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Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Titel: Damon Knight's Collection 11 (FO 29) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Warhol nicht hier war, zumindest noch nicht, auch wenn sein überdimensionales Foto von der Decke hing. Es zeigte ihn mit einem von Fuzzys Obenohne-Serviermädchen, die ihm eine Taco und ein Glas Margarita reichte. Das Foto störte Harley. Er konnte sich nicht helfen, irgendwie roch es nach Montage; es besaß zuviel Ähnlichkeit mit einem Esquire -Titelbild. Aber er schüttelte diese Gedanken ab, als ein Serviermädchen sie zu einer der Nischen führte. Immerhin, da war die Einrichtung im frühamerikanischen Stil, hübsch zusammengestellt, fand er, und die Video-Anlage, die Underground-Filme ausstrahlte, und der Chem-Sac-Sound, nicht zu vergessen auch die Serviermädchen, von denen keine einzige eine Oberweite unter 95 hatte. Ihm fiel ein dicklicher Mann in einem Anzug aus Haifischhaut auf. War das etwa Lipschits persönlich?
    Der Mann stand mit besorgter Miene in einer Ecke, und das hob Harleys Laune nicht gerade.
    Amaryllis und Harley waren wirklich Andy Warhols wegen gekommen, besonders Amaryllis, die selbst Star-Ambitionen besaß, aber das hier schien kaum das richtige Publikum zu sein. In einigen Nischen hatten sich Touristen niedergelassen; sie erröteten und stießen einander an, wenn eines der Serviermädchen vorüberging. Ein dunkelhäutiger Mann mit Turban saß allein in der Nähe der Bar und schoß mit seinem 35-mm-Apparat ein Bild nach dem anderen. Am Eingang ließen sich ein paar Highschool-Fratzen mit Margaritas vollaufen, zwei Dollar fünfzig der Drink. Und ein ganz offensichtlich angesäuselter Neger summte in einer Nische hinter ihnen „Bernie’s Tune“. Alles in allem Fadsdorf.
    Harley versuchte den Schlag abzumildern. „Mensch, Spitze, die haben hier Chem-Sac“, sagte er mit unechter Begeisterung. Amaryllis blieb ungerührt. Aber Harley las den Wandtext doch vor, in der Hoffnung, sie irgendwie aufzuheitern: „Chem-Sac ist eine umwerfende Erfindung in der Welt des Schlagers wie auch der ernsten Musik. Der Sound, den Sie hören, kommt von Saiten verschiedener Länge und Spannung, welche durch das Einwirken einer starken Raumzeitalter-Säure zertrennt werden. Der Musiker gießt ein paar Tropfen aus einem Fläschchen auf die Saite oder die Saiten seiner Wahl, und der Klang der berstenden Saite wird durch die raffiniertesten Anlagen, die sich zur Zeit auf dem Markt befinden, verstärkt, auf Band gespeichert und zu Ihrem Vergnügen abgespielt.“
    „Scheißdreck“, sagte Amaryllis, und sie saßen eine Weile schweigend da, während die verschieden großen und verschieden gespannten Saiten eine Vielzahl von Boiinggs, Pjoiinggs und Pinggs hervorriefen. „Das Establishment ist hier, und du weißt es genau“, sagte sie schließlich. „Er kommt nicht.“
    „Vielleicht nicht“, erwiderte Harley leise. „Verschwinden wir?“
    „Ich bin zu nervös. Nehmen wir zuerst einen Drink. Margarita für mich – und eine Donut.“
    Harley spürte, daß die Bestellung eine Form des Protests war und klingelte rasch ein Serviermädchen herbei. Es kam Wanda, die sie noch aus der Zeit kannten, als sie zusammen mit Amaryllis im Lace Spittoon als israelische Bauchtänzerin aufgetreten war. Als dann die Obenohne-Welle kam, war Amaryllis, die einen herrlichen Busen, aber fast keine Nippel besaß, verbittert zu ihrem Beruf als Masseuse zurückgekehrt, während Wanda mit ihren üppigen Nippeln oben ohne ging. Sie bemerkten mit einigem Staunen, daß sie auch unten ohne war.
    „Wanda, was ist denn los?“ fragte Amaryllis. Ihre Laune stieg bei der Aussicht auf eine Razzia.
    „Fuzzy hat eben die Parole unten ohne ausgegeben“, sagte Wanda und bedeckte sich nervös mit ihrem Bestellblock. „Er meint, daß eine Razzia das Geschäft beleben könnte, bis ihm etwas Neues einfällt. Wer nicht mitmachen wollte, konnte gehen.“
    Dann hatte er also tatsächlich Lipschits gesehen, dachte Harley aufgeregt. Es war ein Name, der in der Avantgarde einen guten Klang besaß. Zumindest gesehen hatten sie ihn.
    „Aber was soll die Prüderie?“ fragte Amaryllis, die gegen jede Art der Repression ankämpfte.
    „Die verdammte Blinddarmnarbe“, erklärte Wanda. „Fuzzy hätte mich beinahe weggeschickt, bis ich ihn davon überzeugte, daß die Lederjungs es schlucken würden. Bei den Spießern muß ich sie verstecken.“
    „Wie bei uns?“ fragte Amaryllis, entzückt von der Ironie. Sie lachten alle drei, und Harley strahlte vor Freude, daß seine Frau wieder glücklich war.
    Wanda brachte ihre Bestellung und eilte fort, um die

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