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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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wissen, haßt er unsere Stärke zu Recht, und er glaubt uns kein einziges Wort. Ich sage es noch einmal, daß der Präsident mich darauf hingewiesen hat, daß es absolut erforderlich ist, daß wir unsere Pläne für die Phalanx fertigstellen und sie unter Gefechtsbedingungen ausprobieren, so daß wir besser in der Lage sind, unser Potential abzuschätzen, falls wir mit einem größeren Landkrieg konfrontiert werden …«
     
    Thornton hörte nicht mehr zu, er ließ seinen Blick von dem wie handgearbeiteten, ledernen Gesicht des Sekretärs zum Fenster gleiten, das einen Ausblick auf die Tennesseeberge im Vorfrühlingskleid freigab. Hornsträucher und Judasbaum standen in Blüte, und ein scharfer Wind zauste sie unbarmherzig. Wind zum Drachensteigenlassen. Wind zum Segeln. Segeln … Er lächelte innerlich und wünschte sich, daß er entlang der Küste segeln gehen könnte mit dem seltsamen, flachbordigen Skiff, das Gregory irgendwann in der weit zurückliegenden, fast vergessenen Vergangenheit aufgelesen hatte. Vor fünfundzwanzig Jahren, du lieber Gott. Einen Moment lang rüttelte der Gedanke an seinen Kindheitsgefährten irgend etwas in ihm wach, und seine Hand, die eben noch mit einem Bleistift gespielt hatte, umschloß diesen krampfhaft.
     
    Mit einem heftigen Ruck wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Sekretär zu, der inzwischen vom vertrauten Konferenz-Bla-Bla zu etwas Neuem übergegangen war. »Ich setze den ersten Simulationstest für heute in einem Monat an und zwei Monate später den ersten Test unter Gefechtsbedingungen.« Es kam noch mehr dergleichen, aber Thornton sperrte sich, weiter zuzuhören. Sie sollten also statt achtzehn zwanzig Stunden am Tag arbeiten. Er schauderte innerlich zusammen und beschloß, daß er sich nichts daraus mache. Mit Aufputschpillen und Kaffee würden sie sich alle so lange auf den Beinen halten, bis sie zusammenbrächen; und es interessierte niemanden, in welcher Verfassung sie sich nach Ablauf des Jahres befänden. Ein Jahr Institut, ein Jahr Ruhepause, dann zurück zur Universität, um den Anschluß nicht zu verpassen, Vorlesungen über Theorie des fortgeschrittenen Programmierens und sein eigenes, enges, ruhiges Labor. Und zurück zur Familie, natürlich.
     
    Thornton kehrte nach der Sitzung in sein Büro zurück und sah sich bedeutungslosen Produkten der anderen Abteilungen gegenüber, die er in ein Programm zu transformieren hatte. Er versuchte vorsätzlich, die meisten Probleme, an denen er arbeitete, nicht zu verstehen. Er wollte nicht wissen, wozu die Phalanx fähig wäre und wozu nicht.
    Er teilte seinen Tag in Drittel ein: im ersten Drittel, von 8.45 bis 1.00, beschäftigte er sich mit dem fortgeschrittenen Programmieren, soweit er dafür zuständig war, nach dem Mittagessen, von 1.30 bis 5.30, überprüfte er die von anderen vorbereiteten Arbeiten, manchmal akzeptierte er sie, oft schickte er sie zurück; ab 7.30, bis er vor Erschöpfung erlahmte, arbeitete er mit dem Computer und suchte nach Fehlern. Dann traumerfüllter Schlaf bis 7.30 am nächsten Morgen. An drei Tagen in der Woche verbrachte er von 5.30 an eine halbe Stunde bei seinem Psychotherapeuten, und ihm berichtete er sämtliche interessanten Ideen, die ihm während seiner Tag- oder Nachtträume gekommen waren. Sein Psychotherapeut, Dr. Feldman, glaubte uneingeschränkt an die schöpferische Fähigkeit des Unterbewußten, brauchbare Ideen hervorzubringen, die im allgemeinen beiseite geschoben wurden, weil sie zu weit abseits vom Interessengebiet des Interessenten lagen. Jetzt, wo er erkannte, worauf Feldmans Interesse gerichtet war, durchforschte auch Thornton seine Träume und Phantasien nach solchen Ideen und war überrascht festzustellen, wie viele es davon doch gab. Überrascht und erregt. Das war etwas, was er gedachte vom Institut mitzunehmen, wenn er es verließ. Das meiste davon, so hatte er sich geschworen, wollte er für immer hinter sich lassen.
     
    Er erzählte Feldman den Traum, ohne seine Aufzeichnungen zu benutzen. »Ich war in der Kabine eines Raumschiffs, das eingefrorene Passagiere zu einem entfernten Sternsystem trug. Ich war für sie verantwortlich. Alles funktionierte reibungslos.« Er erzählte im einzelnen, wie er sein Frühstück zubereitet hatte, und kam dann zu dem Zwischenfall mit dem Buch. »Es war eine Abart des Mikrofilms, ich vermute, etwas vereinfacht. Ich las den Titel, etwa so, wie man das Etikett einer Zwirnrolle lesen würde; sie fühlte sich sogar an wie eine

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