unten in der Diele. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Ich warf einen Blick durch das Beobachtungsfenster. Sie schläft jetzt. Sie ist manisch-depressiv, und der Tod des Babys bewirkte, daß sie durchdrehte. Man wird sie in eine Anstalt schicken müssen.“
    Julia schüttelte den Kopf. Sie hatte so getan, als lie ße sie sich von seinen Worten überzeugen, aber es war eine Lüge. Sie hatten sich überhaupt nicht gerührt. Sie waren dagestanden und hatten darauf gewartet, daß das Mädchen sprang. Hatten ihr ruhig zugesehen und auf das Ende gewartet. Wenn sie nicht aufgewacht wäre und geschrien hätte, läge das Mädchen jetzt tot dort unten. Sie fröstelte und ging in die Küche, um sich ei nen Kaffee zu machen. Das Baby schrie lauter.
    Sie zündete sich eine Zigarette an. Martie würde während der Aufnahme eine nach der anderen rauchen. Sie war mehr als einmal dabei gewesen und wußte, wie alles ablief. Die Mitarbeiter an den Monitorschirmen machten sich Notizen, der Direktor machte sich Notizen. Hilary Boyle trat vor den blauen Samtvorhang, winkte zur Kamera hin, setzte sich an den schweren Schreibtisch, machte es sich in aller Ruhe bequem. Sie mochte Hilary Boyle, trotz seines Lebensstils, trotz seiner persönlichen Eigenschaften, die sie im allgemeinen bei anderen Leuten verurteilte. Seine Überheblichkeit, die schon beinahe krankhaft war, seine Weiber. Sie spürte, daß er ihr eine Nummer zugewiesen hatte, und wenn diese Nummer an die Reihe kam, würde er kommen und sie verlangen, so unschuldig wie ein Kind, das seinen Lutscher haben wollte. Sie überlegte, ob er strampeln und schreien würde, wenn sie nein sagte. Die Kameras rückten näher; er nahm seine Un ter lagen und warf einen Blick auf das oberste Blatt Pa pier, dann sah er in die Linsen. Und der Zauber würde wieder wirken, wie er immer für ihn wirkte. Der Faktor X. Eine Bildschirmpersönlichkeit, die über Drähte, durch die Luft, aus der Leere ihre Ausstrahlung an alle Leute übermittelte, die sie sahen. Wie funktionierte das? Sie wußte es nicht, ebensowenig wie die anderen. Sie drückte ihre Zigarette aus.
    Sie schloß die Augen, stellte sich die Szene vor. Hilary, der den Schreibtisch verließ, sich noch einmal umdrehte und winkte und dann durch den Vorhang verschwand. Wieder eine erfolgreiche Sendung. Drei Männer oder vier, die ihre Köpfe zusammensteckten, Notizen verglichen, hier und da eine holprige Stelle glattbügelten. Das ließ sich mit ein paar Schnitten erledigen. Martie, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, der zu seinem Schreibtisch schlenderte.
     
    „Martie, fahren Sie heute abend heim?“ Boyle stand im Eingang, füllte ihn aus.
    „Sieht nicht danach aus. Es geht kein Zug aus der Stadt.“
    „Essen Sie ein Steak mit mir.“ Einladung oder Be fehl? Boyle grinste. Einladung. „In einer Viertelstunde. Okay?“
    „Gut. Vielen Dank.“
    Martie versuchte erneut, Julia zu erreichen. „Ich bin noch ein, zwei Stunden in der Gegend. Sie erkundigen sich von Zeit zu Zeit, ja, Schätzchen?“
    Die Telefonistin säuselte zustimmend. Allmählich häufte sich das Material, das er von Sandy erbeten hat te: Krankenhausstatistiken, Grippe- und grippeähnliche Epidemien, Fälle von Lungenentzündung und so fort. Wie sie vorausgesagt hatte, gab es einen ganzen Stapel von dem Zeug. Er blätterte die Sachen rasch durch. Etwas daran berührte ihn komisch, aber er konnte nicht ausmachen, was es war. In diesem Augenblick hörte er Boyles Tür. Er schob das Material in seinen Schreibtisch.
    „Fertig? Doris reserviert uns einen Tisch in der Blauen Lampe. Ich könnte einen doppelten Scotch vertragen. Sie nicht?“
    Martie nickte, und sie gingen gemeinsam zu den Aufzügen. Die Blaue Lampe war eine von Boyles Stammkneipen. Sie betraten

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