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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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endlosen, faden Mahlzeiten. Und während der Stunde jeden Morgen, Nachmittag und Abend, wenn Erna draußen bei den Ställen war und Paul bei den Versuchstieren half, spielte Andrew wie ein Besessener alleine.
    Im Februar war die Beule auf die Größe eines Scheffelmaßes angeschwollen und hatte sich von ihm getrennt, bis auf einen knorplig-durchsichtigen, hautbedeckten Schlauch, durch den sein Herzschlag pulsierte wie in einer obszönen Nabelschnur.
    »Das ist, wie es sein soll«, sagte Paul.
    »Deck es zu!« befahl Andrew. »Ich will es nicht sehen!«
    Paul und Erna nagelten einen behelfsmäßigen Vorhang an die Decke, der Andrews Betthälfte von der des Klumpens trennte. Aber als die Märzwinde anfingen über die Hütte hinwegzuröhren, konnte er es nicht länger ertragen, in Unwissenheit zu verharren. Er schob den Vorhang beiseite, um nachzuschauen, und auf seinen Aufschrei hin kam Paul gelaufen.
    »Mein Gott, so sieht das aus? Was ist danebengegangen?«
    Es lag wie eine riesige Larve neben ihm, die Vorderseite des Kopfes war von Hautzipfeln überlappt, die so groß waren, daß sie sich zwischen die schwellenden Knollen falteten, die Augen hätten sein sollen. Die raupenähnlichen Arme waren über der faltigen Brust einwärts zusammengekrümmt.
    »Da ist nichts danebengegangen. Es ist genauso weit ausgebildet wie ein Fötus in diesem Stadium.«
    »Es sieht scheußlich aus!«
    Paul zog den Vorhang entschlossen wieder quer über das Bett und legte ein Beruhigungsmittel auf den Tisch. »Nimm das und hör auf, daran zu denken.«
    Andrew schluckte es hinunter und stellte das Wasserglas mit zitternder Hand zurück. »Das bin nicht ich«, sagte er mit belegter Stimme. »Das kann niemals ich sein.«
    »Versuch mit Nachdenken aufzuhören.«
    »Was hast du mit mir gemacht?«
    »Das, worauf du bestanden hast, daß ich tun sollte.«
    »Ich will aufhören. Schneid es ab. Töte es. Laß mich davon loskommen!«
    »Wenn ich das täte, würdest du sterben.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Du würdest sterben. Deine Körperfunktionen sind jetzt verändert.« Er ging hinaus und kehrte mit einem Spiegel zurück, den er Andrew schweigend in die Hand gab. Ihn böse anstarrend, nahm Andrew den Spiegel, warf dann einen Blick hinein, gab ihn zurück. Er wollte nicht sehen. Er war verhutzelt wie ein verbranntes Blatt. Seine Haut war ledrig und spannte knapp über Stirne, Kinn und die hervorstehenden Backenknochen, um Mund und Augen verrunzelt wie eine Dörrpflaume. Plötzlich wurde er gewahr, wie arg schwach er doch geworden. Er schloß fest seine Augen, zog sich in das kleine Boot zurück, klammerte sich daran fest, schwankend und schlingernd in der jetzt abscheuerregenden See, dabei das Saugen und Branden der Säfte seines alten Körpers hörend, das ausebbende Strömen seines Blutes.
    Er hatte einen Fehler gemacht. Er hätte seine Geschäfte nicht zurücklassen sollen. Das war die Aufgabe seines Verstandes, ihn davor zu bewahren, daß er von diesem verfallenden Kadaver überwältigt würde.
    Er verlangte nach einer ›Times‹, und Erna machte einen extra Abstecher per Anhalter, um sie zu beschaffen. Danach fuhr sie jeden Tag in die entfernte Kreisstadt und brachte ihm eine mit. Er begann, seinem Sekretär zu schreiben, und eines Tages kamen mit der Post große Umschläge an. Das beschäftigte ihn vollkommen, und er gratulierte sich, daß er zu der ihm gemäßen Beschäftigung zurückgefunden hatte. Aber im Juni war er zu schwach, um weiterzumachen.
    An diesem Tag, als er zugab, daß er nicht mehr weiterschreiben konnte oder auch nur ungelenk durch den Inhalt des letzten braunen Umschlags blättern, zog Paul den Vorhang wieder zurück. Zunächst weigerte sich Andrew hinzusehen.
    »Es hat sich verändert«, versicherte Paul ihm. »Riskier ruhig einen Blick.«
    Schließlich drehte Andrew den Kopf auf den Kissen.
    Neben ihm, den Kopf in der anderen Richtung, lag ein junger Mann.
    »Das bin nicht ich.«
    »Das bist du, ganz richtig.«
    »Das sieht mir nicht ähnlich. Ich habe nie so ausgesehen.« Er bemühte sich, sich aufzusetzen, war aber zu schwach. Paul kam ans Bett und half ihm.
    »Der Unterschied liegt nur im Grad der Abnutzung«, sagte Paul. »Das ist ein völlig ausgereifter Körper, aber er ist durch keinerlei Erfahrungen gekennzeichnet. Die Füße, zum Beispiel. Keine Hornhaut, keine Verformungen. Sie haben nie Schuhe getragen. Und das Gesicht. Sogar das Gesicht eines vierjährigen Kindes ist bis zu einem gewissen Grad vom

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