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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Pah! Der erste, der das vor fast hundert Jahren herausfand, war Holmes: ›Eine Seite Geschichte ist soviel wert wie ein Band Logik.‹« Seine Hände begannen wie rosa Mäuse das Trümmerfeld, welches seinen Schreibtisch bedeckte, zu durchwühlen. »Eigenartig, wirklich eigenartig. Ich habe es erst gestern hierhergelegt, genau neben den neunzehnhundertdreiundachtziger Band von ›Annual Index‹.«
    Edmonds hatte das Schauspiel schon hundertmal gesehen. Es faszinierte ihn immer wieder. Er wußte, daß Godwin tapfere Anstrengungen unternahm, alle seine Papiere und Akten auf dem Tisch zu behalten. Godwin ordnete bewußt nie etwas. Und obwohl sein Schreibtisch der größte in dem Marmorpalast war, verschwand er bald unter den Papiermassen, kurz nach seiner Berufung an das Bundesgericht. Danach konnten die Bündel nur noch vertikal anwachsen. Trotzdem behauptete die Legende, daß sein System in den ersten Jahren wirklich funktioniert hätte. Nichts konnte verlorengehen, es mußte da sein, irgendwo. Und da er wußte, daß es da sein mußte, scherte sich Godwin wenig darum, daß er danach graben mußte, bis er es gefunden hatte. Er entwickelte die Geschicklichkeit, Intuition und Geduld eines geübten Geologen, der genau die gesuchte Schicht freilegt. Vornübergebeugt konnte er nach einer Seite eines Aktenbündels spähen und es hochkant lesen, wie ein Altertumsforscher die Jahresringe der Bäume lesen würde oder ein Geologe in einem uralten Seengebiet. Einmal hatte Edmonds sich gefragt, ob Godwin gezwungen wäre, die Zeitbestimmung aufgrund von Kohlenstoffzerfall wiederzuentdecken. Aber dann kam der Tag, als Godwin seinen berühmten Widerspruch im Doppelten-Gefahren-Fall verlegt hatte. Laura Godwin mußte während der Ankleidezeit nach Hause fahren, um seine Durchschrift für den ›Hausgebrauch‹ zu holen. Damals hatte sie seine Untergebenen und Sekretäre zu einem blutigen Eid gezwungen, daß sie ungeachtet des Grimms des alten Manns ein funktionierendes Ablagesystem anlegen würden.
    Und nun durchwühlte Godwin die Stöße auf seinem Schreibtisch und rief durch die aufgewirbelten Staubmassen: »Gus!« Obwohl nur eine Silbe, war es ein langgezogener, klagender Schrei, voller Klangfülle, eine Mischung aus Flehen, Zorn, Bitte und Entrüstung.
    Seine dienstälteste Justizbeamtin, Fräulein Augusta Eubanks, eine Dame unbestimmbaren Alters, kam ruhig herein, in jeder Hand einen Pappbecher und eine Akte unter ihren Arm geklemmt. »Die Tyson-Akte, Mr. Godwin?«
    »Was denn sonst?« grollte er. »Ich wette, sie war irgendwo in diesem blechernen Abfalleimer vergraben, den Sie sich da draußen halten, um meine abgezählten Tage zu vergiften und mich zu foltern. Na, geben Sie’s rüber!«
    »Zuerst Ihre Pillen, Mr. Godwin. Und wir werden keine Szene machen im Beisein von Mr. Edmonds.«
    Edmonds nahm das alles gelassen hin. Er wußte zufällig, daß Laura Godwin Augusta zu ihrem Sterbebett gerufen und ihr das Versprechen abgerungen hatte, bei dem alten Mann zu bleiben, bis er zurücktrat. Er wußte außerdem, daß der alte Herr ein beträchtliches Vertrauen in Augusta setzte.
    Der alte Mann schluckte ohne Widerrede die Pillen und das Wasser hinunter. Sie gab ihm die Akte.
    »Man muß ihnen entschlossen gegenübertreten«, flüsterte er, als sie den Raum verließ. »Geduldig, aber entschlossen. Sie sind diejenigen, die der Senat vereidigen sollte. Sie denken, sie schmeißen den Laden. Und vielleicht tun sie es auch.« Er klappte kurz den Ordner auf. »Ah, hier haben wir’s schon. Erste Abhöraffäre, Kalifornien achtzehnhundertzweiundsechzig, nachdem sie die Telegrafenleitung über die Rockies verlegt hatten. Und Kalifornien war der erste Staat, der Abhören zum Verbrechen erklärte. Aber General Jeb Stuart von der Südstaaten-Kavallerie hätte seine Mißachtung nicht deutlicher ausdrücken können. Er hatte seinen persönlichen Abhörer im Feld. Sagt nichts darüber, wie sie’s anstellten. Vielleicht über einen Nebenanschluß. Und dann erfand Alexander Graham Bell achtzehnsechsundsiebzig das Telefon, und der Spaß ging erst richtig los. Die New Yorker Polizei hatte bereits jahrelang fleißig abgehört, als der erste Abhörprozeß achtzehnfünfundneunzig die Gerichte und Zeitungen aufstörte. Und hier ist eine Notiz über den Fall Olmstead gegen die Vereinigten Staaten, neunzehnachtundzwanzig vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt. Die Kripo hatte das Telefon von vier aufgebrachten Rumschmugglern angezapft.« Er lehnte sich

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