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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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Gedanke war zu gefährlich, zu explosiv. Würde er Siss mit einer normalen Frau betrügen? Natürlich würde er sie niemals verlassen, aber ein Betrug war sicher – sie würde so leicht zu täuschen sein. Welche Form würde das Ganze annehmen, eine nicht vom Intellekt diktierte Verbindung? Würde er die andere Frau offen zur Frau nehmen, mit einer einfachen Erklärung für Siss? Würde die andere versuchen, Siss zu vertreiben (das würde er nie zulassen, oder?), oder ihr eine untergeordnete Rolle in einem neu organisierten Haushalt zuschieben – etwas, was er vielleicht noch rational akzeptieren mochte? (Er hörte die andere schon reden: »Du willst doch sicher, daß unsere Kinder – die einzigen Kinder der Erde – intelligent werden, oder? Du möchtest doch wohl auch nicht, daß die neue Welt von schwachsinnigen Bälgern bevölkert wird?«)
    Seine Gedanken gingen zurück zu den möglichen Konsequenzen, falls die dritte Person männlich wäre. Angenommen, der Mann wäre kein Schachspieler? Angenommen, er wäre ein kompletter Rohling mit brutalen Instinkten? Müßte Martin dann Siss mit ihm teilen? Auf Eskimo-Art? Selbst wenn er sich (oder Siss) zu so einem Arrangement bereit fände, wie lange könnte das ohne Explosion gutgehen?
    Nein – es war einfacher, wenn schon, dann von zwei anderen Leuten zu träumen, einem Mann und einer Frau, die sich ihr Leben schon geschaffen hatten, die sich bereits arrangiert hatten.
    Dennoch – wie lange können zwei Paare – und nur zwei – Seite an Seite nebeneinander herleben, ohne daß etwas überkocht? Frauentausch war sogar in den alten Tagen, als es noch alle Arten von Unterhaltung gegeben hatte, eine sehr beliebte Einrichtung gewesen, warum sollte daraus nun in einer entvölkerten Welt nicht ein täglicher Zeitvertreib werden?
    Nein – es war besser, ohne eine dritte oder vierte Person auszukommen – wenigstens solange, wie nicht unendlich viele andere daneben existierten …
    Ja, aber er fühlte sich so einsam !
     
    »Ich fahre in die Stadt«, erklärte er Siss.
    Sie waren eine ganze Weile ohne die Stadt ausgekommen. Sie hatten gelernt, mit den Dingen, die sie hatten oder selber machen konnten, auszukommen. Sie ließen die Kleider verschleißen und ersetzten sie nicht, pflanzten ihre Nahrungsmittel selber an und machten das Landhaus zum Mittelpunkt ihrer Welt. Aber nun mußte er zurückkehren.
    Sie schien etwas davon in seinen Augen gelesen zu haben. »Laß mich für dich gehen«, sagte sie. »Sag mir nur, was du möchtest.«
    Manchmal drückte sie sich so ironisch aus, daß er flüchtig vermutete, sie habe nicht nur Intelligenz, sondern auch noch Verstand.
    »Nur sagen, was ich möchte. Als ob –« Er verstummte. Als ob er ihr das sagen könnte. Als ob er es selbst wüßte.
    Er wußte nur, daß er für kurze Zeit raus mußte. Er wollte allein sein, allein mit seinen Erinnerungen an eine bevölkerte Erde.
    Außerdem brauchte er was zu trinken.
    Vor langer Zeit hatte er es sich zur Regel gemacht, nie Alkohol im Hause zu haben. Es schien eine allzu große Versuchung zu sein, wenn immer etwas davon in Reichweite war. Er konnte sich schon fast sehen, herabgesunken zu einem Säufer, einen nicht enden wollenden Vorrat zur Hand, mit einer ergebenen Frau, die alle anfallende Arbeit täte – wie leicht würde er vertieren, zu einer Kreatur mit einem in Whiskey ertrunkenen, schrumpfenden Hirn werden.
    Das gäbe passende Eltern für diese Welt, so ein Paar.
    Also hatte er sich vorgenommen: Trink soviel du magst, wenn du es nötig hast – in der Stadt, aber bring das Zeug nicht nach Hause.
    Und deshalb mußte er Siss sagen: »Ich weiß nicht genau, was ich möchte. Ich möchte nur einfach in die Stadt.«
    Und sie sagte: »Na gut, Mr. Ralph, wenn es sein muß!«
    Da war sie wieder, diese Einfühlungsgabe, wenn es das gab. »Wenn es sein muß«, hatte sie gesagt, obwohl er von mögen, nicht von müssen gesprochen hatte.
    »Es muß«, sagte er. »Aber ich komme bald wieder. Kann ich dir irgendwas mitbringen?« Sie sah sich in der Küche um und fing an, etwas aufzuzählen, unterbrach sich dann aber und meinte: »Nichts, was wirklich nötig wäre. Geh nur, Mr. Ralph, und bleib solange du Lust hast. Dann habe ich endlich Zeit zum Beerenpflücken, das wollte ich schon lange einmal tun.«
    Sie wirkte so rührend, daß er fast dageblieben wäre. Aber dann küßte er sie – in diesem Augenblick dankbar, daß sie seine Siss war und nicht irgendeine allzu clevere, verschrobene
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