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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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erhabener Gesang.
    »Du bist nicht da«, sagte Kinross.
    »Doch, ich bin da. Sieh mich an!«
    Die Luft vor Kinross wurde halb sichtbar, eine geisterhafte Aufwärtsströmung.
    »Sieh mich an!« wiederholte die glockenreine, silberhelle Stimme.
    Ein Geräusch ertönte, als würde Seide zerrissen. Das Haar stand in Kinross’ Nacken zu Berge, und es fuhr ihm kalt über den Rücken. Die strömende Luft verdichtete sich wirbelnd, wurde eine quirlige und umrissene Oberfläche in der dritten Dimension, wogte lebendig, nahm die Gestalt eines großen Gesichts an.
    »Kinross, sieh mich an!« befahl das Gesicht mit einer wie Kirchenglocken läutenden Stimme.
    Kinross holte tief Luft. »Ich bin ein gelehriger Schüler, Krüger«, sagte er mit zitternder Stimme. »Du bist nicht da. Ich sehe dich nicht.«
    Er schritt schnurstracks in das Gesicht und durch es hindurch, wobei sein verkrampfter Körper einen elektrischen Schlag verspürte. Dann kletterte er die kahle Fläche der Felsspitze hinab.
    Als Kinross auf seinem Rückweg die Hochebene überquerte, begann Regen aus der Wolkenschicht zu fallen. Windstöße trafen ihn. Es gab aber keinen Abfluß für den Regen im Boden und auch keine klare Auswirkung des Windes auf die undeutlichen Bäume und Büsche. »Krüger lernt dazu«, sagte er sich. Dann wurde es plötzlich dunkel, und er legte sich hin und schlief. Als er erwachte, war er wieder bei dem kleinen Bach, und Garcia sagte ihm, er sei vier Tage fort gewesen.
     
    »Vier Tage?« fragte Kinross erstaunt. »Passiert nicht mehr alles gestern?«
    »Nein, nicht mehr«, sagte der Mexikaner. »Wo, zum Teufel, bist du gewesen?«
    »Irgendwo draußen, um mit Krüger zu diskutieren«, sagte Kinross und schaute umher. »Verdammt, dieser Ort wirkt anders. Und wo sind Krügers Körper und die anderen?«
    »Er ist anders«, sagte Garcia. »Laß es dir erzählen. Erst einmal fand Fay eine Höhle …«
    In der Höhle war die Quelle des Baches, der jetzt daraus hervorfloß, erklärte Garcia. Fay und Bo Bo hatten Krügers Körper dorthin gebracht und blieben die meiste Zeit im Inneren. Fay behauptete, Krüger erwache dann und wann, um etwas zu essen und zu trinken, und habe ihn, Fay, zu seinem Wortführer gemacht. Fay und Bo Bo hatten einen Steinhügel vor dem Eingang der Höhle errichtet und Kerbeck hatte Garcia befohlen, jeden Morgen Früchte zu bringen und sie darauf zu legen. Silva hockte jetzt, wiegend und weinend wie zuvor, neben dem Steinhügel.
    ».Ich konnte es Kerbeck nicht verständlich machen«, fügte Garcia hinzu. »Er streift jetzt wie ein wilder Mann durch die Hügel. Deshalb habe ich sie ganz allein versorgt.«
    »Der Ort ist größer«, stellte Kinross fest. Das Talbecken dehnte sich nun mehrere hundert Meter zu beiden Seiten des Baches aus und die Wände erhoben sich Hunderte von Fuß in die Höhe. Die bedrückende Regelmäßigkeit des Horizontes wurde durch die Andeutung von Verwitterungen und ansehnliche Pflanzengruppen aufgelockert.
    »Auch der Raum ist besser abgesteckt«, sagte Garcia. »Es gibt allerlei Bäume, die stehenbleiben und betrachtet werden können.« Er schlug nach einer Fliege, die um seinen Kopf schwirrte.
    »Hallo!« rief Kinross. »Insekten!«
    »Ja«, gab Garcia sauer zu. »Auch kleine Tiere im Gestrüpp. Ratten und Eidechsen, glaube ich. Und einmal wurde ich vom Regen durchnäßt. Es ist nicht alles gut, Kinross.«
    »Komm, wir wollen uns diese Höhle einmal ansehen«, schlug Kinross vor. »Ich werde dir unterwegs erzählen, was ich erlebt habe.«
    Sie gingen eine halbe Meile flußaufwärts. Das Tal wurde enger, seine Wände ragten senkrechter empor. Ein Gewirr von dunklen Nutzholzbäumen füllte es. Das diffuse Licht aus dem stets bedeckten Himmel drang kaum in diese Finsternis ein. Dann kamen sie zu einer Lichtung mit einem Durchmesser von etwa hundert Metern, und Kinross sah, daß die dunkelbewaldeten Hänge an drei Seiten steil emporragten. Direkt vor ihnen lag die Höhle.
    Die verhältnismäßig schmalen Basaltkanten liefen schräg über hundert Meter den Hang hinauf und vereinigten sich oben, um ein umgekehrtes V zu bilden. An ihrem Fuß floß der Bach aus dem Höhlendunkel, teilte die Lichtung und verlor sich im dunklen Wald. Neben der Stelle, an der der Bach hervortrat, erblickte Kinross den podestartigen, etwa zwei Meter breiten Steinhügel, und er konnte Silva sehen und hören, der jammernd daneben hockte.
    »Ich kann mit Silva genausowenig reden wie mit Kerbeck«, sagte Garcia. »Silva glaubt,

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